ATHÉNA MARTINEZ ist Beraterin bei der Agentur CRK.

Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung hiess bislang Ausbau von Infrastruktur und Siedlungsraum. Eine nachhaltige Transformation urbaner Landschaften kann aber nur dann gelingen, wenn sich die Raumentwicklung zukünftig zu einer nutzerzentrierten Vorgehensweise bewegt.

Infrastruktur und Siedlungsraum werden heute oft angebotsorientiert oder aufgrund politischer Vorgaben geplant und gestaltet. Um urbane Landschaften bedürfnisgerecht zu entwickeln, muss sich Raumentwicklung und Verkehrsplanung stärker auf das tatsächliche räumliche Verhalten von Nutzern stützen. Das Projekt «Smart Use» der Metropolitankonferenz Zürich hat eine neuartige Plattform geschaffen, die unterschiedliche Daten zu diesem Verhalten miteinander verknüpft und visualisiert. Dazu gehören auch nutzergenerierte Daten. Damit erhalten Städte, Kantone und Gemeinden ein digitales Arbeitsinstrument für den öffentlichen Raum.

DER MENSCH IM MITTELPUNKT
Smart Use stützt die Raumentwicklung stärker auf das tatsächliche Verhalten der Bevölkerung ab und erlaubt ein besseres Verständnis darüber, wie der öffentliche Raum tatsächlich genutzt wird. Grundlage der Plattform sind verschiedene Datenquellen. Die Daten stammen einerseits aus Open-Data-Portalen wie opendata.swiss, andererseits aus nutzergenerierten Daten, wie sie beispielsweise die Swisscom AG oder Google Maps zur Verfügung stellen. Smart Use fördert damit die fakten- und wirkungsorientierte Raumentwicklung. Gemeinden, Städte und Kantone können die anschaulichen Darstellungen der nutzergenerierten Daten für die Planung und Umsetzung konkreter Massnahmen einbeziehen. Damit sparen sie sich kostspielige Befragungen und haben stattdessen eine datenbasierte Entscheidungsgrundlage. Die Wirkung von Infrastrukturinvestitionen wird so optimiert, öffentliche Gelder werden effizient eingesetzt und erzielen den grösstmöglichen Nutzen. Weiter befähigt Smart Use Menschen im digitalen Zeitalter, gemeinsam den Lebensraum zu gestalten. Es ist ein Werkzeug für Gemeinden, Städte und Kantone, Planungsbüros und die Zivilgesellschaft. Die Projektleiter Joris Van Wezemael und Markus Schäfer sagen über ihr Tool: «Smart Use kann so die effektive, alltägliche Raumnutzung durch die Bevölkerung besser denn je aufzeigen.»

Exemplarisch dafür ist die Case Study in Zug. Mit Smart Use wurde die Gemeindegrenze zwischen Zug und Baar auf die Velomobilität hin untersucht mit dem Ziel, Potenziale von Fahrradwegen zu ermitteln. Die Zuger-/Baarerstrasse ist eine typische Situation im Schweizer Mitteland: Zwei Gemeinden wachsen über ihre Ränder hinaus zusammen, was aussen war, wird innen. Die ehemalige Peripherie an der Gemeindegrenze ist meist besetzt mit emissionsstarken Nutzungen oder unliebsamen Typologien wie grosse Hallen. Zudem ist sie oft verkehrsbelastet. Sie bildet durch das Zusammenwachsen der inneren Siedlungsränder in der Agglomeration neue Zentren und muss somit völlig neu gedacht werden. Mittels der digitalen Instrumente von Smart Use wurde die geschilderte Situation auf den Teilaspekt der Velomobilität untersucht. Die Analyse zeigt auf, dass die Wirkung von Infrastrukturinvestitionen mit diesen Smart-Use-Werkzeugen erhöht wird, während Kosten gleichzeitig gesenkt werden können – Grundlage für Infrastrukturprojekte und politische Entscheide. Mit Smart Use erfolgen Investitionen am richtigen Ort, öffentliche Gelder werden effizient eingesetzt und erzielen den grösstmöglichen Nutzen.

NEUES POLITIKVERSTÄNDNIS
Carmen Walker Späh, Präsidentin des Zürcher Regierungsrates, Vizepräsidentin der Metropolitankonferenz Zürich und Präsidentin der Regierungskonferenz des Metropolitanraums Zürich, hält fest: «Smart Use ist ein vollkommen neuer, vielversprechender Ansatz für die Raumentwicklung und Ausdruck davon, wie wir uns Industrie und Politik 4.0 vorstellen.» Smart Use trägt zum Dialog mit der Bevölkerung bei und damit zu einem Politikverständnis, das Raumplanung in den Dienst der Menschen und der Wirtschaft stellt. Nur mit einem neuen Blick auf die Art und Weise, wie Politik gemacht wird, kann der Metropolitanraum Zürich seine wirtschaftliche Spitzenposition halten.

www.smartuse.ch
www.metropolitanraum-zuerich.ch
www.cr-k.ch