Gerade in Küche und Bad wollen wir auch noch in einigen Jahren aktiv sein und uns unabhängig bewegen. Welche strategischen Tipps gibt es hier zu beachten? Wir führten dazu ein Hintergrundgespräch mit dem Geschäftsführer und Inhaber der Meyer AG.

Unsere Gesellschaft wird älter. Was kommt da auf ein Unternehmen wie Ihr Haus, der ja Zulieferer ist, in den nächsten Jahren zu?
Zuallererst ist Älterwerden keine Krankheit. Das wird leider immer noch unterschwellig kommuniziert, wenn wir beispielsweise vom «behindertengerechten Bauen» sprechen. Da aber ausnahmslos jeder davon betroffen ist, ist es wichtig, sich ständig mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die Wünsche und Anforderungen der älter werdenden Generation verändern sich. Wir müssen diese Bedürfnisse kennen und erkennen und dann versuchen, diese mit den gesetzlichen Vorgaben unter einen Hut zu bringen. Dabei gilt es aber, eher positive Assoziationen wie das Stichwort «mehr Komfort» in den Fokus zu nehmen.

Gibt es dazu Kundenwünsche, und welche sind das?
In unserem Bereich als Mineralwerkstoffverarbeiter ist in Badezimmer und Küche die Hygiene ein zentrales Thema. Diesen Ansprüchen versuchen wir, mit praktischen Detaillösungen gerecht zu werden.

Fangen wir bei den Böden an. Wie sehen die Lösungen hier aus?
Das ist einfach zu beantworten. Es geht um den Einsatz von schwellenlosen, möglichst pflegeleichten Bodenbelägen.

Eine zentrale Herausforderung wird die verstellbare Höhe von Küchenmöbeln sein. Sehen Sie schon, was sich hier am Markt durchsetzen wird?
Muss die Küche der Zukunft wirklich in der Höhe verstellbar sein – am besten noch per Tablet oder Smartphone? Da ist wohl eher der Wunsch der Verkäufer Vater des Gedankens. Ich glaube es nicht. Es ist aber unbestritten wichtig, dass auf die individuellen Bedürfnisse des Anwenders eingegangen wird. Dabei sind natürlich die Normhöhen nicht in Stein gemeisselt und sollen optimal für den Kunden geplant und ausgeführt werden. Wir brauchen hier aber einfache und klar funktionale Lösungen. Technologische Spielereien mit wenig Zusatznutzen helfen uns hier nicht weiter.

Schubladen müssen vermutlich noch einfacher und funktionaler werden?
Da werde jetzt sicher einige Kollegen nicht gleicher Meinung sein wie ich: Aus meiner Sicht werden Schubladen eher kompli­zierter und störungsanfälliger.

Warum das?
Früher hatte die Schublade einen Griff. Daran wurde die Schublade herausgezogen und genauso wieder hineingeschoben. Einfacher geht es nicht und funktionierte immer. Die ganze Hype um grifflose und sogar elektrisch zu öffnende Schubladen kann ich nicht nachvollziehen. Beim Kehrichtfach mag das ja sinnvoll sein. Aber beim ganzen Rest verursacht es mehr Probleme als Nutzen. Grifflose Hochglanzfronten sind ständig voller Fingerabdrücke, bei Türen weiss ich nicht, muss ich jetzt links oder rechts drücken? Dazu die ganzen Schnäpper, Federn und Dämpfungsmechanismen, die den Geist aufgeben und die Leute nur verärgern und vom Schreiner – natürlich unbezahlte – Service-Einsätze erfordern.

Und Kanten und Ecken sind eher zu vermeiden?
Dieser Meinung bin ich auch. Manchmal wird es schwierig, ästhetische und praktische Wünsche zu vereinen. Leider beharren vor allem Architekten oftmals auf möglichst kantiges Design.

Ihr Thema ist Holz. Wie kommt das alte Material mit den neuen Steuerungstechnologien klar?
Da sehe ich absolut keine Probleme. Kaum ein anderer Werkstoff ist so vielseitig einsetzbar. Mit sich ständig weiterentwickelnden Verarbeitungstechniken und optimal angepassten Leimen und Lacken oder Ölen kann Holz praktisch überall eingesetzt werden.

Beraten Sie Ihre Kunden, die Schreiner, auch?
Als Zulieferbetrieb beraten wir unsere Kunden selbstverständlich gerne, um zusammen eine möglichst optimale Lösung zu erarbeiten. Gerade bei Schreinern, die keine Erfahrung mit Mineralwerkstoffen haben, ist es wichtig, dass sie auf uns als starker Partner im Hintergrund zählen können. Oft ist leider schon alles entschieden, wenn wir ins Spiel kommen, und die Zeit drängt. Ich wünsche mir, früher an den Projektprozessen beteiligt zu werden. Wenn man früh genug zusammen reden könnte, wären oft noch bessere oder einfachere Lösungen möglich.

Zentrale Tipps für das Bad
Das Badezimmer ist ein Bereich mit hoher und vor allem meistens folgenreicher Unfallquote. Deshalb ist es wichtig, diesen Bereich hindernisfrei und ergonomisch zu gestalten. Das beginnt bereits beim Eingang. Die schwellenlose Tür soll ausreichend breit (80–90 cm) sein, um auch mit Gehhilfe oder Rollstuhl problemlos passierbar zu sein.

Die Tür sollte nach aussen zu öffnen sein und sich auch von aussen (zumBeispiel mit Vierkantschlüssel) entriegeln lassen. Der Boden im Innern soll rutschfest gestaltet werden.

Eine gute Beleuchtung im Bad ist unabdingbar und äusserst wichtig. Die Dusche wird ausreichend gross (min. 1 x 1.2 m) in einer der Tür gegenüberliegenden Ecke eingebaut. Der Einstieg soll möglichst eben sein und sich farblich klar vom Raum­boden abheben. Die Duschen­gleitstange wird gleichzeitig als Haltegriff ausgebildet.

Badewannen sollen möglichst tief eingebaut werden, im Idealfall ist der Badewannenboden auf gleicher Höhe mit dem Raumboden. Waschtisch, Spiegelschränke, und deren Bedien­elemente in gut erreichbarer Position planen und montieren. Waschtische möglichst unterfahrbar, mit ausreichender Beinfreiheit. Scharfe Kanten und Ecken sind möglichst zu vermeiden. Integrierte Haltegriffe an Waschtischen sorgen für zusätzliche Sicherheit.

Ein zentrales Thema ist die Hygiene. Die Verwendung von pflegeleichten, porenlosen Materialien wie zum Beispiel dem Mineralwerkstoff VARICOR® erleichtern die Reinigung und Instandhaltung. Durch die Anformung von Hohlkehlen oder Armaturenbänken kann die Bildung von Schmutz- und Kalkrändern weitgehend verhindert werden.

Weitere Informationen:
www.meyer-systeme.ch