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Mehr Elektromobilität nur mit mehr Solarstrom

In der Schweiz stammen 38 Prozent der CO2-Emissionen aus dem Verkehr, und sie nehmen kaum ab – ganz im Gegensatz zum Gebäudebereich, dem grössten Emittenten. Mit der Elektromobilität, so erhoffen sich viele, soll die Trendwende endlich kommen. Gemäss der im Dezember 2018 veröffentlichten Roadmap Elektromobilität des Bundes sollen im Jahr 2022 15 Prozent der Neuzulassungen von Personenfahrzeugen Elektrofahrzeuge sein. Im vergangenen Jahr lag dieser Anteil erst bei 1.7 Prozent. Es gibt also noch einiges zu tun – auch wenn der Tesla Model 3 im März das meistverkaufte Auto der Schweiz war.

Eine Umfrage der Universität St. Gallen und Raiffeisen zeigt, dass vor allem fehlende Infrastrukturen in der Schweiz und die geringe Reichweite der Fahrzeuge derzeit gegen den Kauf eines Elektromobils sprechen. Für ein rascheres Marktwachstum braucht es deshalb ein flächendeckendes, qualitativ hochwertiges, nicht diskriminierendes und bestmöglich verfügbares Ladenetz. Mit der «Plattform Ladenetz Schweiz» packt der Verband Swiss eMobility das Problem zusammen mit EnergieSchweiz an. Darüber hinaus hat der Schweizerische Architektur- und Ingenieurverein kürzlich die Arbeiten am SIA-Merkblatt 2060 gestartet, in dem unter anderem energetische Anforderungen, Systemaufbauten und Ausstattungen von Ladestationen aufgezeigt werden sollen. Mit einer Veröffentlichung ist im laufenden Jahr zu rechnen.

Das Laden der Elektromobile dürfte also rasch einfacher werden. Mit keinem Wort erwähnt wird jedoch in der erwähnten Roadmap, wie der zusätzliche Strombedarf gedeckt werden soll. Man kann es sich einfach machen wie der Swiss Tesla Owners Club, der sich ein bestehendes Wasserkraftwerk in Brigels gekauft hat und seinen Mitgliedern «blitzsauberen Wasserstrom» für ihre Karossen zur Verfügung stellt. Egal, dass damit keine einzige zusätzliche Kilowattstunde Strom erzeugt wird und damit andere Stromkonsumenten mit importiertem Dreckstrom beliefert werden müssen. Es ginge auch anders. Heute verbrauchen die Verbrennungsmotoren jährlich rund 60 Terawattstunden in Form von Diesel und Benzin. Wenn wir nun zur Umsetzung des Pariser Klimaprotokolls diese vollständig mit elektrischen Antrieben ersetzen, so entsteht dadurch ein zusätzlicher Stromverbrauch von 17 Terawattstunden, denn Elektromotoren sind etwa 3.5-mal effizienter als ihre fossilen Kollegen. Gemäss einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Bundesamtes für Energie könnten auf unseren Dächern und Fassaden mit Photovoltaik-Anlagen in einem Jahr 67 Terawattstunden Strom produziert werden – ein Viertel des Flächenpotenzials würde also genügen, um unsere Mobilität (ohne Flugverkehr) auf Solarstrom umzurüsten. Erfreulich dabei ist, dass Autos im Gegensatz zu Gebäuden kaum saisonale Verbrauchsschwankungen aufweisen. Und Autos können gleich noch als Zwischenspeicher für überschüssigen Solarstrom dienen, sofern sie für bidirektionales Laden eingerichtet sind. Was heute noch eine Ausnahme bildet, dürfte bald zum Standard werden.

Der jährliche Photovoltaik-Zubau steht leider im krassen Widerspruch zu den Potenzialen: Nach drei mageren Jahren dürften dieses Jahr in der Schweiz erstmals wieder mehr als 300 Megawatt Leistung neu installiert werden. Nötig wäre das Fünffache, damit wir rechtzeitig Diesel, Benzin, Heizöl, Erdgas und Atomstrom ersetzen können. Alternativen gibt es kaum, denken wir etwa an die Schwierigkeiten beim Ausbau der Windenergie. Der Swiss Tesla Owners Club und andere Besitzer von Elektrofahrzeugen könnten ihren eigenen Beitrag mit dem Bau einer Photovoltaik-Anlage leisten. Und wer kein eigenes Dach hat, kann sich an einer neuen Photo voltaikAnlage beteiligen.

www.swissolar.ch