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Digitalisierung der Bauwirtschaft – es geht vorwärts

Andrea Leu ist Co-Geschäftsführerin von Bauen digital Schweiz / buildingSMART Switzerland.

Die pandemiebedingte Ausnahmesituation hat uns allen in den letzten Jahren einiges abverlangt. Wir mussten uns an neue Realitäten gewöhnen, Bekanntes über Bord werfen und rasch auf Veränderungen reagieren. Einige schon lange brennende Themen haben in dieser Zeit einen richtigen Schub erhalten – zum Beispiel die Digitalisierung. Die Bau- und Immobilienwirtschaft weiss schon lange, dass digitale Technologien die Branche auf den Kopf stellen werden, trotzdem wird heute oft noch wie vor 100 Jahren gebaut. Während viele andere Sektoren durch die Digitalisierung deutlich produktiver geworden sind, hinkt die Bauwirtschaft mit jährlich nur rund einem Prozent Produktivitätszuwachs in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich hinterher.

Die neue Dynamik wird Auswirkungen weit über die Branche hinaus haben, denn mit rund 15 Prozent des Bruttoinlandprodukts ist sie ein zentraler Wirtschaftsfaktor in der Schweiz und beeinflusst viele andere Sektoren. Eine produktivere Bau- und Immobilienwirtschaft ist deshalb auch gesamtgesellschaftlich mehr als sinnvoll. Inzwischen sind auch die Technologien ausgereift und es gibt praktische Lösungen auf dem Markt. Dies kann keine Ausrede mehr sein.

Am Beispiel von Building Information Management (BIM) kann dies belegt werden. BIM kann als Kernstück der digitalen Transformation fungieren. Als kollaborativer Prozess, bei dem alle an einem Projekt beteiligten Parteien sicherstellen, dass die Informationen während des gesamten Lebenszyklus konsistent ausgetauscht werden, ermöglicht BIM neue Dienste und komplett veränderte Formen der Zusammenarbeit. Eines ist dabei zentral: Das Potenzial von BIM muss als Wertschöpfer und nicht als Kostenfaktor verstanden werden. Zusätzlich zu den finanziellen Vorteilen müssen die Akteurinnen und Akteure die strategische Rolle von BIM als wesentlichen Treiber der Digitalisierung erkennen. Und schliesslich sind koordinierte Anstrengungen erforderlich, um neue Talente mit Digital- und BIM-Kenntnissen anzuziehen, vorhandene Mitarbeitende weiterzubilden und Unternehmenskulturen zu verändern. Digitale Technologien müssen zukünftig grossflächig eingesetzt beziehungsweise erprobt werden und schliesslich zu Standards und Normen führen, die die Branche insgesamt weiterbringen. Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus ist dabei durchaus sinnvoll. Genau hier setzen wir mit Bauen digital Schweiz / buildingSMART Switzerland an: Wir weisen auf Best Practices in unserem Land hin, machen sie öffentlich und bereiten damit den Boden für Standards und Normen. Gleichzeitig vernetzen wir uns international. Denn eines ist klar: Die Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft ist nicht ausschliesslich einer Frage wwder Technologie, sondern vor allem das Resultat der richtigen Strategie und der passenden Organisation. Zusammengefasst geht es um eine innovative Unternehmenskultur.

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