Das «Rathaus im Stühlinger» ist ein nachhaltiges Statement im öffentlichen Raum.

Der Deutsche Solarpreis 2020, verliehen von EUROSOLAR – Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien, stellte unter anderem solare Architektur und Stadtentwicklung in den Mittelpunkt. Wir stellen im folgenden Beitrag die beiden Preisträger vor. Das «Rathaus im Stühlinger» verdeutlicht, wie Bauten der öffentlichen Hand energetisch aufgestellt sein können und gleichzeitig attraktiv aussehen. Das zweite Beispiel beleuchtet die Sanierung einer Kita, in der zukünftige Generationen schon früh auf das Thema Energie aufmerksam gemacht werden können.

Das «Rathaus im Stühlinger» in Freiburg (D) ist das europaweit grösste öffentliche Gebäude, in dem solare Architektur und Stadtentwicklung überzeugend zusammengebracht werden. Es ist das europaweit grösste öffentliche Netto-Nullenergiegebäude. Es ist nicht leicht, Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Ästhetik baulich miteinander in Einklang zu bringen. Doch die Stadt Freiburg und ihre Partner haben es mit dem «Rathaus im Stühlinger» geschafft. Das öffentliche Gebäude ist nicht nur ein Paradebeispiel dafür, wie Nullenergie-Vorgaben erreicht werden können. Es zeigt auch, wie gebäudeintegrierte Photovoltaik aus ihrer Nische herausgeholt werden kann.

2018 wurde mit dem «Rathaus im Stühlinger» der Stadt Freiburg das weltweit erste öffentliche Gebäude (Nettogrundfläche 22’650 Quadratmeter) mit Nullenergie-Vorgabe fertiggestellt. Das heisst, dass die Gebäude in der Jahresprimärenergiebilanz genauso viel beziehungsweise mehr Energie über regenerative Quellen erzeugen, als sie benötigen.

Effizienz und Ästhetik
Hier haben die Stadt Freiburg und das ausgezeichnete Architektenteam von Ingenhoven Architects ein bauliches Statement geschaffen, das zeigt, wie sich höchste Energieeffizienz und höchste ästhetische Ansprüche harmonisch vereinen lassen.

Für die Energiegewinnung wurden Photovoltaik in der Fassade, Photovoltaik- und photovoltaik-thermische Kollektoren auf dem Dach, Grundwasser-Wärmepumpen, Grundwasser-Wärmetauscher und Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung in das Gebäude integriert. Rund 800 Solarpaneele produzieren Strom, überschüssige Energie wird in das öffentliche Netz eingespeist. Das Rathaus bietet allen Freiburgerinnen und Freiburgern ein Beispiel, wie elegant eine klimafreundliche Zukunft aussehen kann. Jetzt kann sich jeder, der einen neuen Personalausweis braucht oder ein Nummernschild umtauschen will, von der überzeugenden Solarlösung beindrucken lassen.

Für den Nachwuchs
Die Heilergeiger Architekten und Stadtplaner BDAetzen auf ressourcenschonende und nachhaltige Lösungen. Ein Beispiel ist die Restaurierung der Karoline-Goldhofer-Kita in Memmingen (D).

Wo könnte ein zukunftsweisendes Bauprojekt passender sein als dort, wo die Generation von morgen ihre Tage verbringt? Mit der Karoline-Goldhofer-Kita in Memmingen hat die Heilergeiger Architekten und Stadtplaner BDA ein Gebäude realisiert, in dem neue Wege der Nachhaltigkeit und der Pädagogik gleichermassen wichtig sind. Die energetische Restaurierung zeigt, wie man traditionsreiche Gebäude in eine klimafreundliche Zukunft überführt.

Die passiv-solare Polycarbonat-Fassade erlaubt, die Bestandswände ungedämmt und als historische Schicht zu erhalten. Als aktivsolare Komponente trägt die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zur regenerativen Energieerzeugung bei. Mit ihrem Energiekonzept kann die Kindertagesstätte als Wegweiser für weitere Bauvorhaben dienen. Aktiv speist eine Photovoltaikanlage die Wärmepumpe sowie einen Pufferspeicher. Im Sommer dämpfen die Speichermasse des Bestands und die Betondecke des Neubaus Temperaturspitzen. Zisternenwasser dient dann der Kühlung der Zuluft, die in einem einfachen Kreislauf die Verdunstungskälte nutzt. Eine kleine Gastherme kann zugeschaltet werden, um das Warmwasser auf die hygienisch notwendige Temperatur zu bringen.

Das Energiekonzept ist ein Zusammenspiel von Raum, Konstruktion und Nutzung. Durch die Einsparung von konventioneller Energie und Baustoffen sowie eine CO2-Reduktion, die das Klimaziel 2050 bereits heute erfüllt, werden die Stärken des Gebäudebestandes für den Klimaschutz zum strahlenden Vorbild für andere
Gebäudevorhaben.

www.eurosolar.org