Jürg Grossen (links) gab den Provokateur, Daniela Schneeberger (Mitte) pflegte das liberale Mantra und Benedikt Koch forderte mehr Geschwindigkeit.

Im zweiten Teil des Vormittags wurde es kontrovers. Die Überschrift Stufenplan gibt das eigentlich nicht her. Dieser wurde auch nüchtern vorgestellt. Wer dort aber in welcher Geschwindigkeit agieren sollte, war umstritten.

Aber gehen wir der Reihe nach. Schon in der Einleitung zum ersten Panel wurde die mangende Wirkungsmächtigkeit der Baubranche mit ihren digitalen Themen in Bern beklagt. Nun stand Sabine Brenner, die Leiterin der Geschäftsstelle «Digitale Schweiz», selbst auf dem Podium. Der Bund hat im September 2018 das Grundsatzpapier «Strategie Digitale Schweiz» vorgestellt. Der politische Vorstoss versteht sich als Dachstrategie. Das Thema Digitalisierung ist folglich nicht an ein bestimmtes Ministerium gekoppelt. Thematisch arbeitete folgende Handlungsfelder ab: Bildung, Infrastruktur, Sicherheit, Ressourcen, E-Government, Wirtschaft und Datenmanagement. Dabei sei bei allen technologischen Umwälzungen der Mensch in den Mittelpunkt zu stellen. Es ginge darum, die Vernetzung, Strukturwandel und die Entfaltung zu erleichtern. Konkret sprach Brenner die Punkte Smart City, Fintech, Smart Farming und den Cyber Hub Genf an. So weit, so gut und erwartbar. Lebhaft wurde es, als Brenner eine Umfrage unter 1’500 IT-Experten ansprach, bei der die Digitalisierung der Baubranche kaum und das Thema BIM nur einmal erwähnt wurden. Das führte zu etwas Unruhe im Saal und später auch auf dem Panel. Wie denn die Angesprochenen bei der Umfrage im Vorfeld ausgewählt worden seien, war eine Frage. Offensichtlich ist aber, dass das Thema Digitalisierung und Bauwirtschaft kaum eine Lobby in der Hauptstadt hat.

Hier intervenierte Daniela Schneeberger, Nationalrätin FDP. Sie verwies auf die doppelbödige Bedeutung des Begriffs Lobby, der positiv und negativ besetzt sei. Sonst spulte sie das liberale Mantra von der Unabhängigkeit der Marktteilnehmer, die nicht von Regulierungen gegängelt werden dürften, ab. Eigentlich stimmte dem Benedikt Koch, Direktor Schweiz. Baumeisterverband SBV, zu. Nur an dem Beispiel der Aufgleisung von neuen Ausbildungsregeln und Inhalten für Maurer, die sich über Jahre hinziehen, verdeutlichte er die Handlungsdefizite von staatlichen und nicht staatlichen Akteuren. Hier entfachte Jürg Grossen, Präsident Grünliberale Partei Schweiz, ein rhetorisches Feuer der Veränderung. Bei der Einführung des Automobils hätten auch die Hufschmiede und Kutscher skeptisch abwartend am Rand gestanden und seien dann überrollt worden. Einige Akteure würden sich heute ähnlich verhalten. Daran schloss sich eine lebhafte Debatte an, die auch durch internationale Studien genährt wurde, die die Schweiz eben nicht wie früher auf dem Siegertreppchen der Innovationstreiber sehen, sondern nur auf dem undankbaren Platz vier.

Der Stufenplan
Dabei ging fast unter, dass Alar Jost, Vorstand Bauen digital Schweiz und Vice Chair buildingSMART Switzerland, noch einen spannenden Stufenplan vorstellte. In Stufe 1 geht es um die Modellierung und hier um die Transformation von 2-D in 3-D. Das Wissen, was ein digitales Werkzeug können muss, ist vorhanden. Im Rahmen der Stufe 2 steht die effektive Kooperation im Vordergrund. Durch die veränderte Kooperation steigt die Kultur der Zusammenarbeit, die Qualität der Ergebnisse und die Standardisierung gewinnen die Oberhand. In Stufe 3 geht es um den Einsatz der Automatisierung, sprich, den qualitativ besseren Austausch der Modelle. Neue Technologien wie Blockchain gewinnen an Bedeutung. In Stufe 4 geht es um eine neue Form der Vernetzung. Die Infrastruktur kommuniziert miteinander.