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Auf weitere 100 Jahre gemeinnützigen Wohnungsbau

Die Wohnbaugenossenschaften Schweiz feiern ihren 100. Geburtstag. Das ist eine Leistung und zeigt die grosse Bedeutung dieser Wohnform. Und doch sind in der Schweiz nur fünf Prozent aller Wohnungen Genossenschaftswohnungen, seit den 70er-Jahren nimmt ihr Anteil sogar wieder ab. Dabei überzeugen die Genossenschaftswohnungen: Ihre Mieten liegen je nach Region 15 bis 24 Prozent tiefer als die von Normalwohnungen. Erreicht wird dieser
erfreuliche Effekt damit, dass die Wohnobjekte der Spekulation entzogen worden sind und keine spekulative Marktmiete darauf erhoben wird, sondern die effektive Kostenmiete. So wird ein Mietpreisanstieg stark gebremst. In den letzten Jahrzehnten wurden zwar schweizweit viele Wohnungen erstellt, aber nur wenige genossenschaftliche. Auffällig dabei ist, dass dabei oft innovative Wohnprojekte entstehen. Mit weniger Fläche werden interessante
Wohnungsgrundrisse umgesetzt. Mit Gemeinschaftsräumen werden Bedürfnisse platzsparend
abgedeckt und der gemeinschaftliche Umgang gefördert. Es werden spannende Aussenräume geschaffen, welche zum Wohlbefinden beitragen. Das macht genossenschaftliches Wohnen
attraktiv. Und wie bereits erwähnt: zu zahlbaren Mieten.

Die Kostenspirale bei den Mieten spüren nicht nur die Mieter. Das Fehlen zahlbarer Wohnungen verteuert auch die Kaufpreise für Wohneigentum. Die eigene Wohnung oder das eigene Haus ist jedoch für viele ein erstrebenswertes Ziel. Sei es als Kapitalanlage oder einfach darum, dass man eine Sicherheit hat und nicht der Willkür von Vermietern ausgeliefert ist. Genossenschaften bieten diese Möglichkeit auch Menschen ohne grosses Kapital, nur fehlen eben schlicht die Wohnungen. Der Hausverein teilt viele Werte der Wohnbaugenossenschaften. Mieten sollen fair sein; sie sollen nach den Kosten und nicht einfach nach dem Markt berechnet werden. Wohneigentum soll kein Spekulationsobjekt sein. Letztes Jahr ist der Hausverein Schweiz 30 Jahre alt geworden, und wir wollen uns nochmals kräftig weiterentwickeln. Unsere rund 13’500 Mitglieder bekennen sich zum umweltbewussten Wohneigentum und zu fairen Miet- und Nachbarschaftsverhältnissen.
Entstanden ist der Verband zur Zeit der Stadt-Land- Initiative, als die Leute sich ernsthafte
Sorgen über die Bodenspekulation machten. Ein Anliegen, das sich heute natürlich noch akzentuiert hat.

Es ist höchste Zeit, dass der genossenschaftliche Wohnungsbau wieder stärker gefördert wird, damit mehr Wohnungen der Spekulation entzogen werden können. In Holland liegt der Anteil bei über 30 Prozent, in Schweden bei rund 16 Prozent. Da sollten wir in der Schweiz doch immerhin zehn Prozent schaffen. Der Nationalrat hat im Dezember eine positive Weiche
gestellt, indem er einem neuen Rahmenkredit für den Fonds de Roulement zur Förderung des gemeinnützigen Wohnungsbaus von 250 Millionen Franken zugestimmt hat. Nun muss das nur noch der Ständerat bestätigen.

Ein wachsendes Problem für Genossenschaften ist der Zugang zu Bauland. Die Gemeinden könnten da stark mithelfen: durch Vorkaufsrechte oder Abgabe von Boden im Baurecht. Wohnen ist ein Grundbedürfnis und damit ein Menschenrecht. Die Wohnbaugenossenschaften
leisten hierbei einen wichtigen Beitrag.

www.hausverein.ch