Rekordwärme und monatelange Regenarmut begleiteten den Sommer 2018. Die Natur reagiert unmittelbar auf die globalen Entwicklungen und fordert neue Planungs- und Gestaltungsvariationen für Pflanze und Tier. Die beiden Autoren Ilona Koglin und Marek Rohde beweisen mit ihrem Buch «Gärtnern für eine bessere Welt», dass der Erhalt der Vielfalt und die Schonung der Ressourcen schon im eigenen Garten beginnen können.

Wer sich vergangenen Sommer auf die Wiese zum Bräunen legte, bekam das Ausmass der Hitze so richtig zu spüren. Der Sommer 2018 war der dritte in Folge mit weit überdurchschnittlicher Temperatur. Mit seinen landesweit 15.3 Grad hebt er sich deutlich ab von allen übrigen Sommern seit Messbeginn 1864. Bis zum Jahr 2000 galten Sommer
mit landesweit 14 Grad als extrem, 15 Grad wurden nie überschritten. Aber nicht nur der Sommer war ein Ausnahmefall. Insgesamt zehn von zwölf Monatstemperaturen
lagen deutlich über der Norm, sechs davon im extremen Bereich.

Die Konsequenzen des Klimawandels sind unübersehbar. Ein Blick in den Garten
nach langen Hitze- und Trockenperioden verrät, Rasen und Pflanzen haben mit den
massiven Temperaturen zu kämpfen: vertrocknete Rasenflächen, verfärbte Blätter
und kahle Stellen an Sträuchern. Zeit, um ein Augenmerk auf neue Aspekte der
Gartengestaltung zu werfen. In ihrem Buch «Gärtnern für eine bessere Welt» verknüpfen Ilona Koglin und Marek Rohde globale Zusammenhänge mit konkreten Handlungsstrategien
im Garten und Vorgarten, auf dem Balkon oder dem Acker. Mit Hintergrundinformationen,
Infografiken und praktischen Tipps zeigen sie auf, wie das eigene Stück Grün sozial, klima- und artenfreundlich gestaltet werden kann.

DIE ZWEI SEITEN DER KLIMAKRISE
Die gute Nachricht vorab: Nicht alle Veränderungen des Klimas haben schlechte
Auswirkungen auf den Garten. Dies lässt sich anhand der Obst- und Gemüseernte
aufzeigen. Die messbar längere Vegetationsperiode sorgt für eine reichere Ernte –
die Sommer werden trockener und heisser, die Winter feuchter und wärmer. Die milderen
Temperaturen locken die Exoten unter den Pflanzen an wie Feigen- und Kiwibäume,
Bananenstauden oder Hanfpalmen. Viele Anbauflächen für Kulturpflanzen verschwinden jedoch zusehends wie die Mandel aus Kalifornien, der Kaffee aus Brasilien oder die Haselnüsse aus der Türkei. Von bis zu 70 Prozent in den kommenden 40 Jahren ist mitunter die Rede.
Kälte liebende Gewächse sind dem Klimawandel besonders ausgesetzt. Da diese
häufig in sogenannten Kältenischen wachsen – etwa in den Alpen –, kann die nächste
Kältezone nicht einfach durch Pollenflug oder Wurzelwachstum erreicht werden.
Bis zu 30 Prozent unserer herkömmlichen Pflanzenarten könnten auf diese Weise auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

Die Klimakatastrophe bringt auch neue Herausforderungen für Bäuerinnen und Bauern mit sich. Neue Schädlinge wie die Kirschessigfliege machen sich breit und verwandeln die Früchte ganzer Obstplantagen in Essig.

WASSER FESTHALTEN
Eine immer trockenere Landschaft hat Konsequenzen auf die Tier- und Pflanzenwelt und auch auf uns Menschen. Das Wasser fliesst bei Regen immer schneller ab, weil der trockene und durch Maschinen verdichtete Boden es nicht mehr aufnehmen kann. Die Folge sind Hochwasserpegel bei viel Regen und Tiefstand bei Trockenwetter. Die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen, die auf Gewässer angewiesen sind, schwindet. Gegen die Wasserknappheit
hilft die Verwendung von Grauwasser. Wasser, welches die Menschen eines Haushaltes
bereits genutzt haben, beispielsweise aus der Dusche, dem Waschbecken oder der Waschmaschine. Mittels eines einfachen Rohrsystems können somit Pflanzenarten bewässert werden, welche das – meist nur durch Seife – leicht verschmutzte Wasser vertragen. Eine weitere Lösung ist ein Regengarten. Regenwasser wird hierbei in einen bestimmten Bereich geleitet und im Boden gespeichert. Somit wird eine wichtige Ressource genutzt, die ansonsten in der Kanalisation verschwinden würde.

DAS FUNDAMENT EINES JEDEN GARTENS
Im Mutterboden finden wir die Heimat unzähliger Bakterien, Mikroorganismen Pilze, Algen, Milben und Spinnen. Wir Menschen haben im Laufe unseres Lebens Böden fruchtbar gemacht, aber auch zerstört. Ein kranker Boden ist oft ein verdichteter, strukturgeschädigter Boden, der weder Wasser noch Nährstoffe speichern kann und Wurzeln nicht mit genügend Luft
versorgt. Wenn möglich sollte der Boden im hauseigenen Garten nur gelockert und
nicht komplett umgegraben werden. Abdeckungen aus organischem Material oder
zur Not auch auseinandergerissene Pappe schützen bei heftigen Regenfällen vor Überschwemmungen, im Sommer vor dem Austrocknen und im Winter vor scharfem Frost.
Durch richtig guten und reifen Kompost wird zudem Humus gefördert – der wichtigste
Garant für Bodengesundheit. Der perfekte Kompost entsteht durch die richtige
Mischung von Hartem und Weichem, von Frischem und Trockenem. Entsteht Fäulnis, ist der Kompost zu nass. Dagegen hilft zerkleinerte Pappe, die untergemischt wird. Zu trockener Kompost wird mit Brennesseljauche übergossen, sodass Feuchtigkeit gewonnen wird.

KLIMA-MEISTER WERDEN
Das unbeständige Wetter zwingt uns, intensiver zu beobachten und entsprechend
zu handeln. Eine kurzfristige Wettervorhersage genügt nicht, um den Garten gemäss der Luft- und Klimaverhältnisse zu gestalten. Hilfreich können hierbei Zeigerpflanzen sein. Diese Pflanzen repräsentieren periodisch wiederkehrende biologische Prozesse. Jeder Jahreszeit ist
dabei eine Zeigerpflanze zugeordnet. Ihre Blätter, Blüten und Früchte markieren den Beginn und das Ende der entsprechenden Jahreszeit. Das Erblühen von Schneeglöckchen läutet beispielsweise den Februar ein.

Positiv ist, dass für nahezu jede Pflanze gute oder schlechte Bedingungen im Garten
geschaffen werden können. Ein wärmeres, ausgeglicheneres Klima kann beispielsweise
durch viele Steine geschaffen werden. Umgekehrt sorgt eine Dach- oder Fassadenbegrünung für Kühle, wodurch steinige Materialien nicht so stark aufheizen und obendrein Regenwasser gespeichert wird. Um die künftig steigenden Temperaturen abzumildern, ist es aber auch ratsam, so viele Flächen wie möglich zu entsiegeln. Dabei sollte man sich fragen, was auf dem Grundstück zwingend gepflastert sein muss. Dadurch versickert mehr Wasser im
Garten – eine Ressource, die viel zu wertvoll ist, um verschwendet zu werden.

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