Der flüchtige Rauch und der feste Stahl sind ein inspirierendes Kommunikationspaar. Früher konnten wir dies mit staunenden Kinderaugen an Dampflokomotiven beobachten. Der Stahl und der Rauch symbolisierten Kraft und Fortschritt der Moderne. Heute gehen wir andere Wege. Zum Beispiel stehen Rauch und Stahl für eine qualitative Vorahnung, die uns später zu einem kulinarischen Genuss verhelfen können. Die staunenden Momente sind nicht vorbei, es gilt sie nur immer wieder neu zu entdecken.

Die Verantwortlichen von Feuerring sind immer auf der Suche nach perfekten Inszenierungen.  So haben sie den Fotografen Sylvan Müller kontaktiert und ihn gefragt, ob er sich eine Zusammenarbeit mit Feuerring vorstellen könne. Er konnte. Und so entstanden in einem Shooting wundervoll reduzierte und kreativ aussagekräftige Fotos, die Feuerring im Jahr 2017 in der Kampagne «Form im Raum» begleiten. Bei der Firma Isenschmid AG in Küssnacht am Rigi durften die Akteure eine Woche lang die grosse Fertigungshalle belegen, mit den Kranen hantieren und schwerste Stahlbleche und Feuerringe stellen und setzen. Mit dem Grundmaterial für den Feuerring – Stahl – wurden Räume geschaffen, um die Feuerringe in immer wieder neuen Blickwinkeln betrachten zu können. In diesem Zusammenhang entstand auch das folgende Interview.

KERNPUNKTE EINER ARBEITSPHILOSOPHIE
Interview mit Andreas Reichlin, Sylvan Müller und Ivan Marty von Beate Hoyer

Leidenschaft für eine Sache, der Fokus auf Authentisches – Themen, die die Macher des Feuerrings tagtäglich begleiten. Mit dem Schwyzer Architekten Ivan Marty und Fotograf Sylvan Müller hat Designer und Stahlplastiker Andreas Reichlin zusammengesessen und über Wesentliches und Unwesentliches diskutiert. Beate Hoyer hat moderiert.

Wie reduziert man als Fotograf die optische Überforderung unseres Alltags, damit man auf das Wesentliche kommt?
Sylvan Müller: Ich lasse sehr gern weg, weil ich mich besser konzentrieren kann, wenn ich nicht so viele Sachen um mich herum habe.

Wie entscheidest Du, was Du weglässt?
Sylvan Müller: Intuitiv. Oder indem ich bewusst nicht ausschmücke. So erhält das fotografierte Objekt die nötige Wichtigkeit, ich lenke nicht ab. Wenn etwas in der Qualität genügt, muss man nicht dekorieren.

Andreas, was hat für Dich als Stahlplastiker das Thema Reduktion für eine Bedeutung für den Feuerring?
Andreas Reichlin: Je einfacher eine Form ist, desto besser «funktioniert» sie in verschiedenen Kontexten. Der Feuerring passt in einen historischen Raum genauso wie in moderne Architektur. Der Feuerring hätte schon vor 300 Jahren funktioniert und tut dies auch in 300 Jahren.

Ivan Marty: Das ist pures zeitloses Design! Beim Feuerring regt der reduzierte Charakter zu Experimentierfreude an.

«Der Feuerring
hätte schon
vor 300 Jahren
funktioniert
und tut
dies auch in
300 Jahren.»

Deine Projekte als Architekt, Ivan, zeigen einen sehr reduzierten Stil.
Ivan Marty: Reduktion ist ein zentrales Thema neben dem der verwendeten Materialien. Gute Architektur funktioniert unter dem Aspekt der Materialehrlichkeit und Reduktion auf das Wesentliche.

Gibt es die perfekte «Form-Raum-Lösung » gemäss der Theorie des «goldenen Schnitts»?
Ivan Marty: Wenn ich mit Kunden im Gespräch bin, gehe ich immer vom Wohlgefühl aus. Meine Klassikerfrage lautet wie folgt: Wenn Du in ein Restaurant kommst, wo setzt Du Dich hin? In die Mitte des Raumes oder mit dem Rücken zur Wand? Dann leuchtet ein, was für den Kunden «richtig» ist. Ich glaube, das ist etwas Übergeordnetes.

Andreas Reichlin: Es gibt Situationen, in der eine Plastik «richtig» steht. Du könntest sie anders setzen, dann gäbe es aber eine andere Sprache. Ich glaube auch, dass dies Anordnungen darstellt, für die man global sagen kann: Sie sind «richtig».

Sylvan Müller: Mir gefällt das Wort «stimmt» mehr als «richtig». Es gibt stimmige Anordnungen. Die Frage ist, welche Stimmung ich erzeugen will. Mich interessiert darum die Geschichte, die ich erzählen kann.

Ivan, Du entwickelst Konzepte, die auf den Kunden zugeschnitten sind. Wie gehst Du mit Kompromissen um?
Ivan Marty: Kompromisslos sein, ist bei uns nicht möglich; die grössten Kompromisse sind schon die Rahmenbedingungen. Es geht ja auch nicht um meine Befriedigung, sondern der Kunde soll für sich das Richtige finden. Da gehört der Kompromiss zum Tagesgeschäft. Er muss aber nach allen Seiten hin halten. Faule Kompromisse sind die schlechte Lösung.

Andreas Reichlin: Bei mir ist das anders. In der Kunst darf die wirtschaftliche Seite nicht interessieren. Ich muss zum Teil enorme Investitionen tätigen, und das ohne die Aussicht auf Verkauf. Eine Arbeit mache ich in erster Linie für mich.

Ivan Marty: Das ist sicher ein Unterschied zur Auftragsarbeit. In der Kunst geht es um Selbstverwirklichung. Wir erhalten ein Korsett, auf das wir eingehen müssen.

Sylvan Müller: Als Ausführender muss ich ehrlich sein und dem Kunden sagen, dass ich nicht der Richtige für seine Idee bin. Schaffen wir es, im Gespräch zu bleiben, gibt es wieder Anknüpfungspunkte. Meine Ehrlichkeit und die Offenheit des Kunden sind für einen guten Prozess nötig.

Ich wage mal eine These, die Euch verbindet: Ihr alle erstellt Dinge, die der Nachwelt erhalten bleiben sollen. Ist das so?
Sylvan Müller: Die Nachwelt ist für mich nicht der zentrale Punkt. Ich will, während ich arbeite, glücklich sein. Dann kommt das auch meinen Kunden zugute.

Ivan Marty: Ich denke schon darüber nach, ob meine Bauten überleben. Wenn ich im Denkmalschutzbereich an einem 400-jährigen Haus arbeite, frage ich mich, ob eines meiner Häuser mal 100 Jahre wird.

Was sehen Menschen, die Eure Räume, Eure Formen, Eure Bilder anschauen?
Andreas Reichlin: Ich hoffe, dass man nicht nur eine Arbeit sieht, sondern die ganze Entwicklung meiner Arbeitsphilosophie. In der letzten Arbeit findet sich nur die Essenz. Das ist eine Momentaufnahme.

Ivan Marty: Bei einigen Projekten läuft alles wie in einem Trichter zusammen. Ich glaube, das spürt man, wenn man reingeht; da sieht man, wie ich arbeite.

Sylvan Müller: Ich hoffe, dass beim Betrachter die Geschichte, die ich erzähle ankommt, ohne dass man mich spürt. Es geht um die Begeisterung für ein Thema. Da halte ich mich gerne im Hintergrund. Das gilt gerade auch für die Fotografie.

Was ist der Feuerring für Euch?
Andreas Reichlin: Die Firma haben wir gegründet, weil wir die Freude, die wir selbst am Feuerring haben, weitergeben wollten. Im Kern geht es um die Freude beim gemeinsamen Essen. Die Mischung aus Skulptur und Alltagstauglichkeit finde ich toll. Dass der Feuerring hält, was er verspricht, das erfüllt mich mit tiefer Befriedigung.

Ivan Marty: Der Feuerring bedeutet mir sehr viel, weil ich Dich, Andreas, in Deiner Entwicklung begleiten durfte. In jedem meiner Hausentwürfe ist ein Feuerring eingeplant. Ich würde ihn nicht weggeben.

Sylvan Müller: Dabei ist er gleichzeitig ein Gebrauchsgegenstand. Das macht den zentralen Faszinationsmoment aus. Das Wechselspiel von skulpturalen Charakter und einem Gerät für den Alltag. Aus diesem Grund habe ich mir überlegt, wo der Feuerring neben meinem Weinberg stehen könnte.

Ivan Marty
Ivan Marty
Sylvan Müller
Sylvan Müller
Andreas Reichlin
Andreas Reichlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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