Im vergangenen Jahrhundert sind die Temperaturen in der Deutschschweiz um 1.3 Grad Celsius angestiegen. Die Prognosen zeigen, dass diese Entwicklung weitergeht; ein zusätzlicher Anstieg um zwei Grad Celsius ist sehr wahrscheinlich, verbunden mit einer grossen Anzahl Hitzetage, welche besonders unangenehm sind.
Ob im Büro oder im Schlafzimmer – bei mehr als 26 Grad Celsius im Innenraum kann niemand weder gut schlafen, noch effizient arbeiten. Als Folge davon werden wir künftig weniger heizen, aber dafür mehr kühlen. Um auch im Sommer angenehme Innenraumtemperaturen zu haben, bedarf es jedoch einer umsichtigen Planung. Denn was wir heute bauen, muss unter Berücksichtigung der Lebensdauer eines Gebäudes auch den klimatischen Bedingungen in 50 Jahren genügen.
Bauen für die Zukunft
Minergie-Bauten unterscheiden sich von konventionellen Bauten, vor allem in puncto Komfort. Ermöglicht wird dieser durch eine hochwertige Gebäudehülle und der systematischen Lufterneuerung. Zudem brauchen Minergie-Gebäude viel weniger Energie, sind frei von fossilen Brennstoffen und wirken damit dem Klimawandel entgegen. Aufeinander abgestimmte Anforderungen reduzieren ferner eine Überhitzung vom Innenraum. So wird beispielsweise ein Nachweis verlangt, der aufzeigt, dass es im Gebäude an maximal 100 Stunden pro Jahr über 26.5 Grad Celsius heiss wird – viermal weniger als in konventionellen Bauten. Auch wird dem sommerlichen Wärmeschutz im dreistufigen Minergie-Zertifizierungsprozess grosse Relevanz beigemessen. Ebenfalls leistet die Lüftung einen wichtigen Beitrag an die Nachtauskühlung, und zusätzlich reduzieren die Vorgaben an die Energieeffizienz für Geräte und Beleuchtung die internen Lasten. Und dank der bei Minergie obligatorischen Eigenstromproduktion wird die Umweltbilanz von Geocooling und Kühlgeräten stark verbessert. Der Erfolg von Minergie beruht vor allem darauf, dass Umweltschutz mit Komfort verbunden ist.
Wohltuende Innenraumtemperaturen
Ein Minergie-Haus darf auch aktiv gekühlt werden. Man muss aber den damit verbundenen Energiebedarf in die MinergieKennzahl einberechnen. Wenn der Strom für das Klimagerät vom eigenen Dach stammt, ist aktiv kühlen ökologisch verträglich. Im Sommer steht genügend erneuerbarer Strom in der Schweiz zu Verfügung – im Vergleich zum Winter. Eine Kühlanlage, die effizient ist und professionell installiert wurde, kann in Kombination mit einer kleinen Batterie zu über 70 Prozent mit Strom vom eigenen Dach betrieben werden. Aber kühlen muss oft nicht sein, denn ein professionell gebautes und betriebenes Gebäude trotzt der Sommerhitze erstaunlich gut und lange. Der sommerliche Wärmeschutz, wie Hitzeschutz in Fachkreisen genannt wird, muss daher von Anfang an in der Planung eines Gebäudes berücksichtigt werden. Die Volumetrie und die Orientierung eines Gebäudes, aber auch die Ausbildung der Fassade sind entscheidend. Die entscheidenden Einflussfaktoren in einer frühen Planungsphase sind der Fensteranteil, die Beschattung und die Wärmespeicherfähigkeit. Ideal sind Gebäude mit viel Speichermasse und einem ausgewogenen Fensteranteil gegen Osten, Süden und Westen. Dabei muss die Balance zu anderen wichtigen Aspekten, wie zum Beispiel Tageslichtzufuhr oder Energiebilanz im Winter (Nutzen der Wärme, die durch die Fenster kommt) gewahrt werden.
Kühlen in dewr Nacht und am Tag
Zudem gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten bei der Haustechnik, um ein Gebäude optimal für die Sommermonate auszustatten. Besonders wichtig ist, dass die Fenster im Sommer vor der direkten Sonneneinstrahlung geschützt sind. In der Regel mit einem beweglichen, aussenliegenden Sonnenschutz. Das Minergie-Modul Sonnenschutz kombiniert zum Beispiel einen optimalen Sonnenschutz mit einer abgestimmten Steuerung. Dann spielt zudem die Nachtauskühlung eine wichtige Rolle, damit der nächste Hitzetag mit dem Temperaturniveau im Rahmen der VorNacht startet. Das gelingt insbesondere in den frühen Morgenstunden und sollte in Verwaltungsbauten oder Schulen ebenfalls automatisiert sein, sei es über gesteuerte Fenster oder in Kombination mit der Lüftungsanlage. Und wenn das Kühlen infrage kommt, so sollte unbedingt die Möglichkeit des Geocooling geprüft werden – womit als Nebeneffekt auch die Erdsonden regeneriert werden. Die damit mögliche Absenkung der Innenraumtemperatur um zwei bis vier Grad Celsius erhöht den Komfort an Hitzetagen erheblich. Wird die elektrische Energie für das Geocooling mit der eigenen PV-Anlage produziert, ist die Ökobilanz solcher Systeme sehr gut. Und erst wenn alle baulichen und betrieblichen Massnahmen trotz einigermassen sinnvollem Verhalten der Nutzenden nicht ausreichen, soll und darf ein Gebäude auch aktiv gekühlt werden.