Den Zeitgeist der unterschiedlichen Dekaden des 20. Jahrhunderts einfangen. (© Stadtarchiv Basel)

Die muba – früher Schweizer Mustermesse – ist Geschichte. Wir können mithilfe eines prächtig illustrierten Bildbandes, der zur 100 Ausgabe der Schweizer Mustermesse erschien, zurückblicken. Es geht um eine Entdeckungsreise durch den Rhythmus der Messen und Märkte. Architektur spielt dabei eine zentrale Rolle. Die historische Bedeutung des Messestandorts Basel wird in dem Buch abgefeiert. Allerdings stellt sich die Frage, wie in Zeiten, in denen viele Anbieter mit Besucherschwund zu kämpfen haben und auch wie die muba den Schirm zumachen, eine Messe, die auf der Höhe der Zeit agiert, aussehen könnte.

Am 17. Februar 2019 endete der letzte Tag der 103. Ausgabe der muba mit musikalischer Begleitung und einem feierlichen Festakt. Das ist eine Zäsur. In der muba spiegelte sich
der sehr unterschiedliche Zeitgeist der Moderne im 20. Jahrhundert wider. Mit der ersten Schweizer Mustermesse 1917 und der kurz zuvor gegründeten Messegesellschaft
wurde der Grundstein für eine Schweizer Erfolgsgeschichte gelegt. Entstanden in den dramatischen Jahren des Ersten Weltkriegs entwickelte sich die Messe im Verlauf der Jahrzehnte zu einem national, später international aktiven Unternehmen. Viele Branchenmessen wie die Baselworld, die Art Basel, die Swissbau oder die Giardina haben das Licht der Welt im Rahmen der Mustermesse erblickt und sind später auf eigenen Beinen gestanden. Die heutige MCH Group führte Jahr für Jahr Hunderttausende von Besucherinnen
und Ausstellern zusammen, die Geselligkeit pflegen, den Markt beobachten, Geschäfte tätigen, Netzwerke knüpfen.

DER ROTE FADEN DER MESSE
Historiker und Journalisten berichten vom Mut während der Gründerjahre, vom Aufstieg zu einer nationalen Institution, vom Erfolg im globalen Messegeschäft und vom Ausblick auf die Messen der Zukunft. Als roter Faden dient die chronologische Gliederung mit den wichtigsten
Etappen der Schweizer Mustermesse, anschaulich zusammengefasst in einem Stammbaum im Mittelteil des Buches. Der Fokus der acht Bildstrecken liegt auf den vielfältigen Themen und Aspekten der Messen, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden: die Organisation der Besucherströme, die Ästhetik der Messeplakate, die Baugeschichte des Unternehmens, die Faszination von Technologie und Innovation sowie eindrückliche Impressionen vom Messealltag.

Architektur spielte an der Mustermesse, später muba, immer eine grosse Rolle. Am
Anfang ab den Zwanzigerjahren war es der Kopfbau mit seinem Arkaden-Haupteingang. In den Fünfzigerjahren beeindruckte der Rundhofbau von Hans Hoffmann. Die riesige Uhr an der Frontseite wurde zum Wahrzeichen der Moderne. Der Takt der Zeit spielte eine immer gössere Rolle. Das Schaufenster muba war das ökonomische Aushängeschild für die Kantone Basel- Stadt und Baselland.

2013 kam es zum letzten Modernisierungsschub. Der runde Messeturm von Herzog & de Meuron öffnete den Blick auf eine beeindruckende Weise nach oben, und auch das neue Messezentrum besticht seit sechs Jahren mit einem silbern glänzenden Ambiente.

AM ZEITGEIST VORBEI
Trotzdem begann der Abstieg der muba. Zuerst verlor sie ihre Tochtermessen, wie
die Baselworld, Swissbau oder Giardina. Dann nagte das aufkommende digitale Zeitalter mit dem Internet an der Attraktivität und den Besucherzahlen. Eine Messe, die sich nur auf ihren historischen Ruf verlässt und Standflächen zu hohen Preisen anbietet, hat heute keinen Platz mehr. Auch die muba verpasste den Anschluss an das neue Zeitalter und den Zeitgeist. Eine Messe muss heute echten Mehrwert für Aussteller und Besucher bieten. Der Dreiklang heisst
Weiterbildung für die Zielgruppen, Networking- Möglichkeiten auf Augenhöhe und einen dazu passenden Event-Charakter. Das ist aber ein Thema für noch bestehende oder zukünftige Messen.

www.mch-group.com