Das Dach ist die Krone des Hauses und braucht mehr Aufmerksamkeit.

Waren in der Vergangenheit mehrheitlich statische Probleme, Wetter- und Wasserschäden oder eine schlechte Optik die Hauptgründe für die energetische Sanierung des Eigenheims, stehen heutzutage die zwei Themen Energiesparen und damit implizit die Senkung des Kohlendioxyd-Ausstosses ganz weit oben auf der Liste. Die Herausforderungen des Klimawandels sind auch auf dem Dach angekommen.

Wer den Energieverbrauch seines Eigenheims senken will, kommt um eine energetische Sanierung nicht herum. Für den Bewohner des Hauses bedeutet dies zunächst eine Reduzierung der Heizkosten. Das wirtschaftliche Motiv ist jedoch nur eines von vielen. Die Substanz und der Wert von bestehenden Häusern werden so nicht nur erhalten, sie können gesteigert werden, wenn das Haus regelmässig modernisiert, renoviert und saniert wird. Energiesparen hat zudem in Zeiten des Klimawandels eine immense Bedeutung. Während der Bedarf nach fossilen Brennstoffen global immer noch deutlich wächst, kommt das fossile Zeitalter an seine Grenzen – der Peak ist erreicht und die Ressourcen sind erschöpft. Nur durch die effiziente Nutzung von Energie und das Umsteuern auf regenerative Energieträger kann der Ausstoss von Kohlendioxyd (CO2) reduziert werden. Die in Paris vereinbarten Klimaziele bis 2030 können nur eingehalten werden, wenn auch die Gebäudesanierung ihren Anteil beiträgt.

Durch die energetische Erneuerung der Hülle, modernster Fenster und eine automatische Wohnungslüftung erhöht sich auch der Benutzerkomfort eines Gebäudes. In allen vier Jahreszeiten gleicht sich das Raumklima aus, und im Rahmen der
belüfteten Wohnungen verbessert sich zudem die Qualität der Innenluft – bei lärmbelasteten Standorten zweifellos ein grosser Vorteil.

AMORTISATIONSZEIT UND HEIZKOSTENEINSPARUNGEN
Da ein Eigenheim mit den verschiedenen Bauteilen eine gewisse Lebensdauer besitzt, welche die einwandfreie Funktion bestimmt, muss unvermeidlich nach einigen Jahren eine Sanierung stattfinden. Wände und Böden haben meist nach zehn bis 15 Jahren eine Renovation nötig. Bei der Haustechnik, beispielsweise Heizungen, beträgt die erwartete Lebensdauer im Schnitt 20 Jahre, wohingegen die von Fassade, Fenstern und Dach meist erst nach 40 Jahren abläuft. Nichtsdestotrotz sind meist deutlich früher energetische Schwachstellen im Gebäude vorhanden.

Bei einer Sanierung kann man an vielen Punkten ansetzen, aber die Massnahmen sollten vernünftigerweise aufeinander abgestimmt werden. Bei einer Gebäudehüllen Modernisierung von Steil- oder Flachdach, Fassaden inkl. Fenster, sowie die Kellerdecke können bis zu 70 Prozent Energie eingespart werden. Somit ist die logische Konsequenz bei einer optimalen energetischen Sanierung, das Gebäude von aussen nach innen zu sanieren.

SANIERUNGSMASSNAHMEN AM DACH
Das Dach ist quasi die Krone des Hauses, wenngleich die Krone gelegentlich aufgrund der sich ständig wechselnden Witterungseinflüsse gerichtet werden muss. Regelmässige Reinigung von Moos, Flechten und liegen gebliebenem Laub sollte zum Standardverfahren gehören, wenn man ein Eigenheim besitzt, denn verschmutzte Dächer können schnell unliebsame Schäden verursachen. Funktionell werden bei einem Hausdach 40 Jahre Lebensdauer erwartet, wenngleich eine Sanierung oft früher einzuplanen ist. Eine gute Dämmung des Daches ist essenziell, denn hier können beinahe 20 Prozent des Energieverbrauchs eingespart werden. Ferner kommt der Faktor Wertsteigerung, was zudem mit der Installation einer Solaranlage zur Wärme- respektive Stromerzeugung kombiniert werden kann. Hierbei kann die Klimabilanz des Gebäudes markant verbessert werden. Sanierungen am Dach sind meist nicht isoliert von einer Erneuerung der übrigen Bauteile vorzunehmen. Denn Dach, Wand und Fenster garantieren einzig im Verbund die hohen bauphysikalischen Qualitäten einer Gebäudehülle. Massnahmen am Dach lassen sich einfach mit Arbeiten an der Fassade kombinieren und sind zudem äusserst wirksam.

DURCHGEHENDES DÄMMEN DES STEILDACHS
Die optimale Wärmedämmung eines Steildachs ist durchgehend und überall gleich stark, denn das einfach belüftete Dach weist ein Minimum an Wärmebrücken auf. Das Dach wird zwischen Eindeckung und Unterdach durchlüftet, und das Unterdach ist dampfdurchlässig. Sofern die Dacheindeckung und das Unterdach nicht erneuert werden, können die Dämmplatten von innen zwischen den Sparren angebracht werden. Wenn sich die Dacheindeckung wiederum in einem schlechten Zustand befindet, empfiehlt es sich, die Wärmedämmung über den Sparren anzubringen. Dabei wird eine durchgehende Dämmung erreicht.
Sollte der Estrich nicht als Wohnraum genutzt werden, sind trittfeste Dämmplatten und ein begehbarer Boden ausreichend. FEUCHTIGKEITSSCHUTZ BEIM FLACHDACH BEACHTEN Beim Flachdach sollte eine jährliche Kontrolle durch eine Fachperson stattfinden, denn häufig zeigen sich hier die Dichtungsmängel oder fehlerhaften Fugenabdichtungen erst im Nachhinein. Ein Einbau von Kontrollstutzen dient somit der Früherkennung. Das Dämmen eines Flachdachs kann nachträglich ohne Probleme und ohne einen Einfluss auf die Architektur ausgeführt werden. Die geforderte Neigung der Abdichtung wird mit Dämmplatten mit integriertem Gefälle erreicht. Sollte das Dach nicht als Nutzfläche verwendet werden, findet meist eine Begrünung statt oder es wird mit einer Schutzschicht aus Kies versehen. Wird das Dach jedoch als Terrasse genutzt, müssen die darunter liegenden Schichten vor der mechanischen Einwirkung geschützt werden. Dies erfolgt dann durch Stein- oder Betonplatten oder spezielle Holzroste. Gegenwärtig ist die Begrünung eines Flachdaches aus mehreren (Umwelt-)- technischen Gründen sehr beliebt. Es ermöglicht eine längere Lebensdauer der Abdichtung, einen Schall- und Strahlungsschutz, einen Wasserrückhalt, und zudem ermöglicht es einen Platz für Pflanzen und Kleintiere.

DER CAMPUS FÜR GEBÄUDEHÜLLE-SPEZIALISTEN
In Les Paccots, einem Ferienidyll in luftigen 1 051 Metern Höhe zwischen Vevey und Freiburg, werden die zukünftigen Gebäudehüllen-Spezialisten für nachhaltiges Bauen ausgebildet. Der Campus ist modern eingerichtet und bietet optimale Voraussetzungen für unterschiedlichste Lern- und Arbeitssituationen. Das gesamte, nach Süden ausgerichtete 7 000 Quadratmeter grosse Gelände bietet neben Grünflächen ein modern eingerichtetes Schulgebäude und eine Werkhalle. Das Schulhaus, das auch Hotelzimmer für die Schüler beherbergt, war in die Jahre gekommen. Es entsprach in keiner Art und Weise den Werten, die das Unternehmen an der Schule lehren und vorleben will. Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Komfort, aber auch Unterhaltsfreundlichkeit und Sicherheit waren nicht mehr gegeben.

Das Gebäude war in seinem ursprünglichen Zustand schlecht gedämmt und besass grosse Schwächen hinsichtlich der Verglasung, der Luftdichtigkeit und der Behandlung von Kälte- und Wärmebrücken. Der Energieverbrauch zur Beheizung war vier- bis fünfmal höher als der Bedarf modernerer Gebäude. Das Gebäude verfügte über eine Heizölanlage, die sowohl die Beheizung des gesamten Standorts als auch die Brauchwarmwasser-Aufbereitung übernahm. Die Effizienz der elektrischen Anlagen war durchschnittlich und die elektronische Ausstattung des Gebäudes gering. Nach der ersten Analyse des Gebäudes erteilte der Bauherr dem Projektteam den Auftrag, ein Konzept zur energetischen Sanierung zu entwickeln. Schwerpunkte waren die Optimierung der Gebäudehülle zur Verringerung von Wärmeverlusten und der Einbau von leistungsstarken und mit erneuerbaren Energien betriebenen technischen Anlagen.

Die Vision des Bauherrn bestand darin, ein umweltfreundliches Gebäude zu betreiben, dessen Energiebilanz und Komfort mit denen moderner Gebäude vergleichbar sind. Dabei wollte er vor allem nicht länger von fossilen Energieträgern abhängig sein. Aus dem Betrieb des Gebäudes ergeben sich komplexe Anforderungen. Die Belegungsrate kann von einer Woche zur anderen stark schwanken. Da muss es möglich sein, die Innentemperatur bei Nicht-Belegung zu senken und bei Wiederbelebung schnell wieder anzuheben, was für ein Wärmeverteilsystem mit geringer Trägheit spricht. Ebenso war es nötig, das System zur Brauchwarmwasser-Aufbereitung zu analysieren, damit jederzeit eine angemessene Wasserqualität gewährleistet ist. Die Entscheidung fiel für einen Durchlauferhitzer, der auch in Spitälern und Alters-/Pflegeheimen verbreitet ist und das Warmwasser bei Bedarf (ohne Wasserstau) bereitstellt. Da die Zimmer nicht immer belegt sind und die Temperaturen im Winter in Les Paccots unter den Gefrierpunkt fallen, wurde eine kontrollierte Komfortlüftung eingebaut. Damit ist jederzeit eine hygienische Luftqualität gewährleistet, und die Wärme wird über Luftaufbereitungsblöcke wiedergewonnen. Es nahm viel Zeit in Anspruch, technische und wirtschaftliche Systeme zu entwickeln, die sich auf pragmatische Weise in die vorhandene Architektur einbinden liessen. Es ist jedoch gelungen, das architektonische Erscheinungsbild des Gebäudes zu bewahren und dabei dessen Energieeffizienz zu verbessern.

www.gebäudehülle.swiss