Rendering: Iten&Brechbühl Architekten, Bern / PER 10 in Freiburg, ein Beispiel für Re-Use von Fassadenelementen.

Speiser Metallbauplanung aus Thun ist seit Jahren die erste Adresse, wenn
besondere Lösungen im Fassaden und Metallbau gefragt sind. Als Fachplaner begleitet Speiser Bauprojekte von der ersten Vision über die Ausschreibung bis zur Kontrolle der Ausführung und Übergabe. Stephan Speiser über die Herausforderungen, aber vor allem die Möglichkeiten im Fassadenbau.

Stephan Speiser, wie sind Sie zu Ihrer Berufung Metall gekommen?
Stephan Speiser: Das ist familiär bedingt. Mein Vater war Metallbaumeister und hat einen Betrieb geleitet. Wir waren viel in der Werkstatt und auf dem Bau. Später hat er zusammen mit meiner Mutter ein Planungsbüro aufgebaut. Ich habe Metallbaukonstrukteur gelernt. Das Entwerfen, Designen und die Entwicklung von Details das ist meine Berufung geworden.

Speiser Metallbauplanung ist ein reines Planungsbüro. Als Fachplaner für Fassaden- und Metallbau überlassen Sie die Ausführung anderen. Haben Sie keine Sehnsucht nach der Werkstatt?
Eigentlich nicht. Wir begleiten einige Forschungsprojekte, da komme ich schon noch in die Werkstatt, was superspannend ist. Ein Planer muss das Handwerk im Kopf haben. Wenn man die Abläufe nicht kennt, wenn man nicht weiss, wie ein Werkteil oder ein Fassadenelement hergestellt wird, plant man an der Realität vorbei.

Welche Forschungsprojekte sind das?
Wir unterstützen Doktorandinnen und Doktoranden der ETH in Zürich bei der Forschung an 3D-Druck-Fassadeng In einem anderen Projekt geht es um 3D-Druck Betonelemente.

Was interessiert sie an der Rolle des Fachplaners?
Als Fachplaner leben wir in einer Art Symbiose mit der Architektur. Man schafft etwas Gemeinsames, entwickelt Ideen, ist kreativ und löst Probleme, die unterwegs auftreten.

Die Referenzliste von Speiser Metallbauplanung ist eindrücklich. Aufgefallen sind mir unter Denkmalschutz stehende Gebäude, wie die Fassade des HB Südwest in Zürich oder die Sanierung des Bundeshauses. Bei beiden Projekten haben Sie das Architekturbüro Aebi und Vincent, Bern, unterstützt. Welche Rolle spielen Sie hier als Fachplaner?
Wir sitzen oft schon in der Wettbewerbsphase mit am Tisch und helfen Architektinnen und Architekten mit unserer Expertise, eine Vision oder Vorstellung umzusetzen. Wir konkretisieren, gehen von der abstrakten Idee aus und planen bis ins Detail der einzelnen Verbindung oder Verschraubung. Ein Beispiel sind die fast fünf Meter hohen und entsprechend schweren Türen im Kopfgebäude des HB Zürich. Wegen des Behindertengleichstellungsgesetzes müssen diese Türen mit minimalen Kräften von 60 Newton geöffnet werden können. Wir können das entwickeln und konstruieren.

Die Bauwirtschaft muss nachhaltiger werden. Stichworte sind Ressourcenschonung
und Kreislaufwirtschaft. Das betrifft auch den Fassaden- und Metallbau.
Das sind seit Jahren aktuelle Themen. Denken sie an Minergie, PV-Anlagen, materialsparende Konstruktionen und, auch nicht wirklich neu, das Wiederverwenden von
Bauteilen. Darauf müssen die Architektur und damit auch wir als Fachplaner Antworten finden. Jedes Kilogramm Kohlendioxyd, das wir nicht ausstossen, ist positiv, und da der Bau global gesehen mehr als 35 Prozent des gesamten CO2 ausstösst, wird der Druck seitens der Gesellschaft, diesen Anteil zu vermindern, steigen.

Beim Projekt «PER 10» der Universität Freiburg haben Itten&Brechbühl, Architekten und Generalplaner, aus Bern den zweiten Wettbewerbspreis gewonnen. Sie waren der Fachplaner Fassade. Dort sollte eine 50 Jahre alte Fassade weiterverwendet werden. Wie muss man sich den «Re-Use»-Prozess einer so alten Fassade vorstellen?
Im konkreten Fall «PER10» ging es um eine Fassade aus Waschbeton. Statt neue Fassadenelemente herzustellen, hätten wir die Teile herausgeschnitten und als Brüstungselemente wieder eingebaut. Bestehende Bauteile auszubauen, vor Ort anzupassen und zuverwenden, ist eine Variante von «Re-Use», die sich einfacher
realisieren lässt, als passende Teile weitherum zusammenzusuchen.

Wo sind die Schwierigkeiten?
Was noch nicht so gut funktioniert, ist, dass die Normen solche Re-Use-Teile nicht
wirklich vorsehen. Es geht um die Garantiefrage. Denn streng genommen hat der
Unternehmer das Teil ja nicht selbst gebaut, für das er garantieren muss. Das kann Sorgen machen. Man findet aber gemeinsam mit der Bauherrschaft Lösungen für die
Garantie. Es gibt immer Wege, man muss sie bloss gehen.

Fassaden bestehen nicht nur aus Beton. Was ist mit anderen Bauteilen und Materialien an Fassaden? Wie sind dort die Kreisläufe?
Die Wiederverwendung von Stahl ist kein Problem. Hier gibt es einen bestehenden
Materialkreislauf. Worauf wir bei der Konstruktion achten müssen, ist, dass wir das
Material so verarbeiten und zusammenfügen, dass es wieder aufgetrennt werden
kann. Wichtig ist auch, dass man die Historie des Bauteils kennt – Stichwort BIM.

Bei Gläsern klappt die Wiederverwertung hervorragend. Glas altert zwar. Meist ist der Randverbund gealtert, man kann ihn herausschneiden und ersetzen. So kann man bestehende Fenster aufdoppeln. Baut man ein Dünnglas ein, erhält man Dreifachglas. Die Einbautiefe bleibt nahezu gleich. Kurzum: Mit Re-Use ist unglaublich viel möglich, man muss aber kreativ an das Thema herangehen.

Wird das nicht sehr teuer?
Nein. Wir haben das bei hochwertigen Fenstern aus den 60er Jahren mit sehr filigranen Profilen untersucht. Wir hätten die Fenster vor Ort aufgetrennt, ein Kunststoffprofil entwickelt und die beiden Schalen wieder zusammengebaut. Aus den handwerklich hochwertigen, alten Fenstern wären moderne dreifachverglaste Fenster geworden. Und sie wären sogar günstiger gewesen als ein neues, rahmenloses Schiebefenster.

Warum wird nicht mehr wiederverwendet?
Man hat noch zu wenig Erfahrung und es gibt die angesprochenen Garantieprobleme des Unternehmers. Und ein wichtiger Punkt: Es braucht mehr Planung, man muss die Dinge neu denken.

Speiser Metallbau hat langjährige Erfahrung beim Bauen im hochalpinen Raum, wo extreme klimatische Bedingungen herrschen. Aufgrund des Klimawandels nehmen Extremereignisse zu.
Nehmen wir das Beispiel Hagel. In den letzten drei Jahren gab es drei Hagelereignisse, die statistisch gesehen alle 50Jahre einmal vorkommen sollten. Wir müssen heute so planen, dass die Gebäude auch in 50Jahren mit den Wetterverhältnissen fertig werden. Es ist keine Frage, dass es aufgrund der Erderwärmung mehr Extremereignisse geben wird.

Sind die geltenden Normen für solche Extremereignisse genügend? Wenn nein, was ist zu tun?
Uns hilft die Erfahrung im hochalpinen Raum. Weil normale Berechnungsmodelle diese extreme Umgebung nicht mehr erfassen, muss man sich mit der Baustatik vertieft befassen und die Bauphysik neu denken. Mit Bauten auf dem Niesen, am Fuss der Eigernordwand und auf dem Jungfraujoch haben wir gezeigt, dass wir das können. Aktuell wird ein Projekt am Schilthorn umgesetzt.

Noch ein Zukunftsthema: die Digitalisierung oder Metallbau 4.0. Welche Rolle spielt BIM im Fassaden- und Metallbau?
Wir planen, wie viele andere auch, seit Jahren mit 3D-Software und können unsere Daten problemlos in eine BIM-Datenbank überspielen. Das ist lediglich eine Frage der Schnittstelle. Ob auf der Baustelle oder beim Metallbauer mit Plänen auf dem Tablet
oder klassisch mit Papierplänen gearbeitet wird, ist aus meiner Sicht untergeordnet.

«Als Fachplaner leben wir
in einer Art Symbiose mit
der Architektur.»

Spannend wird BIM aus Sicht der Nachhaltigkeit dann, wenn Bauteile wiederverwendet werden sollen, denn im digitalen Zwilling sind ja alle Daten zu den Bauteilen hinterlegt. So ist die Nachverfolgbarkeit gewährleistet und das erleichtert eine Wiederverwendung, etwa eines Stahlträgers. Ich weiss, das ist jetzt ziemlich weit in die Zukunft geblickt.

Letzte Frage: Bieten Sie Aus- und Weiterbildungskurse und Seminare an? Geben Sie ihr Wissen weiter?
Für uns, meinen Vater Kurt und mich, ist der Know-how-Transfer sehr wichtig. Darum bin ich an der Schweizer Metallbautechnikerschule in Basel engagiert, wo ich Fassadenbau-Entwicklung unterrichte, und ich hatte einen Lehrauftrag an der Hochschule Luzern, wo ich im Studiengang Gebäudehülle den Bereich Photovoltaik unterrichtet habe. Neuerdings führt AM-Suisse Fachtagungen zum Thema Photovoltaik durch, an denen ich mein Wissen weitergeben darf.

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