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Ohne Chemie

Wahrzeichen von Luzern: Die Kapellbrücke – Bepflanzung gepflegt mit Multikraft-Präparaten.

Ein blühender Park oder Garten mit einer Vielfalt an Pflanzen und Tieren – das ist der Traum vieler Naturliebhaberinnen und Naturliebhaber sowie Gartenfans. Eine Oase, in der Platz für Erholung geboten und das Artenreichtum gefördert wird, entspricht einem wachsenden Bedürfnis. Mit dem steigenden Bewusstsein, dass ein gesunder Boden die Grundlage für einen lebendigen Garten und prachtvolle Pflanzen ist, setzen immer mehr Gärtnerinnen und Gärtner auf naturnahes Gärtnern ohne Chemie und damit auf den Einsatz von Mikroorganismen-Präparaten.

Das «Stadtgrün Luzern» bewirtschaftet rund 150 Hektar öffentliche Grün-und Freiflächen. Durch die Förderung vielfältiger Grünräume sorgt es für ein breites Nutzungsangebot und ein angenehmes Stadtklima. Der Betrieb, welcher für sein Engagement für lebenswerte und nachhaltige Grünräume mit dem Label «Grünstadt Schweiz» ausgezeichnet wurde und damit Pionier in diesem Bereich ist, setzt auch auf ein naturnahes Gärtnern ohne Chemie. 25 Park- und Grünanlagen, 105 öffentliche Kinderspielplätze, 16 Familiengarten-Areale, fünf Friedhöfe sowie mehrere grössere Naherholungsgebiete bilden die grünen Lungen für das dicht besiedelte Stadtgebiet Luzerns. Entwicklung und Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen sowie Integration und Pflege des Grüns in der Stadt sind wichtige Voraussetzungen, um die Stadt für die Bevölkerung attraktiv zu machen und nachfolgenden Generationen als lebenswerte Umgebung zu erhalten. Aus diesem Grund hat die Schweizer Stadt 2017, gemeinsam mit weiteren Gemeinden, die Initiative für naturnahes Stadtgrün gestartet, die in ökologische Erholungsräume investiert und dabei auch auf Präparate mit Mikroorganismen setzt.

Naturnah kultiviert 
Pestizide im Gartenbau und in der Landwirtschaft geraten immer mehr in die Kritik und werden gesellschaftlich immer weniger akzeptiert. Eine mittlerweile viel geschätzte Alternative zu konventionellen Pestiziden bieten Mikroorganismen-Präparate. Sie fördern das Bodenleben, die Wurzelbildung sowie den Umbau von organischem Material in Nährstoffe und verbessern die Bodenstruktur sowie die Keimfähigkeit von Saatgut. Zudem helfen sie, Schädlinge fernzuhalten und Krankheiten vorzubeugen. Das Ergebnis sind robuste, blühende Pflanzen und dies ganz ohne oder mit einem stark reduzierten Einsatz von synthetischen Pestiziden. Wie erfolgreich der Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln ist, wurde in Luzern deutlich bewiesen. So vertraut Stadtgrün Luzern mit dem zuständigen Leiter Zentrale Dienste Christoph Schoch bereits seit einigen Jahren bei der Zierpflanzenproduktion regelmässig auf Pflanzenstärkungsmittel des österreichischen Unternehmens Multikraft. Mit einem gesamtheitlichen Mix aus naturnahen Massnahmen gedeihen mittlerweile 160’000 Zierpflanzen auf 1 600 Quadratmetern Hochglas. «Wir arbeiten bereits seit geraumer Zeit mit rein organischem Dünger. Seit der Verwendung von effektiven Mikroorganismen konnten wir feststellen, dass sich nicht nur der Boden verbessert hat, sondern auch der Pflanzenaufbau kompakter geworden ist. Dies liegt unter anderem daran, dass wir mit den Multikraft-Präparaten sehr erfolgreich kultivieren können. So haben wir beispielsweise die Probleme mit echtem Mehltau und den Trauermückenlarven sehr gut unter Kontrolle», zeigt sich Christoph Schoch zufrieden. Dieser ausserordentliche Einsatz wurde im November 2017 mit dem Label «Grünstadt Schweiz» belohnt – dies als erste Stadt in der Schweiz. Zudem ist die gesamte Produktion seit 2021 mit der «Bio-Suisse-Knospe» zertifiziert.

Biologie und Chemie
Der erste Schritt für einen intakten Garten ist, mit der Natur zu arbeiten und deren natürliche Prozesse wiederherzustellen und zu stärken. Eine rein biologische und ebenso wirksame Boden- und Pflanzenpflege bieten Mikroorganismen-Präparate, die aus Hefen, Photosynthese- und Milchsäurebakterien, verschiedenen Pflanzenextrakten und organischen Säuren bestehen. Die Präparate werden ganz einfach über das Giesswasser und Blattspritzungen konsequent und präventiv ausgebracht. Im Boden reichern sie das mikrobielle Leben an, verstärken die Nährstoffaufnahme, unterstützen gegen negative Umwelteinflüsse, Krankheiten sowie Schädlinge und sorgen so auf natürliche Weise für prächtig gedeihende Pflanzen.

Im Gegensatz zu synthetischen Pflanzenschutzmitteln haben Pflanzenstärkungsmittel wie Mikroorganismen-Präparate keine direkte Wirkung auf Schädlinge oder Krankheiten. Viel mehr stärken Mikroorganismen die Pflanzen gegen Schädlinge und Krankheiten. Deshalb lautet hier die Devise: vorbeugen statt heilen. «Die konsequente Anwendung der entsprechenden Präparate und eine ausgewogene organische Düngung lassen so im Garten alles erfolgreich blühen und gedeihen. Das Ergebnis sind Pflanzen mit einer reichen Blüte, einem kompakten, üppigen Wachstum und das ganz ohne eine Hemmstoffbehandlung», erklärt Christoph Schoch.

Humus als Geheimnis gesunder Pflanzen «Ernähre deinen Boden und du ernährst deine Pflanzen.» Nach diesem Prinzip lebten alte landwirtschaftliche Kulturen schon vor Jahrtausenden. Sie legten den Fokus auf den Humusaufbau und damit auf eine konsequente Kreislaufwirtschaft, zu der unter anderem auch Fruchtfolgen und die richtige Bodenbearbeitung gehören. Fruchtbare Böden zeichnen sich durch eine lockere, krümelige Struktur, reges Bodenleben und ausreichenden Humusgehalt aus. Sie sind porös, gut durchwurzelt und können Wasser sowie Luft gut aufnehmen und speichern. Um die Humusschicht zu erhalten, muss vor allem landwirtschaftlich bewirtschafteten Böden immer wieder organische Masse zugeführt werden. In früheren Zeiten war es üblich, Stallmist, Pflanzenrückstände, Gesteinsmehle oder Exkremente in die Böden einzuarbeiten. Organik galt als wertvoller Wirtschaftsdünger. Eine unglaubliche Vielzahl an Bodenlebewesen und Mikroorganismen ernährt sich von all der organischen Substanz, zersetzt und frisst sie, scheidet sie wieder aus und verwandelt sie so allmählich in Humus – eine perfekte Kreislaufwirtschaft, die für humusreiche Böden sorgt. «Mit der Zeit haben intensive Bodenbearbeitung, Monokulturen und Kunstdüngung zu verdichteten Böden geführt, die einen Grossteil an Humus, Bodenleben und Porenvolumen verloren haben. Heute gilt es, die Bedeutung des Humus für die Bodenfruchtbarkeit wieder verstärkt in den Fokus zu rücken, denn die Gesundheit der Böden ist die Grundlage allen Seins», erklärt Christoph Schoch.

Gesunder Boden als Grundlage für das Klima
Der Boden ist wesentlich mehr als nur ein Standort und eine Nährstoffquelle für Pflanzen. Funktioniert das Bodenleben, wachsen gesunde Pflanzen und Pestizide können reduziert oder ganz weggelassen werden. Ausserdem filtern und speichern gesunde Böden Regenwasser deutlich effektiver. Das macht sie zur idealen Quelle für ausreichend Grundwasser und qualitativ hochwertiges Trinkwasser. Solche Böden sind somit nicht nur Wasserspeicher und Filter, sie tragen auch zum Erosionsschutz bei und wie die Meere gehören sie zu den grössten CO2-Speichern der Welt. «Aus diesem Grund benötigen wir eine ganzheitliche Landwirtschaft, die sowohl sozial, ökologisch als auch ökonomisch nachhaltig ist», erklärt Christoph Schoch. Nur durch einen sorgfältigen Umgang mit den Böden können diese erhalten bleiben, wodurch sich die Ernährung der Bevölkerung und die Artenvielfalt der Pflanzen- und Tierwelt langfristig sichern lässt.

www.stadtluzern.ch