Dank des smarten Bedienungssystems «Homee» lassen sich die Produkte von Hörmann digital ansteuern.

Auf den Türen der Swissbau stehen unübersehbar zwei Megathemen: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Bei der Hörmann Schweiz AG ist man vorbereitet und präsentiert bei Toren und Türen – den Kernthemen des Hauses – den Dreiklang «sicher, effizient und klimaneutral». Wir führten mit Andreas Breschan, dem CEO der Hörmann Schweiz AG, das folgende Interview.

Messen und Grossveranstaltungen haben in der Pandemie einen schweren Stand gehabt. Sie haben oft schlicht nicht stattgefunden. Jetzt beginnen einige wieder die Türen zu öffnen, so auch die Swissbau. Allerdings sind nicht alle Aussteller im Vergleich zu vor zwei Jahren wiedergekommen. Die Ausstellerzahl ist gesunken. Warum ist Ihr Haus trotzdem auf der Messe vertreten?
Wir haben den persönlichen Kontakt mit Kunden vermisst. Dieser lässt sich durch den virtuellen Austausch nicht gänzlich ersetzen. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Deshalb setzen wir weiterhin auf diese Form der Kunden-Beziehungspflege. Ausserdem gibt es für uns in der Schweiz keine zweite Plattform wie die Swissbau, um in so kurzer Zeit so viele Kunden und Partner zu treffen und ihnen unser grosses Sortiment zu präsentieren.

Sind die analogen Welten also nicht vollständig durch digitale Welten zu ersetzen?
Genau so ist es. Die soziale Interaktion zwischen Menschen lässt sich durch den digitalen Austausch nie ersetzen.

Trotzdem müssen Messen heute zusätzliche Mehrwerte bieten. Ist die Swissbau heute noch eine Messe oder nicht eher eine Messeplattform?
Ich denke, sie ist beides – und das ist gut so. Die Messe bietet uns eine Plattform, um mit aktuellen und potenziellen Kunden in Kontakt zu kommen. Wichtig sind aber auch die fundierten inhaltlichen Angebote. Da überschneiden sich analoge und digitale Welten. In unserer Branche macht es sicher auch in Zukunft Sinn, Produkte und Dienstleistungen physisch erlebbar zu machen.

Es gibt aber offensichtlich weniger riesige Stände, sondern eher kleinere Plattformen, die aber einen klaren inhaltlichen Rahmen haben. Ein Beispiel ist das Innovation Lab.
Auch grosse Stände können einen klaren inhaltlichen Rahmen haben, das muss sich nicht zwingend widersprechen. Es liegt in der Natur der Sache und entspricht den aktuellen Entwicklungen, dass die nachhaltigen Veränderungen, welche in der Baubranche anstehen, inhaltlich thematisiert und ins Zentrum gerückt werden. In diesem Zusammenhang wächst das Bedürfnis, sich zu spezifischen Themen auszutauschen. Diesem Bedürfnis tragen die Verantwortlichen der Swissbau mit ihrem neuen Konzept Rechnung. Eine Messe wie die Swissbau ist für uns auch eine grosse Weiterbildungsveranstaltung.

Zwei inhaltliche Stossrichtungen zeichnen sich ab: Nachhaltigkeitsthemen und Digitalisierung. Wie bewerten Sie hier die Konzeption der Messeverantwortlichen und wie spiegelt sich das bei Hörmann wider?
Die Swissbau wird mit dem neuen «City-Format» – sogenannten Marktplätzen – diese Fokusthemen ausleuchten und Aussteller sowohl mit Besuchern als auch anderen Ausstellern in Interaktion treten lassen. Die Anbieter sollen sich gegenseitig befruchten. Dies ist ein neuer Ansatz. Der Erfolg dieses Konzepts wird stark von der Qualität abhängen, mit der diese Begegnungsflächen bespielt werden. Ich bin gespannt auf das Resultat und finde es erfrischend, dass die Swissbau den Mut hat, etwas Neues zu wagen. Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind seit einigen Jahren Dauerbrenner und es besteht die Gefahr der Ermüdung.

Ja, es gilt, beide Begriffe wieder scharf zu stellen und attraktiv zu präsentieren. Ich frage daher konkret: Wie passen die Schwerpunktsetzungen der Messe von Hörmann dazu?
Das passt für uns gut. Wir bieten als erster Hersteller klimaneutrale Tore und Türen an und die Digitalisierung hält auch in unseren Bauelementen immer mehr Einzug – etwa in der Art und Weise, wie sie angesteuert, bedient und überwacht werden. Es gehört jedoch weit mehr dazu, sich als Hersteller von anderen Anbietern abzuheben. Das wollen wir auf dieser Swissbau mit dem Slogan «Einfach besser» deutlich dokumentieren.

Wenn wir den Klimawandel abbremsen wollen, braucht es klimaneutrale Wertschöpfungs-und Produktionsketten. Ein zentrales Stichwort heisst hier Kreislaufwirtschaft. Das ist keine leichte Aufgabe, sondern eine Umwälzung der Verhältnisse, vergleichbar mit der industriellen Revolution vor 150 Jahren. Fühlen Sie sich da nicht überfordert?
Das ist bestimmt eine grosse Herausforderung, denn Nachhaltigkeit muss letztlich profitabel sein, nur so kann sie funktionieren. Wir fühlen uns gefordert, nicht aber überfordert. Es liegen interessante und vielversprechende Konzepte auf dem Tisch, die nun nach und nach implementiert werden müssen. Dabei ist es wichtig, dass alle zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen.

Wie gehen Sie in Ihrem Hause damit um?
Ein grosser Anteil unserer Produkte ist bereits heute weitgehend rezyklierbar. Bei der Produktion von Garagentoren und Haustüren nutzen wir einhundert Prozent Ökostrom. Sie sehen, wir haben uns die konsequente Reduktion des CO2-Ausstosses in der Produktion auf die Fahne geschrieben. Der verbleibende ökologische Fussabdruck wird durch die Unterstützung von Klimaprojekten zur Aufforstung und zur Erzeugung von Windkraft kompensiert. Auf diese Weise wird ein grosser Teil unserer Produkte klimaneutral.

Das kann aber nur als erstes Zeichen gewertet werden, da mit dem Handel von Klimazertifikaten an den Wertschöpfungsketten selbst nichts verändert wird.
Richtig, das ist nur ein erster Schritt. Es muss uns gelingen, unseren Produkten ein zweites respektive weitere Leben einzuhauchen. Dazu gibt es bereits konkrete Ideen, die auch wirklich umgesetzt werden können. Machen wir uns aber nichts vor, das wird nicht über Nacht gelingen.

Sicher können Sie uns dazu auch ein Beispiel von Hörmann verraten.
Ja, zum Beispiel können aus alten Aluminium-Türrahmen neue Türgriffe hergestellt werden, ohne dass sie durch halb Europa gefahren und mit einem hohen Energieeinsatz eingeschmolzen werden müssen. Das geschieht im Rahmen eines Umformungsverfahrens: Das Aluminium wird in Kleinstteile verarbeitet und dann durch die entsprechende Matrize gepresst. Wir sind auch dabei, Türen ein zweites Leben zu ermöglichen. Das hört sich banal an. So kann ich aus einer alten Holztür ein kleiner Gartentisch mit zwei Sitzgelegenheiten entwickeln.

Nachhaltigkeit wird oft mit Verzicht gleichgesetzt und hat daher zu wenig Durchschlagskraft. Es geht aber auch anders. Nachhaltigkeit kann schön sein und mehr Lebensqualität bringen. Stimmen Sie dieser These, die auf der Swissbau eine zentrale Rolle spielen wird, zu?
Ja, voll und ganz. Nachhaltigkeit schliesst die Themen Sicherheit, Komfort und gutes Design nicht aus. Wir widmen uns diesen gleichsam und steigern so die Lebensqualität aller, die mit unseren Produkten und Dienstleistungen in Berührung kommen.

Ja, dahingehend brauchen wir ein anderes Narrativ. Sonst läuft man schnell Gefahr, Nachhaltigkeit mit Verzicht zu verbinden, womit grosse Teile der Bevölkerung nicht mitgenommen, sondern abgeschreckt werden.

Beim Thema «Digitalisierung und die Baubranche der Schweiz» gibt es aus meiner Sicht einen Gap. Grosse Player sind schon gut unterwegs. Schon vor vier Jahren wurde auf der Swissbau das Bundeshaus in Bern digital nachgebaut und präsentiert. Viele kleine Akteure haben aber immer noch Luft nach oben. Beim Thema Building Information Modeling (BIM) kann man dies deutlich erkennen. Stimmen Sie dem zu?
Grundsätzlich schon. Es ist allerdings nicht immer nur eine Frage der Unternehmensgrösse, sondern vor allem auch eine Frage der vorhandenen Ressourcen sowie der Innovationskraft einer Unternehmung. Wir können einen Grossteil unserer Produkte in BIM integrieren. Für kleine Unternehmen gibt es die Hürden der hohen Investitionen und der Verunsicherung, was das Thema Klarheit betrifft: Welches Format und welche Plattform werden sich am Markt nun grundsätzlich durchsetzen?

Wie kann diese Lücke geschlossen werden?
Beim Thema BIM scheint mir das Etablieren von Standards, mit denen die verschiedenen Akteure zusammenarbeiten, sehr wichtig. Fehlen diese, ist die Investition für die Unternehmen oft zu riskant. Es braucht aber auch mehr Mut zu neuen Lösungen und Arbeitsweisen. Letztlich muss der Markt die Digitalisierung einfordern, damit es vorwärts geht. Das ist in der Schweiz noch zu wenig der Fall.

Ist technologisch aber Marktreife vorhanden?
Ja, trotzdem stehen noch viele Akteure am Spielfeldrand und greifen nicht aktiv in das Geschehen ein. Man wartet ab, wie sich das Spiel entwickelt, und entscheidet dann, ob man mitspielen will.

Wie ist hier Ihr Haus aufgestellt?
Wir bieten BIM-Dateien für einen grossen Teil unserer Produkte bereits an und das Angebot wird in grossen Schritten ausgebaut. Weiter bieten wir bereits viele digitale Lösungen zum Betrachten, Konfigurieren und Bedienen unserer Produkte an – was vor allem für den Produktverwender und Entscheider wichtig ist. Für Privatkunden ist es mit unserem CASA-Tool möglich, sich selbst eine Offerte in kurzer Zeit automatisiert erstellen zu lassen.

Kann man das auch auf der Swissbau begutachten?
Ja, all die erwähnten Punkte lassen sich an unserem Stand (Halle 1.0, D36 / 38 / E30) erleben.

Das Thema Digitalisierung braucht neue Wege der Aus- und Weiterbildung. Wie geht Hörmann mit dieser Herausforderung um?
Wir bauen eine eigene Akademie auf. Diese ist nicht nur für Kunden, sondern auch für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter da. So wollen wir die Zukunft positiv gestalten.

Hat das auch mit dem Ausbau des Hauptsitzes in Oensingen zu tun?
Ja, Schulungsräume brauchen Platz. Da sind wir bereits in der Umsetzung. Die neue Lagerhalle steht im Rohbau und mit dem Bau unseres Schulungscenters, der Hörmann Akademie, wird in Kürze begonnen. Bis im Herbst 2022 sind wir hier neu aufgestellt.

www.hoermann.ch

DIE HÖRMANN SCHWEIZ AG
AN DER SWISSBAU 2022
• Halle 1.0 / Stand Nr: D36 / 38 / E30