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Alt oder neu: Welche Stile dominieren in der Schweiz?

Photo by Patrick Robert Doyle on Unsplash

Unsere Schweiz ist als dezentes und neutrales Land bekannt, dabei gerät die Schönheit unserer Bauten oft in Vergessenheit. Das typische „Schweizerhaus“ ist nur eines der beliebten Modelle der damaligen und heutigen Zeit, das beeindruckt. Imposante und pompöse Bauwerke gibt es nur wenige, denn in der Schweiz dominiert die Natur. 

Selbst die Kurhäuser, Spielbanken und Theater sind dezent und dennoch attraktiv. Zu der modernen Zeit gehört natürlich auch, dass sich Services ins Internet verlagern. So kann man z.B. auch das Casino777 online besuchen, statt in einem altehrwürdigen Gebäude zu spielen. 

Andere Bauwerke sind hingegen Wahrzeichen und bekannte Merkmale des Landes, wie beispielsweise auch die Baustile zeigen, die wir im Folgenden näher analysieren werden.

Reise in die Vergangenheit – die Geschichte der Architektur der Schweiz
Die frühere Schweizer Architektur wurde massgeblich von der Lage geprägt. Die Schweiz war Zentrum der wichtigsten Handelsrouten und stand unter dem Einfluss von vier verschiedenen Landessprachen. Das hat sich auf die Architektur niedergeschlagen. 

Die alten Römer und Italiener brachten im nördlichen Bereich der Alpen ihre einheimische Architektur mit. Sie stiessen auf den deutsch-germanischen Stil im Süden, während im Osten der Schweiz die französischen Einflüsse zur Geltung kamen. Von Gotik über Renaissance bis zur modernen und postmodernen Architektur sind im Land alle denkbaren Stile vertreten. Durch den modernen Architekten Le Corbusier wurden Teile der Schweizer Architektur in die Welt verteilt. 

Die isolierten Dörfchen im Alpenvorland entwickelten landestypische Stile
Im Alpenvorland der Schweiz lebten die Menschen weitgehend isoliert. Die kleinen Dörfchen waren geprägt von bäuerlichen Dörfern, die sich erheblich voneinander unterschieden. Auch hier war der Einfluss der Sprachen ein Hauptmerkmal. Bis heute bekannt ist der Schweizer Chalet-Stil, der sich im 19. Jahrhundert entwickelte. 

Das architektonische Erbe ist bis heute in vielen Regionen des Alpenvorlandes erhalten geblieben. Gefördert wird der Erhalt einerseits von historischen Denkmalschutzgesetzen und andererseits durch den Schweizer Heimatschutz. Letzterer vergibt einmal jährlich den Wakker-Preis an Gemeinden, die ihr architektonisches Kulturgut bewahren. 

Die vorromanische Architektur in der Schweiz
In der vorromanischen Zeit war die spätere Schweiz nur dünn von Menschen besiedelt und es gab nahezu keine Gebäude aus der damaligen Zeit. Zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert dann wurden vor allem Klöster in der Schweiz erbaut, im karolingischen Architekturstil. 

Zeugnisse der Zeit gibt es bis heute, so zum Beispiel in Form der Saint John Abbey Kirche, einem UNESCO-Weltkulturerbe, das auf Zuruf von Karl des Grossen entstand. Auch die Abtei in St. Gallen war ein solches Monument der Zeit. Sie wurde ab dem Jahr 1755 jedoch umgebaut, dann im barocken Stil. 

Im 11. Jahrhundert kam es zu einer Welle des Baus, es entstanden zahlreiche neue Klöster und Kirchen. Die Bischöfe der grossen Regionen Sion, Genf, Chur, Basel und Lausanne setzten auf romanische Kathedralen mit einigen gotischen Elementen. Heute sind die grössten kirchlichen Bauwerke neu aufgebaut worden, das romanische Architekturmuster ist aber bis heute zu sehen. 

Starke Prägung der Schweiz durch die Renaissance
Bis heute ist in der Schweiz erkennbar, wie stark sich die Renaissance im 16. Jahrhundert im Land ausgebreitet hat. Vor allem im Tessin war das Thema Architektur zu diesem Zeitpunkt wichtig. Das von Regelmässigkeit, Proportionen, Symmetrie und Geometrie geprägte Zeitalter ist heute noch unschwer erkennbar. 

Die Tessiner Kirchen wurden seinerzeit nicht neu erbaut, sondern vielfach nur verwandelt. So zum Beispiel im Jahr 1517, als die San Lorenzo Kathedrale mit einer neuen, der Renaissance entsprechenden, Fassade wieder aufgebaut wurde. 

Der Schweizer Heimatstil – bis heute erhalten
Mit dem Jugendstil breitete sich ab 1910 auch der Heimatstil in der Schweiz aus. Dieser individuelle Stil wurde ins Leben gerufen, um der Industrialisierung entgegenzuwirken und die traditionelle Heimat zu erhalten. Es ging primär um die Anwendung traditioneller Bauelemente, die auch in modernsten Gebäuden nicht fehlen dürfen. Ausserdem war das Ziel der Erhalt der Stadtansichten und der Gebäude. In der Schweiz waren es Alpwirtschaft und Landwirtschaft, die gut sichtbar erhalten bleiben mussten. 

Zwar entstanden moderne Wohnhäuser, Schulen, Industriegebäude und Hotelkomplexe, doch sie wurden in traditionellen Designs und mit bewährten Materialien gefertigt und ausgestattet. Im Jahr 1905 gründete sich in der Schweiz der Heimatverein, mit dem Ziel, die Traditionen des Landes zu erhalten. 

Schon fünf Jahre später waren mehr als 7.000 Mitglieder vorhanden. Seitens des Vereins wurde eine monatliche Zeitschrift an den Mann gebracht, die Beispiele für schlechte Architektur deklarierte. Der Verein ging auch aktiv gegen Autobahnen vor und leitete mehrere politische Kampagnen in die Wege. 

Es ist der gleiche Verein, der einmal pro Jahr den Wakker-Preis vergibt, um die Traditionen der Schweiz aufrechtzuerhalten. Dazu gehören auch die beliebten Schweizer Häuser, die heute sogar in verschiedenen Bereichen Europas zu entdecken sind. 

Das Schweizer Haus – auch als Schweizer Stil bezeichnet
Das Schweizer Haus ist ein alpenländisches Bauernhaus aus der Zeit des Historismus. Charaktertypisch kragt das Dach weit hervor und ist dabei flach geneigt. An den Balkonen und Dächern dominieren Brettschnitzereien, die die Naturverbundenheit der Schweizer belegen sollen. Einprägsam sind die Giebel der Schweizer Huser, die ebenfalls mit Verzierungen und Besonderheiten aufwarten. 

Umgesetzt wurden Schweizer Häuser nicht nur in der Schweiz selbst, sondern auch in Österreich, Deutschland und Skandinavien. Die Tradition der romantischen Erhaltung schwappte Anfang der 1920er-Jahre nach ganz Europa über. In Landschaftsgärten wurden vermehrt Schweizer Häuser errichtet, vor allem in der Grenzregion zwischen Deutschland und Österreich sind die Bauten teils bis heute zu bewundern. In Deutschland gilt Dresden ausserdem als die „kleine Schweiz“ des Landes. Viele Villen wurden dort im Schweizerstil erbaut und sind bis heute erhalten. 

In Garmisch-Partenkirchen wurde einst das Königshaus am Schachen für den bayrischen König Ludwig II. errichtet. Er wünschte sich ein typisches Bauwerk im Schweizerstil, das bis heute erhalten ist. 

Fazit: Die Schweiz erhält viel von ihrer Tradition
Gemessen an der geopolitischen Lage kann sich die Schweiz sehr glücklich schätzen. Eingebettet in wunderschöne Natur liegt ein Land, das sich der Neutralität und Liebe zur Heimat verschrieben hat. Für Touristen sind es eindrucksvolle Momente, wenn sie auf Bauwerke von jahrzehntelanger Tradition blicken können. In Deutschland beispielsweise zählen die erhaltenen Schweizerhäuser zu den Sehenswürdigkeiten. 

Für die Schweizer selbst sind die traditionellen Bauwerke ein wichtiger Teil ihres Lebens. Schon Generationen vor der modernen Zeit versuchte man, sich der immer weiter voranschreitenden Modernisierung entgegenzustellen. Und auch wenn die Schweiz heute als eines der fortschrittlichsten digitalen Länder gilt, geht die Liebe zur Tradition nicht verloren.