Ein Raum mit seiner Atmosphäre und seinen funktionalen Aspekten entsteht.

Gipser klingt als Beruf ziemlich nüchtern. Das ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Dabei ist gerade hier Kreativität gefragt. Der Beruf des Trockenbauers beinhaltet nicht nur das Verputzen von Wänden und Decken, sondern eine Vielzahl von Aufgaben, die auch aus ästhetischen Gründen halten müssen. Wir fragten beim Geschäftsführer der Gipsercompany GmbH nach.

Sie haben 2016 den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Wo lagen die zentralen Gründe dafür?
Schon in der Lehre ist die Idee der Selbstständigkeit bei mir gereift. Ich hatte Ziele und Visionen.

Sie wollten zunächst sich fachliche Grundlagen verschaffen?
Ja, das Ziel hatte ich klar vor Augen und habe mich auch daher ständig weiterqualifiziert.

Welche handwerklichen Kompetenzen braucht man heute in einem GipserBeruf? Qualifikationen sind wichtig. Davor steht die Liebe und Leidenschaft zum und im Beruf. Sie kennen sicher das Zitat von Antoine de Saint-Exupéry: «Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.»

Ja, das ist immer wieder beeindruckend …
Dann ist es wichtig zu realisieren, dass unter dem Dach des Gipser-Handwerks sich unterschiedliche Berufsgruppen mit ihren Qualifikationen befinden.

Zudem braucht ein handwerklicher Beruf praktisches Geschick. Handarbeit ist immer noch wichtig. Man braucht ein räumliches Vorstellungsvermögen und wir in unserem Job sollten Pläne lesen können. Der umgekehrte Weg, Pläne oder Skizzen
selber zeichnen zu können, ist ebenfalls ein zentraler Punkt. Nicht vergessen darf man die Teamfähigkeit. Da sind wir wieder beim Zitat von Antoine de Saint-Exupéry. Last but not least braucht man das passende und moderne Werkzeug.

Wagen wir einen Sprung in die Praxis. Was passiert im Trockenbau, wenn Sie einen Raum erstellen beziehungsweise ihn sanieren?
Zunächst verschaffen wir uns einen Überblick. Planung, Ausmass, Gründlichkeit und Genauigkeit zahlen sich aus. Man muss den Wandverlauf anzeichnen, die Türausschnitte und Installationen vorbereiten. Danach wird die Unterkonstruktion erstellt. Wenn das Ständerwerk steht, ist schon der zentrale Teil realisiert. Danach beplanken wir eine Seite mit Gipskartonplatten. Die Installationen vom Elektriker oder auch vom Sanitärverantwortlichen können dann gesetzt werden. Nach der Beplankung werden die Fugen gespachtelt. Danach wird ein Deckenputz oder eine komplette Spachtelung angebracht und gestrichen.

Wir bestimmen dabei, in Absprache mit dem Kunden, Farbe und Struktur.

Welche Platten brauchen Sie dazu?
In erster Linie geht es um die Gipsplatten. Hier kommen je nach Einsatzfeld unterschiedliche Typen zur Anwendung. Es hängt davon ab, ob es in einem Nassbereich ist, wie die Schall und Brandschutzanforderungen sind.

Die Baubranche befindet sich mitten in einem Digitalisierungsprozess. Was heisst das für Ihre Arbeit?
Die klassische Philosophie des hierarchische Denkens funktioniert nicht mehr. Ich will meine Mitarbeiter mehr einbinden und ihnen die Möglichkeit bieten, bei der Weiterentwicklung des Unternehmens mitzuhelfen. Ich habe eine klare Vision: Tablet statt Zettel. Die Einführung der neuen Arbeitsphilosphie nahm eine gewisse Zeit in Anspruch, aber stiess auf viel Begeisterung unter den Mitarbeitern. Sie waren stolz, Teil dieser Modernisierung zu sein. Heute ist die Philosophie fester Bestandteil des Arbeitsalltags und kann nicht mehr weggedacht werden.

Wie bestehen Sie in diesem Markt gegenüber den Mitbewerbern?
Das Team und sein sehr hoher Kenntnisstand im Rahmen der geforderten Qualifikationen ist der Dreh- und Angelpunkt. Zudem kommt es darauf an, wie das Team mit den Abläufen eingespielt agiert. Das technische Agieren auf der Höhe der Zeit steht bei uns oben auf der Agenda. Aus diesem Grund sind Mitarbeiter immer gefordert, in Richtung auf den neusten Stand sich weiterzubilden. Das sind die Schlüsselfaktoren, um auf dem Markt bestehen zu können.

Im Rahmen Ihres Web-Auftritts habe ich folgendes Zitat gefunden: «Das Handwerk wird umso höher stehen, je mehr und glücklicher es bemüht ist, mit dem Nützlichen das Schöne zu verbinden.» (Heinrich Wilhelm Josias Thiersch). Dieser Satz steht auf Ihrer Homepage. Wie passt er zu Ihrer alltäglichen Arbeit? Hier kommt die ästhetische Komponente dazu. Wir sind Handwerker, und viele haben das Vorurteil, dass wir mit einem künstlerischen Blick wenig am Hut haben. Das stimmt aber nicht. Wir gestalten Räume und bestimmen so die atmosphärische Ausstrahlung. Natürlich ist das Resultat das Ergebnis eines fachlichen Könnens, aber es sollte auch eine gute Stimmung ausstrahlen. Dann haben unsere Kunden auch
Freude an dem Ergebnis.

Meine heutige Tätigkeit als Geschäftsführer im Büro bereitet mir viel Freude. Ich stehe aber immer noch auf dem Boden des Handwerks, sprich mein Platz ist die Baustelle. Ich bin und bleibe ein Handwerker.

www.gipsercompany.ch