Der von Andreas Reichlin geschaffene Feuerring ist ein Beweis dafür, dass sich schönes Design auf gleicher Ebene mit Funktionalität befinden kann. Er hat es auf einzigartige Weise vollbracht, ein skulpturales Objekt, perfektionierte Materialisierung, gesunde Ernährung, spassbringende Zubereitung und Geselligkeit in fliessendem Übergang zu vereinen. Mit diesen Attributen hat der Feuerring das Zeug zu einem Klassiker, der als Erbstück von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Herr Reichlin, Sie üben seit 1992 eine selbstständige Tätigkeit als Holzbildhauer, Designer und Stahlplastiker aus, waren beruflich nie in einem anderen Metier tätig. Als Künstler*in wird man geboren – so die Schlussfolgerung zahlreicher Kunstschaffenden zu dieser philosophischen Frage. Wie sehen Sie das, welche Rolle spielte die Welt der Kunst für Sie im Kindesalter?
Andreas Reichlin: Bereits in der ersten Klasse war mir klar, dass ich Holzbildhauer werden wollte. Durch meinen Onkel, der ein Atelier für Kunsthandwerk hatte, bin ich täglich damit in Berührung gekommen und wurde dementsprechend früh kunstaffin geprägt. Und ja, ich persönlich glaube sehr stark, dass ich diese Kraft und das Durchsetzungsvermögen, um den Weg als Künstler zu leben, schon immer in mir getragen habe. Zudem hatte ich Glück mit meinem Umfeld, denn mein Vater hat meine künstlerische Laufbahn stets kompromisslos unterstützt.
Nebst Talent, genauer gesagt einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik und dem untrüglichen Blick für das Wesentliche sowie einem intuitiven Gefühl für harmonische Formen, braucht
es dennoch ein umfassendes Wissen über handwerkliche Techniken. Können Sie mir bitte einige Stationen Ihres Werdegangs als Kunstschaffender reflektieren?
Es braucht absolut ein Handwerk, damit Kreativität und Können in Harmonie zusammenfliessen. Letztendlich leistet man als Kunstschaffender oftmals jedoch Knochenarbeit. Nach dem Besuch der Bildhauerschule habe ich mit den unterschiedlichsten Materialien wie etwa Ton, Gips, Terracotta und Bronze gearbeitet. Das Knowhow im Umgang mit Stahl und somit die Grundlagen zur Erschaffung des Feuerrings hat mir mein langjähriger Freund und Eisenplastiker Markus Graf aus Frauenfeld vermittelt.
Welches Mass an Persönlichkeit und wie viel Egoismus darf oder sollte ein Künstler in sein kreatives Schaffen einfliessen lassen?
Also ich würde es nicht mit Egoismus betiteln, aber ich habe als Künstler immer das gemacht, was für mich gestimmt hat. Diese Kompromisslosigkeit ist für mich sowie für generell alle Beteiligten meist sehr unbequem, trotzdem habe ich diese Mission konsequent realisiert.
Wann und wie kam es zur Gründung der Firma «Feuerring»?
Die Idee der Firmengründung entstand im Jahr 2008 und den Stein ins Rollen gebracht hat meine Lebenspartnerin Beate Hoyer. Bei einem Glas Wein hat sie mich als freigeistigen Künstler, der nie mit einem wirtschaftlich orientierten Unternehmen als Klotz am Bein durchs Leben schreiten wollte, davon überzeugt, die grossartige Freude am Feuerring weiterzugeben, die wir selbst mit diesem erleben. Heute weiss ich, wie richtig es war, diesen Weg einzuschlagen. Zahlreiche Feedbacks seitens unseren Kunden bestätigen, dass der Feuerring mitunter das Beste war, was sie jemals gekauft haben.
Die zeitlose, puristische Form des Feuerrings spricht mich sehr an – besonders faszinierend ist der fliessende Übergang von Skulptur zum Gebrauchsgegenstand. Was hat Sie konkret zum Entstehungsprozess des Feuerrings inspiriert?
Eine grosse Quelle der Inspiration sind die Werke des Bildhauers und Fotografen Constantin Brâncuși, der ab 1904 in Paris sein Atelier hatte. Genau wie ich war er sein Leben lang auf der Suche nach einer so stark reduzierten Urform, der nichts mehr weggenommen werden konnte. Der Feuerring verkörpert dies und bringt es auf den Punkt – davon bin ich fest überzeugt.
Sie sind im Besitz des Urheberrechts an der Form des Feuerrings – meines Wissens nach sind in der Schweiz nur wenige vergleichbare Objekte mit einem urheberrechtlichen Schutz
eingetragen. Somit befinden Sie sich gemeinsam mit Max Bill, Le Corbusier sowie Charles und Ray Eames in illustrer Gesellschaft. Warum war Ihnen dies so wichtig?
Weil es eine Bestätigung der Vision ist, dass der Feuerring irgendwann ein Klassiker sein wird. Daran arbeiten wir tagtäglich. Wir wurden bereits so oft kopiert, was einerseits schmerzt, andererseits wird nur das Gute nachgeahmt. Das wiederum bescheinigt unsere
Einzigartigkeit und dass wir etwas Neues erschaffen haben, was es vorher noch nicht gab – die Voraussetzung und der Grund, warum uns das Urheberrecht zugesprochen worden ist.
Der Feuerring ist somit durch und durch ein Original. Seine Herstellung erfordert
jedoch professionelle Stahlbearbeitung und eine entsprechend gut ausgerüstete
Werkstatt. Wo und in welchem Rahmen wird er produziert?
Als ich mit der Entwicklung des Feuerrings angefangen habe, hat es vier Jahre gedauert, bis die Herstellung meinen hohen Ansprüchen endlich genügte und ich alles im Griff hatte. Irgendwann konfrontierte mich Beate mit der Tatsache, dass ich nicht mehr alles selber stemmen konnte. So verlagerten wir die Produktion in die bei uns im Dorf ansässige Firma Isenschmid, was sich in vielerlei Hinsicht als ideal herauskristallisierte – beispielsweise durch die kurzen Wege, weil ich im Handumdrehen vor Ort sein kann.
Ist der Feuerring in verschiedenen Dimensionen erhältlich?
Den Feuerring gibt es in 19unterschiedlichen Formen. So kann ich meinem Anspruch als Bildhauer gerecht werden, jeden Raum, damit meine ich auch den Aussenraum, so zu bespielen, dass die Skulptur mit der Umgebung verschmilzt.
Ist irgendwelches Zubehör für den Feuerring erhältlich?
Im Grunde benötigt der Feuerring in seiner Funktion als Feuerstelle nur wenig Utensilien, etwa einen Spachtel zur Reinigung, was mir bezüglich der grösstmöglichen Reduktion äusserst wichtig war. Sehr ans Herz lege ich jedem unsere beiden wunderbaren Rezeptbücher, die veranschaulichen, wie auf einfachste Weise mit dem Feuerring grilliert werden kann. Wer einmal ein feines Risotto mit dem Prozess des Feuers zubereitet und anschliessend gekostet hat, ist von dem Original restlos überzeugt.
Wie steht es um die Lebensdauer des original Feuerrings?
Die Langlebigkeit des Feuerrings ist eine ganz entscheidende Basis unserer Firma, wir
reden hier von drei bis vier Generationen. Kinder, die mit einem Feuerring aufgewachsen sind, können gar nicht anders, als sich später im Erwachsenenalter selbstgenügt haben. Deswegen haben wir die Linie «Luna Grande» ins Leben gerufen, die selbstredend eine stärkere Materialisierung vorweist. Bei einem Durchmesser angefangen bei 1.40 bis 1.96 Metern wird die Schale aus 15 und der Ring aus 20 bis 25 Millimetern gefertigt. Deswegen gehe ich davon aus, dass ein «Luna Grande» das Potenzial hat, mindestens 1000Jahre
zu überdauern. Wenn man sich vorstellt, was für eine Fülle an Geschichten da zusammenkommen werden, lässt dies den Feuerring schlicht und einfach unbezahlbar werden.
Das Unternehmen «Feuerring» wurde für seine herausragende Markenführung mit
dem «German Brand Award» ausgezeichnet. Mussten Sie sich dafür bewerben oder
wie ging das zu und her?
Zuerst haben wir uns mit einer Eingabe für den «Red Dot Award», den internationalen Wettbewerb für Produktdesign, beworben und am Ende sogar die höchste Auszeichnung «Best of the Best» erhalten. Das wiederum generierte die Möglichkeit, am «German Design Award» mitzumachen, wo wir erneut die höchste Auszeichnung erlangt haben. Nun lag es für uns auf der Hand, dass der Feuerring mit seinem Design auf internationaler Ebene
Aufsehen erregt. Nicht lange danach wurden wir dann zur Teilnahme am «German Brand Award» nominiert und schlussendlich auch damit ausgezeichnet.
Sie reden oft von «wir», sind also kein Singleplayer. Wie setzt sich das Team von
«Feuerring» zusammen?
Den Ursprung der Firma bildeten Beate und ich. Dann kamen Schritt für Schritt das Büro mit der ganzen Administration, das Atelier als Erlebnisort, die Produktion in der Ostschweiz und die Schweissarbeiten im Dorf dazu. Ebenfalls in Küssnacht ansässig sind der für das Layout unserer Bücher verantwortliche Grafiker sowie die Druckerei für das finale Erscheinen der Rezeptbücher. Wir blicken nicht ohne Stolz auf die Herausforderungen zurück, alle anfallenden Arbeiten jeweils in unserem Dorf unterzubringen. Die Druckerei hat mit der Herausgabe der beiden Bücher diverse Auszeichnungen erhalten und konnte dank diesem Auftrieb sogar in neue Druckmaschinen investieren. Alles in allem kommen da
einige Mitarbeitende zusammen, jedoch möchten wir den Kreis der Produktion eng halten, damit stets eine gute Mischung von Fördern und Fordern gewährleistet ist.
In Ihrem Atelier am Zugersee kann man in stimmiger Atmosphäre die verschiedenen Varianten des Feuerrings auf sich wirken lassen, die Haptik fühlen und diese archaischen, formschönen Feuerstellen aus allen Blickwinkeln betrachten. Ist dafür ein Termin nötig?
Ja, unbedingt, da ich mir gerne genügend Zeit für eine ausführliche Beratung nehme – einen original Feuerring kauft man schliesslich nur einmal im Leben.
In welchem Zeitrahmen bewegen sich die Lieferfristen eines Feuerrings?
Innerhalb von zwei bis drei Wochen können wir in der Regel liefern. Sondermasse
dauert je nachdem etwas länger.
Laut Ihrer Aussage «Die Schönheit einer Form entsteht im Zusammenspiel mit dem Raum» ist die Platzierung des Feuerrings im Garten oder auf der Terrasse ein bedeutender Punkt, um der Reduktion auf das Wesentliche und der skulpturalen Form der Feuerstelle gerecht zu werden. Ist das den Kundinnen und Kunden ebenfalls bewusst?
Meistens schon, aber es gibt natürlich ebenso Fälle, in denen uns eine klar umrissene Bestellung ohne vorherige Beratung schwarz auf weiss zugesendet wird. Da rufen wir dann trotzdem an und fragen nach Fotomaterial des Gartens und ob wirklich der richtige Feuerring angefordert wurde. Wir hatten mal eine Bestellung aus Hamburg, da waren die Leute so fasziniert von meinem Bestreben, den Feuerring vom skulpturalen Aspekt her in ihrem Aussenbereich harmonisch zu integrieren, dass sie sich für einen kilometerweiten Ausflug zu uns an den Zugersee entschlossen haben. Durch meine Beratung, die ich ihnen zuteilwerden lassen durfte, bekamen sie dann ein ganz anderes Bewusstsein und haben
sich letztendlich für einen anderen Feuerring entschieden. Der Aspekt des Feuerrings als Grillschale ist eine Sache, der des Feuerrings als generationenübergreifende Skulptur eine völlig andere.
Dementsprechend wäre es ein Idealfall, wenn der Standort des Feuerrings schon
während der Planungsphase mit der Bauherrschaft sowie den Architektinnen und
Architekten zur Diskussion stünde?
Das ist korrekt, denn je früher der Feuerring eingeplant werden kann, umso einfacher kann die gesamte Gestaltung durchgeführt werden. Es kam schon vor, dass ein fertig gestalteter Garten nach einem Beratungsgespräch mit dem Bagger wieder komplett umgestaltet wurde. Derartig ungünstige Umstände lassen sich umgehen, wenn man möglichst früh bei uns im Atelier vorbeikommt und die relevanten Informationen mitnimmt, die dann gemeinsam mit dem Architekturbüro und dem Gartenbauunternehmen in Betracht gezogen
werden können.
Werden zukünftig noch weitere Dimensionen des original Feuerrings erhältlich sein?
Meinen Gedankengängen nach ist die bereits bestehende Kollektion extrem stimmig und in sich ruhend. Zusammen mit der Option von Spezialanfertigungen in Richtung «Luna Grande» kann ich gegebenenfalls jeden zur Verfügung stehenden Raum optimal mit einem passenden Feuerring bespielen.
Wie lautet Ihr Schlusswort, welches Sie den Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben möchten?
Da fällt mir spontan ein Zitat von meinem Bruder Urs ein, welches es ziemlich auf den Punkt bringt: «Je früher du einen Feuerring dein Eigen nennst, desto länger hast du Freude!»
Weitere Informationen:
Feuerring GmbH | Tieftalweg 3 | CH-6405 Immensee | Tel. +41 (0) 41 850 70 58 | info@feuerring.ch | www.feuerring.ch