Die historische Malteser-Gaststätte steht seit 2018 leer.

Was erst wie ein Rückschritt klingt, birgt grosses Potenzial: Da das Brauhaus der Malteser im oberpfälzischen Amberg seit Jahren ausser Betrieb ist, soll es nun in Wohn- und Büroräume verwandelt werden. Auf die zukünftigen Bewohner warten historischer Charme und eine malerische Aussicht.

Die Malteser-Gaststätte war für ihre Bockbier-Feste bekannt. Nach der Schliessung hinterliess das legendäre Brauhaus viele Erinnerungen an feuchtfröhliche Stunden – und meterdicke Mauern, die alles andere als trocken waren, wie sich bei der Sanierung zeigte.
Der grossherrschaftliche vierflügelige Gebäudekomplex ziert seit mehr als 300 Jahren den Rand der Amberger Altstadt: Dort hatten die Jesuiten ihr Kolleg und errichteten 1693 ein Brauhaus, zu dem sie im 18. Jahrhundert sogar extra eine Wasserleitung verlegen liessen. Nach der Auflösung des Ordens zogen die Malteserritter dort ein und gaben ihm seinen heutigen Namen. 1821 kam das Anwesen in staatlichen Besitz. Die Brauerei firmierte von da an offiziell als «Königliches Studien-Seminar-Brauhaus». Dem Wirtshaus blieb der Name «Malteser» aber erhalten: Überlebensgrosse Gemälde der Ordensritter zieren noch immer die Nischen der holzvertäfelten Gaststube. In den vergangenen Jahrzehnten rechnete sich der Betrieb aber immer weniger. 2018 gab der letzte Pächter auf. Zurück blieb ein Ort voller Erinnerungen an feuchtfröhliche Feste – und ebenso feuchte, meterdicke Mauern: «Historische Gebäude verfügen nicht über Horizontalsperren, die verhindern, dass kapillare Feuchtigkeit im Mauerwerk aufsteigt», erläutert Jan Fenselau, Diplom-Ingenieur und Bautenschutz-Experte. Die Folge: Es kommt zu Salzausblühungen und Schimmel, der Putz bröckelt. Um das alte Gemäuer überhaupt bewohnbar zu machen, mussten die Mauern zunächst trockengelegt werden.

Keine Chance für Feuchtigkeit
Für die Trockenlegung wurde das sogenannte Veinal-System genutzt. In einem ersten Schritt werden oberhalb des Bodens Bohrlöcher in einer Linie eng nebeneinan der platziert. In diese Kanäle wird dann eine spezielle Silikonharz-Lösung injiziert, die jede Pore des Mauerwerks umschliesst. In Verbindung mit Feuchtigkeit bildet das Material über Nacht eine undurchlässige Schicht, die aufsteigende Feuchtigkeit dauerhaft abhält. Fenselau zu den Vorteilen des Verfahrens: «Die Mauer muss nicht vorbehandelt werden. Zudem ist das Silikonharz extrem langlebig, solche Horizontalsperren gelten bis heute als unverrottbar.» Die Wirksamkeit der Horizontalabdichtung per Injektion wurde schon mehrfach durch Gutachten bestätigt, etwa vom Amt für Materialprüfung der TU München und dem Institut für Bauforschung Aachen. In den Räumlichkeiten der ehemaligen Brauerei-Gaststätte entstehen nun Wohnungen, denen gerade die dicken Wände mit ihren tiefen Fensterlaibungen einen besonderen Charme verleihen. Von ihnen aus erschliesst sich der Blick über den Maltesergarten und die Amberger Altstadt bis zur Wallfahrtskirche Maria Hilf. Es ist eine Aussicht, die auch Jesuiten und Malteserritter zu ihrer Zeit schon genossen haben.

www.veinal.de