Sogenannte LED, moderne energiesparende Leuchtdioden, sind in Privathaushalten schon weit verbreitet. Nicht jedoch bei professionellen Verwendern in der Schweizer Wirtschaft. Hier sind noch einige Aufklärungshürden zu nehmen. bauRUNDSCHAU war bei einem Panel in Zürich und führte anschliessend ein Interview.

Herr Svanberg, Sie sind ein LED-Missionar. Jetzt kann man die These wagen, LED-Lösungen haben inzwischen gut den Markt durchdrungen. Das trifft auf jeden Fall für den privaten Bereich zu. Im Businessbereich gibt es zwar noch Nachholbedarf, aber wir sind auf einem ­guten Weg. Warum sehen Sie das etwas anders?
Gerade beim Thema Business gibt es noch viel Luft nach oben. Es fehlt schlicht die Kenntnis über die Möglichkeiten, beim Thema Effizienz bares Geld zu sparen. Die Einsparpotenziale sieht man nicht, da die Verantwortlichen eine «Lifetime Cost Calculation» (LCC-Analyse) unterlassen. Diese sollte aber gerade im industriellen Bereich implementiert sein.

Auf den Punkt gebracht heisst dies, dass Unternehmensverantwortliche nur den ersten Blick wagen, nur das Preisschild sehen und nicht das Energiegeschehen über einen längeren Zeitraum und im Rahmen der gesamten Wertschöpfungskette im Griff haben wollen? Zudem haben Manager in grossen Unternehmen nur ein Quartal im Blick.
Das ist ein Grund. Der zweite Grund liegt in der grundsätzlichen Betrachtungsweise. Oft ist man kritisch gegenüber neuen Technologien eingestellt, da man immer noch die Kinderkrankheiten eines noch jungen Marktes im Kopf hat. Man hat diese dann im Consumer-Bereich gesehen und ist bei folgender Position stehen geblieben: «Das kommt mir nicht in mein Büro oder meine Fertigungshalle.»

Das waren und sind dann die typischen Billigprodukte aus Asien, die Qualitätsprobleme haben und immer noch das Vorurteil über LED-Lösungen bestätigen: LED wirken atmosphärisch kalt.
Richtig. Auch namhafte Hersteller haben in ihrem Portfolio billige chinesische LED-­­Röhren, die in Teilen ja auch für den Consumer-Bereich passen, in Businesswelten aber überfordert sind, schon aus dem Grund, da die Brenndauer völlig unzureichend ist.

Nun sind viele alte Lösungen auf dem Markt im Einsatz, und Ihre neue Lösung ist vergleichsweise auf den ersten Blick teuer. Aufgrund dieser schwierigen Situation bieten Sie eine Mietlösung an?
Ja, wir sind damit auf dem Markt und ­haben Erfahrungen sammeln können. Wir haben Röhren, die seit fünf Jahren in Fabriken im 24 / 7-Modus im Einsatz sind und immer noch brennen. Wir stehen dafür auch ein, da wir die Leuchtmittel vermieten. Die gehören uns, wir haben aber das Problem am Hals, wenn es Schwierigkeiten gibt und nicht der Kunde in Turbulenzen geraten soll.

Können Sie das noch mit einer Zahl vergleichen?
Wir haben ein Leuchtmittel, welches innerhalb der ersten 50’000 Stunden weit weniger als ein Prozent Ausfallrate aufweist.

Um dieses USP (unique selling proposition), unser Alleinstellungsmerkmal, weitergeben zu können, tauschen wir mit unsern Partnern Bilfinger und EKZ Eltop die Röhren auf unsere Kosten aus. Wir stehen zudem zu unserer Abmachung, dass unsere Kunden, im Rahmen der gesamten Mietdauer, optimale Lichtverhältnisse haben. Solange sie Licht haben, können sie auch ihre Miete bezahlen.

Dabei muss ich nicht die ganzen Systeme austauschen, sondern es geht nur um den Austausch von Röhren?
Ja, man kann die vorhandenen Systeme nutzen. Wir haben Retrofit-Lösungen, sprich Nachrüstungen, im Angebot. Es gibt aber auch andere Wege. Viele Leuchtmittelhersteller bauen Leuchten für unsere Leuchtmittel. Das sind Standardleuchtmittel, die man auch vom Mitbewerber kaufen kann.

An welchen Punkten lassen sich die Qualitätsunterschiede festmachen?
Wir haben die komplette Produktion in ­Europa. Es gibt bei uns ein geschütztes Abkühlsystem mit einem Aluminiumkörper, der die geringe Wärme bei LED-Lösungen optimal ableitet. Diese Modelle und Erfahrungen haben wir von der Automobilindustrie in die Gebäudetechnik transferiert. Zudem haben wir einige langlebige Komponenten entwickelt, um beispielsweise den Wechselstrom in Gleichstrom zu führen. Diese integrieren wir in die Leuchtmittel und nicht in die Leuchte.

Kommen wir nochmals genauer auf die atmosphärische Frage zu sprechen. LED haben immer noch einen kalten Ruf. Was antworten Sie auf solche Vorbehalte?
Das ist eine veraltete Sichtweise. Früher gab es sehr blaues Licht auf dem Markt. Je kälteres Licht, desto mehr Lumen pro Watt konnte man produzieren. Das war die Faustregel der Hersteller, die aber bei Verbrauchern nicht gut ankam. Inzwischen können wir wählen. Wir haben warmes Licht, kaltes Licht und können mit  LED-Lösungen Tageslichtabläufe simulieren. Wir können dem Kunden das Licht ­liefern, welches zu ihm passt. Wir sprechen von Lichtfarben. 4 000 K (Kelvin) verwendet man in Büroräumlichkeiten, und in Tiefgaragen geht es eher auf 5 000 K (Kelvin). Das Ziel ist, Transparenz zwischen Kunst- und Tageslicht herzustellen. Die Lichtfarben sollen sich überschneiden. Zwielicht ist für den Lichtexperten und auch für den Alltag ein ungemütlicher Zustand.

Jetzt geht es darum, die Umrüstung in der Schweiz voranzutreiben. Wir stehen ja vor einer Energiewende. Haben Sie hier an die Politik Forderungen?
Es ist unverantwortlich, dass man in Leuchtmitteln immer noch Schadstoffe wie Quecksilber duldet. In Energiesparlampen und einigen Leuchtstoffröhren befinden sich immer noch Schadstoffe wie Quecksilberoxyd. Das ist ein unhaltbarer Zustand. ­Anfang der Neunzigerjahre gab es das Aus für Quecksilber in fast allen Branchen – das reichte von der Automobilindustrie bis zum Zahnarzt. Hier ging es um Queck­silber, welches in festen Formen eingebunden war. Bei den Röhren, die immer noch erlaubt sind, tritt Quecksilber in Gasform auf. Hier muss der Gesetzgeber endlich handeln.

Sie sind, um das deutlich zu sagen, noch in einem Nischenmarkt, auch wenn Sie IKEA als Grosskunden gewonnen haben. Wann kommt es zum Durchbruch, und was braucht es dazu?
Ich kann da nur einen Dreiklang vorschlagen: Aufklärung, Aufklärung und nochmals Aufklärung. Es geht darum zu verdeutlichen, dass viele Vorteile wie zum Beispiel die Erzielung von sofortigen Einsparungen möglich sind. Gerade die Führungsebene, die Chefs und das Top-Management gilt es zu überzeugen. Es geht hier um ein Kostenmanagement, welches man langfristig im Griff hat.

LED-Leuchtmittel brauchen aber auch Vorbilder. So haben wir bei IKEA in der Schweiz eine Ausschreibung gegen namhafte Mitbewerber gewonnen. Jeder Kunde, der unsere Lösung gekauft hat, setzt es um und ist zufrieden. Es ist aber vielen immer noch nicht bewusst, dass bei gleicher Leistung so viele Kosten einzusparen sind und gleichzeitig die ökologische Lösung sehr viel besser aussieht wie bei klassischen Varianten.

Gibt es da auch Bremser?
Ja, wenn Sie ein Hausmeister in einem ­öffentlichen Schulkomplex sind und jede Woche mehrere Birnen und Röhren austauschen, haben Sie oft kein Interesse an nachhaltigen Lösungen.

Das ist eine nette Geschichte, aber kein Hauptargument?
Natürlich. Es gibt Mitbewerber mit klassischen Lösungen, die gut im Markt verankert sind. Das ist ein weiteres Argument, die Chefetage in die Entscheidung bei neuen Lichtlösungen mit einzubeziehen.

Haben Sie sich für die nächsten Jahre Ziele vorgenommen?
Ja. Wir wollen, dass zehn Prozent der Leuchtmittel im Businessbereich innerhalb der nächsten drei Jahre zu LED-Röhren wechseln.

Das ist ein sportlicher Anspruch. Ich wünsche nachhaltigen Erfolg dabei.

Weitere Informationen:
www.gltrent.com
www.ch-fm.bilfinger.com
www.ekzeltop.ch