Andreas Edelmann ist Energieberater und Co-Präsident von Casafair Zürich.

Dieses Jahr stimmen wir endlich über das CO2-Gesetz ab, nachdem dieses lange im Parlament beraten wurde. Was bedeutet das Gesetz für Hauseigentümer/innen konkret?
Soll ich nun dem Staat mit seinen immer neuen Vorschriften noch ein kleines Schnippchen schlagen und der neuen Regelung zuvorkommen? Also möglichst bald noch meine alte Öl-Heizung mit einer neuen ersetzen, damit ich vom Gesetz nicht betroffen sein werde?

Das wäre eine sehr kurzsichtige und keine weise Entscheidung! Der 1 : 1-Ersatz der fossilen Heizung ist zwar heute die billigere Lösung, weil die Investitionskosten geringer sind. Aber mittel- und langfristig lohnt sich dies kaum. Fast alle Gebäude in der Schweiz haben das Potenzial für ein gut umsetzbares erneuerbares Heizsystem, sei es eine Wärmepumpe, eine Holzheizung oder den Anschluss an einen Wärmeverbund. Mit
Wärmepumpen gibt es verschiedene Möglichkeiten, gratis Umweltenergie zu nutzen: Aussenluft, Erdsonden, Grundwasser, in speziellen Fällen auch Abwärme- oder Seewasser-Nutzung. Was bei jedem einzelnen Gebäude machbar und die passende Lösung ist, muss objektspezifisch eruiert und geprüft werden. Alle diese neuen Systeme kosten am Anfang beim Einbau mehr als der 1 : 1-Ersatz, aber man sollte den Fehler nicht machen, nur die  Anfangs-Investitionen zu vergleichen. Viel wichtiger sind die Kosten über den ganzen Lebenszyklus. Hier sind alle Systeme im Betrieb günstiger, die nicht von fossilen Rohstoffen abhängig sind, weil die Preise fossiler Energieträger vermutlich steigen werden.

Wärmepumpen funktionieren mit Strom. Es stellt sich die Frage, ob die ganze Schweiz auf Wärmepumpen umrüsten und dazu noch auf Elektromobilität umsteigen kann, ohne dass  die Stromversorgung kollabiert. Um dies abzuwenden, ist neben vielen Energieeffizienz- Massnahmen auch ein Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion nötig, was in vielen kantonalen Energiegesetzen für Neubauten bereits Vorschrift ist. Der Staat verschärft nicht  einfach die Vorschriften für Heizsysteme und überlässt die Hauseigentümer / innen ihrem Schicksal: Es wird dazu eine Lenkungsabgabe und ein Förderprogramm ausgebaut. Die  CO2-Abgabe auf Heizöl und Erdgas wird schrittweise erhöht, womit die fossile Heizung im
Betrieb teurer wird. Gleichzeitig steigt damit aber auch die Attraktivität der erneuerbaren
Alternativen ohne CO2-Abgabe.

Noch mehr Steuern zahlen also? Nein, ein Teil des Geldes wird noch grosszügiger als bisher für Förderbeiträge an die Hauseigentümer / innen ausgegeben. Damit werden die Anfangsinvestitionen und die neue Heizung im Lebenszyklus noch günstiger. Die übrigen Beiträge werden im Sinne einer Lenkungsabgabe weiterhin an alle Einwohner/innen und Firmen gemäss AHV-Lohnsumme ausgeschüttet. Vom Heizungsersatz profitieren Eigenheimbesitzer/ innen direkt, Mieter / innen indirekt. So soll bei einer energetischen Sanierung oder einem Heizungsersatz die sogenannte «warme Miete», das heisst die
Miete inklusive Nebenkosten, in etwa gleichbleiben. Der Vermieter erhält mehr Miete, die Werke weniger für die Energielieferung und die Umwelt profitiert mit. Also eine Win-win- win-Situation.

Und was stimme ich nun beim CO2-Gesetz? Casafair, der Verband für verantwortungsvolle Hauseigentümer/innen empfiehlt ein klares Ja, weil auch Besitzer von Immobilien in der  Verantwortung stehen. Das Gesetz ist ein erster grosser Schritt auf dem Weg zur Klimawende. Aber allein damit wird das Klima nicht gerettet, es wird zukünftig noch weitere Anstrengungen brauchen.

www.casafair.ch