Digital: BIM-Modelle erleichtern das Zusammenspiel vieler verschiedener Akteure. Auch die Baulogistik wird simuliert. Hier ein Rendering vom Kantonsspital Baden.

Die Digitalisierung durchdringt zunehmend alle Phasen des Bauens. In der Schweiz hat die Branche in den letzten zwei Jahren riesige Fortschritte gemacht. Unsere Erfahrungen – gerade beim Thema BIM to Field – zeigen eines deutlich: Wir müssen unsere Prozesse ändern. Wenn es darum geht, Kollaborationen erfolgreicher zu machen und Fehler zu vermeiden, muss das Digitale raus aus der Maschine. Das ist kein Widerspruch!

Mit Beginn unserer Planungsarbeit für das neue Kantonsspital Baden ist nun auch für uns das Thema BIM endgültig auf der Baustelle angekommen. Niemand, der erst einmal mit digitalen Methoden gebaut hat, möchte wieder darauf verzichten. Wir erhalten nur positives Feedback.

BIM to Field ist für uns ein wichtiger und spannender Schritt. Als wir BIM vor drei Jahren in der Archim AG (Confirm, steigerconcept, IMOOO) eingeführt haben, sind wir mit dem sogennanten «little BIM» gestartet. Schnitte und Grundrisse konnten so automatisch generiert werden. In einem zweiten Schritt haben wir das 3D-Modell koordinationsfähig gemacht. Manche Planer für das neue Modell zu begeistern, war eine grosse Herausforderung, hat uns jedoch bisher den grössten Gewinn gebracht. Die Fehlerquote in der haustechnischen Koordination hat signifikant abgenommen, die Effizienz ist deutlich gestiegen. Im dritten und vierten Schritt haben wir die Termin- und Kostenplanung ans 3D-Modell angebunden und so Baumanagement und Logistikplanung mit ins Boot geholt. Seitdem können wir konsequenter den kommunikativen «Blindflug» zwischen den Phasenabschlüssen vermeiden, die mitunter zeitlich weit auseinanderliegen. Ausserdem reduzieren wir nebenher einen Grossteil der meist als lästig empfundenen Ausmassarbeit.

Jetzt mit BIM auf die Baustelle zu gehen, ist ein logischer Schritt: Von der Planung bis zur Umsetzung – und später auch Nutzung – werden nach und nach alle Beteiligten ins BIM-Modell integriert. Damit das gelingen kann, brauchen wir eine neue Unternehmenskultur, die Menschen und Prozesse wieder zusammenbringt und sichtbar macht, wer wann was macht.

…ran an die Wand…
Der blosse Einsatz von neuen Computerprogrammen alleine bringt uns nicht weiter. Auf Studienreisen zum Thema Lean Management und Lean Hospital in Nordeuropa und den USA ist uns klar geworden: Wir müssen die Prozesse im Griff haben, die Kommunikationsstandards überprüfen. Wenn alle Informationen in einem Modell gebündelt sind, dann können alle via Software auf die verfügbaren Daten zugreifen. Damit ein Arbeitsmittel von allen gewissenhaft bewirtschaftet wird, muss es verständlich und akzeptiert sein, muss das digitale Element raus aus der Maschine – ran an die Wand. Es braucht den gemeinschaftlichen Überblick für ein ganzheitliches Verständnis.

Wir arbeiten mit Boards nach der bewährten Kanban-Methode für agiles Projektmanagement. Bei uns hängen die Organisationspläne für alle sichtbar an der Wand im Bauleitercontainer. Dort definieren wir zusammen mit den beteiligten Unternehmern die einzelnen Arbeitsschritte und halten diese auf Haftnotizzetteln fest. Auch Termine und Abfolge werden gemeinsam besprochen und notiert. Es entsteht ein Arbeitsvorrat, der auf eine Woche begrenzt ist. Wenn ich einen Zettel aus dem Arbeitsvorrat mit der eigenen Hand greife und auf dem Board in meinen Zuständigkeitsbereich klebe, nehme ich eine Aufgabe bewusster an. Nach getaner Arbeit wandert das Post-it auf das Feld «rledigt». Dadurch habe ich regelmässige Erfolgserlebnisse, kann mit Arbeiten abschliessen und Raum schaffen für die nächsten Schritte.

..weg vom Listenwildwuchs
Unser nächstes Ziel ist es, die einzelnen Arbeitsschritte am 3D-Modell zu simulieren. Dann können wir die Wochenvorschau digital darstellen: Welches Bauteil wird wo gemacht? Soll und Ist können wir sofort vergleichen. Wir sprechen von einem 1:1-Tracking der Realität. Ausserdem setzen wir bereits jetzt ein weiteres Softwaretool ein: Mit Dalux können wir Pendenzen und Mängel direkt am 3D-Modell verorten und beschriften. Alles ist so auf der gleichen Datenplattform gespeichert. Der Bauleiter kann das virtuelle Modell über die Realität legen und Abweichungen besser erkennen. Pendenzenlisten werden zentral geführt und bewirtschaftet, doppelt oder mehrfach manuell geführte Listen gibt es nicht mehr.

Unsere Erfahrungen zeigen, dass die modulare Step-by-Step-Strategie bei der Einführung von BIM ein Erfolg war. Neben der Technik dürfen wir dabei die Menschen und vor allem die Prozesse nicht aus dem Blick verlieren. Sie sind unser Fundament für Bauen mit BIM. Wir sprechen mittlerweile nicht vom Modeling- sondern von Kommunikationsmanagement. Alte Gewohnheiten und Strukturen zu verlassen, ist mitunter mühsam und schwierig, aber es lohnt sich: ein spannender Prozess und der Weg in die digitale Zukunft.

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