Besondere Helligkeit durch 98 Prozent Calciumcarbonat-Anteil.

Als «Hidden Champion» bezeichnet man kleine, mittelständische Unternehmen, die mit ihren speziellen Angeboten die Welt erobern. Früh hat bereits die Schönheit der alpinen Landschaft der Schweiz viele Japaner angezogen, sodass man in den Gebirgseisenbahnen oft Sicherheitshinweisen auf Japanisch
begegnet. Seit einigen Jahren geht das Interesse jedoch über die optischen Eindrücke der Alpen hinaus, die Japaner holen sich ein Stück direkt in ihr Zuhause.

Naturreiner Alpenkalk ist in Japan stark gefragt. Der Schweizer Putz sorgt in japanischen Wohnhäusern für ein gesundes Raumklima. Doch was zeichnet ihn aus? Zu den geologischen Besonderheiten der Alpenregion zählt, dass die Kalkschichten in umgekehrter
Reihenfolge zu finden sind: Die tiefste, älteste und damit reinste Ablagerung des Urmeeres tritt ganz oben zutage. Das erklärt die hohe Qualität der Produkte. Zur Herstellung wird der Kalkstein bei circa 950 Grad gebrannt und anschliessend mit Wasser abgelöscht. Danach wird die so entstandene «Kalkmilch» eingelagert. Je länger die Lagerungszeit, desto feiner der Kalk. Reiner Naturkalk ist sehr selten geworden, gerade da die Produktion viel Zeit
und Geschick erfordert – die Masse reift bis zu 30 Jahre, bevor sie verwendet wird. Seit 18 Jahren liefert der Naturbaustoff-Hersteller Haga aus Rupperswil seinen ökologischen Putz ins Land des Lächelns. Damit bestand diese Kooperation bereits vor dem Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden ungleichen Ländern im Jahr 2014. Auf den zweiten Blick zeigen sich allerdings mehrere Gemeinsamkeiten: Beide verfügen über wenig natürliche Rohstoffe sowie ein gebirgiges Landschaftsbild, von dem nur ein kleiner Teil tatsächlich bestellt werden kann, eine ungebrochen fleissige Bevölkerung – und seit 2002 eben auch das Material, mit dem die Häuser verputzt werden. «Dabei hat Japan auch eigene Kalkvorkommen, sogar sehr hochwertige », sagt Geschäftsführer Thomas Bühler. Doch lange wurden dort Zuschlagstoffe zugesetzt, die das naturreine Ausgangsmaterial in ökologischer Hinsicht regelrecht verdarben.

Von den Alpen nach Japan
Thomas Bühler kann sich genau erinnern, wie alles begann: Auf einer Messe im Jahr 2001 informierte sich ein Baustoffhändler aus Asien gründlich über den naturreinen Kalkputz aus der Schweiz, der auf natürliche Weise vor Schimmel schützt. Der basische pH-Wert entzieht den Pilzsporen jeglichen Nährboden. Zudem kann das feinporige Kapillarsystem Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk abtransportieren und wohldosiert an die Luft abgeben. Das ist ideal für ein Land, das gerade im Sommer unter hoher Luftfeuchtigkeit und extremer Schwüle leidet. Der Händler meldete sich weiter per Fax und E-Mail und kündigte eines Tages seinen Besuch in der 5 000-Seelen-Gemeinde Rupperswil im Kanton Aargau an. Dort konnte er selbst in Augenschein nehmen, wie der Putz nach alter Handwerkskunst
hergestellt wird. Nach dem Brand des Kalksteins reift die Masse oft über Jahre in Tanks. «Je länger die Sumpfzeit, desto feiner und geschmeidiger wird der Baustoff », erläutert Bühler. Auch die Alpen,aus denen das Ausgangsmaterial stammt, hatte der Besucher direkt vor Augen.

Kooperation mit Tradition
Inzwischen wird seit vielen Jahren in Japan mit Naturkalk aus Rupperswil gebaut. Zu den Interessenten gehören vor allem Architekten, die sich auf den Bau hochwertiger Einfamilienhäuser im westlichen Stil spezialisiert haben und deren Kunden Wert auf ein gesundes Raumklima legen. Thomas Bühler: «Wir profitieren dabei aber auch von dem guten Image, das die Schweiz in Japan geniesst.»

Bis 1854 war daran nicht zu denken: Japan verfolgte eine strenge Isolationspolitik. Erst seit einem Vertragsschluss mit der US Navy begann Japan, Beziehungen zu anderen Ländern aufzunehmen. Und das mit grossem Erfolg: Bereits nach kurzer Zeit gehörte das Land des Lächelns zu den wirtschaftlich am stärksten gefragten, nahm europäische Studienreisende auf und führte umfassende Reformen durch – kurz gesagt: Es machte eine enorme Entwicklung durch. In diese Zeit fällt auch das 1864 geschlossene Abkommen mit der Schweiz. Es bedeutete zu Anfang den Import von Waffen und Uhren nach Japan, das dafür
seinerseits Seidenfäden in die Schweiz brachte. Heute gehört Japan zu den wichtigsten Handelspartnern der Schweiz in Asien. Doch die Zusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf wirtschaftliche Faktoren: Bei internationalen Fragen vertreten die Schweiz und Japan regelmässig ähnliche Positionen, ganz besonders in den Bereichen Friedenspolitik und atomare Abrüstung – Problematiken, deren Tragweite weit über die bilaterale Beziehung zwischen der Schweiz und Japan hinausgeht.

Edelputz für innen und aussen
Die Verknüpfungen reichen damit von der grossen internationalen Bühne bis zum kleinen Detail, womit das Eigenheim verputzt wird. Japanische Häuser werden immer häufiger aussen mit Schweizer Hagasit verputzt. Der diffusionsoffene Edelputz sorgt auch an Fassaden für ein hervorragendes Feuchtigkeitsmanagement und ist schmutzabweisend. Beim Innenputz Calkosit, der in vielen Farbtönen erhältlich ist, entscheiden sich drei Viertel der Bauherren dennoch für Weiss. Gerade da kann Haga-Naturkalk dank seines Calciumcarbonat-Anteils von 98 Prozent mit Helligkeit und einer belebenden Atmosphäre punkten.

Besonders freut sich Bühler darüber, dass auch Bewohner kleiner Stadtwohnungen in spezialisierten Baumärkten zu Naturkalk von Haga greifen, um ihre Wände damit zu streichen. «Im Do-it-yourself-Bereich sind wir ein richtiger Renner.» Auf diese Weise reisen Produkte aus Rupperswil um die halbe Welt. Die Paletten werden im Container zunächst per Lkw nach Basel, dann per Bahn zu den Häfen in Rotterdam oder Hamburg transportiert, bevor sie den Seeweg nach Tokio, Osaka oder Yokohama antreten. Ein teures Unterfangen? Bühler schüttelt den Kopf: «Fünf Tonnen Frachtgut ins Engadin zu transportieren, verursacht verhältnismässig höhere Kosten als 24 Tonnen nach Osaka zu verschiffen.»

www.haganatur.de