Mit modernsten, vollhydraulischen Raupenbohrgeräten bohren die Spezialisten der Blétry AG in die Tiefe. Dabei geht es um die Nutzung des Grundwassers und die Nutzung der Erdwärme durch Sonden. Wer in eine Tiefe von bis zu 270 Metern ins Innere der Erde bohrt, muss viele Normen und Richtlinien berücksichtigen. Das braucht grosse Erfahrung und eine enge Zusammenarbeit mit Heizungsplanern, Geologen sowie den kantonalen Ämtern.

Ihr Kerngeschäft befindet sich im Rahmen der Bohr- und Trenntechnik. Das ist aus unterschiedlichsten Blickwinken ein herausforderndes Thema. Sie sind zum Beispiel dem Grundwasser auf der Spur. Wie sieht die Qualität des Grundwassers im «Wasserschloss» der Schweiz aus?
In der Schweiz ist die Qualität des Wassers in Ordnung. Hier haben ja die Kantone die Bodenhoheit der Entscheidungen, und sie machen mit ihren Vorgaben eine gute Arbeit. So laufen Baubewilligungen, welche das Grundwasser beeinträchtigen könnten, auch über das Amt für Umwelt. Da sitzen Leute, die verstehen ihre Arbeit und haben das Grundwasser immer im Blick.

Daher darf man nicht überall oder nur mit Auflagen bauen?
Genau. Das ist unsere zentrale Grundlage.

Die neuen Bedrohungen heissen Nano- oder Mikropartikel aus Plastik und Pharmarückstände. Wie sieht die Situation hier aus?
Da sind wir noch mitten in wissenschaft­lichen Untersuchungen. Sie liegen richtig, das ist eine Herausforderung, die wir gemeinsam angehen müssen. Abwasserkläranlagen haben hier zu kämpfen. Solange wir hier nicht überzeugende Filterlösungen haben, müssen wir auf Vermeidungsstrategien setzen. Düngemittel aus der Landwirtschaft, sprich Nitratbelastungen für das Grundwasser, sind auch noch nicht nachhaltig gelöst. Die Situation ist noch nicht dramatisch, aber die Arbeit geht uns in den nächsten Jahren sicher nicht aus.

In der Nähe von Altlasten, beispielsweise wenn neben früheren Tankstellen gebaut werden soll, gibt es für Ihr Haus aber sehr konkreten Handlungsbedarf. Wie gehen Sie da vor?
Wir organisieren die Probebohrungen und übergeben die Ergebnisse dann den verantwortlichen Behörden im Kanton, und diese legen Szenarien für die Sanierung fest. Unsere Aufgabe ist, hier den Zugang zu realisieren.

Wärmepumpen und Geothermie sind im Zeichen der Energiewende sicher ein immer wichtigeres Thema. Wo liegen hier die zentralen Herausforderungen?
Grundsätzlich ist auch hier die enge Zusammenarbeit mit dem Amt für Umwelt zentral. Gerade auch hier im Aargau müssen der Bauherr, aber auch wir immer mehr Auflagen berücksichtigen. So muss beispielsweise jede Bohrung ab 100 Meter vertikal vermessen werden. Es geht primär um Nachbarschaftskonflikte. Es kann sein, dass die Befürchtung da ist, dass der Nachbar einem die Wärme abgräbt. Hier stellt sich die Frage, wem die Wärme im Untergrund gehört.

Und, wem gehört sie?
Einfache Antwort: Sie gehört dem Kanton. Der Bauherr erhält eigentlich eine Konzession mit der Bohrbewilligung, die Wärme für 20 Jahre zu nutzen. Durch die Vermessungen kann man hier klare Grundlagen für Entscheidungen treffen.

Das gilt dann sicher auch für die juristischen Auseinandersetzungen?
Ja, es geht dann um den erlaubten Rahmen der Abweichung. Dann gibt es immer Auseinandersetzungen um die Quantität bei der Entnahme von Trinkwasser oder der Nutzung durch die Erdsonden. Bei Erdsonden geht es um die Erstellung eines Rasters, der die Entfernungen zwischen den einzelnen Sonden festlegt. Beim Grundwasser dürfen die bestehenden bewilligten Anlagen nicht tangiert werden. Wenn das Wasser durch eine Neuentnahme plötzlich die Temperatur verändert, geht das natürlich nicht. Daher gilt es auch immer, die Temperatur zu messen und im Abstrom die Kältefahne zu berücksichtigen.

Mit welchem Material arbeiten Sie?
Der Antrieb beim Bohren funktioniert ­hydraulisch. Die Kraft erzeugt ein Dreh­motor, der dahinter geschaltet ist. Dann kommt es immer auf den Bohrdurchmesser an, mit welcher Technologie man arbeitet. Wir realisieren Kleinfilterbohrungen bis zehn Zoll Durchmesser. Da erhalten Sie eine Förderleistung mit bis zu 2 500 Litern pro Minute.

Wie sehen die Bohrköpfe aus?
Das sind hohle Stift-Bohrkronen, sprich Rohre, die man nach unten treibt und das Bohrmaterial nach oben fördert. Am Schluss ist man auf der gewünschten Endtiefe, je nach Bodenaufbau meist zwischen 20 und 30 Metern. Der Innenteil ist hohl, damit man den Brunnen mit der gewünschten Filterstrecke abteufen kann. Dann kommt im Ringraum Filterkies zum Einsatz, und Rohr für Rohr werden die Bohrrohre wieder ausgebaut.

Ein Brunnen ist nicht der klassische Dorfbrunnen, um dies für Laien nochmals zu verdeutlichen?
Nein. Unsere Brunnen sind in den Grundwasserkörper integriert, und wir arbeiten mit PVC-Rohren oder den qualitativ hochwertigen Chromstahl-Wickeldraht-Filtern, zunächst je mit Vollrohren. Im Grundwasserkörper sind die Rohre dann geschlitzt. So kann das Grundwasser eintreten. In das Brunnenrohr ist dann die Grundwasserpumpe integriert, die das Grundwasser nach oben fördert. Oben wird dann beispielsweise die Wärme entzogen zum Heizen oder Wärme abgegeben zum Kühlen.

Sie sind aber nicht nur in der Schweiz tätig. Verraten Sie uns den am nächsten liegenden und den am weitesten entfernten Arbeitsplatz?
Der nächstliegende Arbeitsplatz war im Werkhof in unserem Kanton Aargau. Dort nutzen wir das Grundwasser zum Heizen. Der am weitesten entfernte Arbeitsplatz war auf Livingston Island, die zweitgrösste Insel der Südlichen Shetlandinseln vor der West­antarktis. Das war ein Forschungsprojekt mit der Universität Zürich. Dort haben wir Permafrost-Bohrungen realisiert.

Um was ging es da?
Es geht um ein ganzes Netz von Bohrungen auf der Welt, die den Permafrost untersuchen, um an verlässliche Daten für den Klimawandel zu kommen. Unser Schwerpunkt liegt im Aargau.

Und Ihre grösste Baustelle?
In Aarburg durften wir bei einer neuen Areal-Überbauung total acht Filterbrunnen erstellen, mit denen die verschiedenen Gebäude mit Grundwasser beheizt werden. Im Herbst gehen wir im Raum Rafz auf Wassersuche für den Kanton Zürich, da sollen verschiedene Sondierbohrungen mit Brunnenausbau bis 100 Meter erstellt werden.

Ein Familienunternehmen hat keine eigene grosse F&E-Abteilung. Wie entwickelt Ihr Haus neue Innovationen?
Es geht um ein gutes Beziehungsnetz zu den Herstellern, bei denen man Informationen bekommen und Weiterbildungen organisieren kann.

Sie arbeiten in einem Hochwährungsland. Sicher haben Sie einige Marktmitbewerber aus dem europäischen Ausland?
Ja, deutsche Anbieter haben es beispielsweise bei Erdsonden probiert. Sie sind aber alle wieder zurückgerudert.

Warum?
Es geht, wie am Anfang erwähnt, um viele Auflagen, die in den Kantonen unterschiedlich geregelt sind. Wir haben zudem national 26 Umweltgesetze, die zu berücksichtigen sind. Das schreckt Anbieter von ausserhalb ab. Auch ist die Schweiz geologisch sehr komplex.

Beim Thema Grundwasser haben wir nur bei Grossbrunnen mit Mitbewerbern aus dem Ausland zu rechnen.

Wie funktioniert die Kundengewinnung für Ihr Haus?
Im Grundwasserbereich erfolgt die Anfrage meist über ein Geologie-Büro. Sie müssen sich, lange bevor die eigentlichen Bauarbeiten für das Projekt beginnen, rund um die Fragen des Grundwassers kümmern: Hat es Wasser, wie viel Wasser hat es, reicht es für das angepeilte Projekt mit der Wärmepumpe? Die Geologie liefert den entsprechenden Bericht mit den empfohlenen Szenarien an die Bauherrschaft und Behörden im Kanton ab. Bei Erdwärmesonden haben wir dem­gegenüber viel mit Architekten oder Planern zu tun.

Ist professionelle Kommunikation wichtig?
So oder so, eine gute Vernetzung und qualitativ hochwertige Arbeit sind der Grund­stein für weitere spannende Projekte.

Weitere Informationen:
www.bletryag.ch