Rainer Klein ist Geschäftsleiter von küche schweiz.

In der Küche wird analog gearbeitet, nicht nur filigran und vorsichtig, sondern mit Leidenschaft. Wasser, Dampf, heisse Öle, klebrige zuckerhaltige Substanzen und aggressives Salz setzen elektrischen Geräten jeder Art zu. Elektrische Geräte bieten enorme Vorteile für die moderne Küche, dies wissen alle, die schon einmal auf offenem Feuer gekocht haben, stellen aber auch höhere Anforderungen an die Gerätehersteller und Küchenverkäufer, um die Potenziale der unterschiedlichen Anwendungen sinnvoll und nutzenbringend zu verknüpfen, damit die Küchenkäufer von den Vorteilen profitieren. Digitalisierung in der Küche ist kein eigenständiges Ziel, sondern Mittel zum Zweck.

Zunächst gilt es, das Thema Sicherheit und seine aktuellen Anforderungen an die Planer und Gerätehersteller zu thematisieren. Die Küche ist der Bereich im Haus mit der höchsten Planungsdichte, in ihm kommen auch Risikofaktoren – wie Wasser, Feuer und Elektrizität – auf engstem Raum zusammen. Das Wissen um Gefahrenpotenziale ist je nach Erfahrung und Alter der Nutzer in der Küche sehr unterschiedlich. Die Digitalisierung leistet einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit und verringert das Unfallrisiko. Dies betrifft nicht nur klassische Einbaugeräte. Sicherheitsrelevante Digitalisierung beeinflusst auch die Bereiche Licht oder Lüftung und Beschläge. «Stand-alone» Lösungen sind passé. Die Zulieferindustrien forschen und handeln interdisziplinär. Das Modell «Industrie 4.0» ist kein Gedankenspiel mehr, sondern Realität.

Auf jeden Fall werden immer mehr Gerätschaften in der Küche online vernetzt. Das hat gleich mehrere Vorteile. Fehler können durch Fernwartung von den Herstellern behoben werden. Updates versorgen die Geräte mit Zusatzfunktionen und tragen zu erhöhter Effizienz bei. Der Mehrwert liegt nicht mehr zwingend bei der Anschaffung zusätzlicher neuer, sondern bei der Ausweitung der Fähigkeit bestehender Geräte. Der Energiebedarf wird besser kontrolliert. Die Funktionsvielfalt nimmt zu. Ob die Lebensdauer der Geräte erhöht wird und natürliche Ressourcen geschont werden, wird sich erst in der Zukunft zeigen. Diese Entwicklung wäre aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht zu begrüssen.

 Wem Sprachsteuerung zu weit geht, wer automatisierte Bestellvorschläge des Kühlschranks für unnötig hält, kann dies für seine Küche auch weiter klassisch handhaben. Er sollte aber bedenken, dass gerade dies für andere ein Segen sein kann. Der gesunde Mensch hat die Wahl, was und wie er Dinge nutzen will. Digitale Butler und ergonomisches Bauen in der Küche ermöglichen Menschen mit starken körperlichen Einschränkungen ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Räumen und somit eine bessere Lebensqualität.

Digitalisierung ist per se an elektrifizierte Geräte gebunden. Den Begriff Smart Home auf Digitalisierung zu reduzieren, erscheint mir allerdings zu kurz gegriffen. Smarte Werkstoffe basierend auf Nanotechnologie halten Einzug, seien dies Glas, Oberflächen und Beschichtungen unterschiedlichster Art. Sie wird zu funktionellen Innovationen beitragen und zu laufend erhöhten Ansprüchen an Sicherheit, Komfort und Hygiene in der Küche beflügeln.

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