Als weithin sichtbarer Kubus ragt der neue FHNW-Campus 14 Stockwerke in die Höhe.

In Muttenz, einem Vorort von Basel, welchen auch Sitz unseres Verlages ist, wurde im Oktober 2018 die neue Fachhochschule Nordwestschweiz nach Plänen von pool Architekten aus Zürich eröffnet. Fünf Hochschulen arbeiten seitdem fächerübergreifend in einem vertikal strukturierten Campus-Hochhaus zusammen. Für Frischluft im Inneren des imposanten Kubus sorgt ein Lüftungskonzept, in dem das schallabsorbierende Überströmelement eine massgebliche Aufgabe übernimmt. Denn damit liess sich die durchgehend hochwertige Architektur auch bei den technischen Details exakt nach Architektenvorgaben umsetzen. 

Rund 4 000 Studierende der Fachrichtungen Architektur, Life Science, Pädagogik, soziale Arbeit und Mechatronik sowie 840 Angestellte haben im neuen FHNW-Campus Muttenz eine
Wirkungsstätte gefunden. Trotz seines Bauvolumens von 32’000 Quadratmetern entwarfen pool Architekten aus Zürich eine architektonisch äusserst reizvolle Umgebung, indem sie einen vertikalen Campus schufen, und nicht wie sonst üblich ein horizontales Hochschulgelände.

Unter einem Dach – Das Raumkonzept
Die Eingangsebene besteht aus einem als Marktplatz konzipierten Atrium, um das
sich Empfang und Aula, Mensa und Cafeteria sowie ein grosser Vortragssaal mit einer mobilen Bühne gruppieren. Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich 16 Hörsäle und zahlreiche Unterrichtsräume aller fünf Hochschulen, die dritte Etage wurde als  sogenannte Beletage entworfen: Hier ist zum einen die offen gestaltete Bibliothek untergebracht zum anderen stehen flexibel nutzbare Flächen für Seminare Präsentationen und so weiter zur Verfügung. Nicht öffentlich zugänglich sind alle Räumlichkeiten in den acht Geschossen darüber: Hier finden sich die fünf Institutsbereiche mit Büros sowie Arbeitsbereiche für die Studenten. Den Abschluss bildet die zwölfte Etage mit weiteren Seminarräumen, einer Lounge und einem versteckten, nur nach oben offenen Dachgarten.

Ein Hochhaus als Hofhaus
Mit Tageslicht versorgt wird das Innere des vertikalen Campus durch das Atrium und zwei Lichthöfe. Das Atrium erstreckt sich vom Erdgeschoss bis in die dritte Etage, ab dem vierten Obergeschoss unterteilt ein zusätzlich eingeschobener Mittelreiter das Atrium in zwei Lichthöfe bis unter das Dach. Architektonisch inszeniert wird der grosse Luftraum des Atriums durch sechs sich kreuzende Treppenläufe, die Lichthöfe erhalten durch jeweils ein skulpturales Treppenhaus eine besondere Note. Blickfang ist ferner die elf Meter hohe und tausend Tonnen schwere Beton-Stele Dreamer im Erdgeschoss, die von der Künstlerin Katja
Schenker aus Zürich gestaltet wurde.

Intelligent miteinander verknüpft
Um einen nur geringen Lüftungswärmebedarf bei Neubauten zu erreichen, müssen
die Gebäudehüllen so dicht wie möglich sein. Dies fordern auch die  Energiesparverordnungen ein. Um die Nutzer dennoch mit den nötigen Aussenluftraten zu versorgen und Bauschäden zum Beispiel durch Schimmelbildung zur verhindern, kommen in der Regel raumlufttechnische Anlagen zum Einsatz. So auch im FHNW-Campus Muttenz,
für die pool Architekten und das Ingenieurbüro Kalt + Halbeisen aus Zürich ein Pragmatisches und trotzdem intelligentes Überströmkonzept entwickelten. «Aufgrund der
hohen Komplexität des Projekts, welche durch die Nutzungsdurchmischung bedingt ist, war von Anbeginn eine integrale Planung mit allen Projektbeteiligten nötig», erläutert der Projektleiter von pool Architekten aus Zürich.

Überströmkonzept als Grundlage
In den oberen Geschossen liegen alle Zuluftleitungen sichtbar in den Rippen der Betonrippendecken und versorgen die Räume mit den nötigen Aussenluftraten. In den öffentlichen, von allen Hochschulen genutzten Hörsaal-Geschossen hingegen wurde
die Gebäudetechnik aufgrund der hohen Anforderungen bei der Raumakustik verdeckt
ausgeführt. Steigt der Luftdruck durch die Zuluft in den Räumen, entweicht sie über die Überströmöffnungen in den Trockenbauwänden in die Flure und von dort aus ins Atrium. Der Projektleiter von pool Architekten sagt über das Lüftungskonzept: «Die Hofhaus-Typologie mit den beiden Lichthöfen wird zum Wegführen der Abluft genutzt.» Das bedeutet, die Abluft steigt über das Atrium und die beiden Lichthöfe auf zum Dach, wo sie mit Wärmerückgewinnung entweicht. Abluftrohre sind nur in den Laboren und in den Gastronomiebereichen notwendig. Auf diese Weise liessen sich Installationskosten reduzieren und die Energiekosten für Antriebsenergie minimieren. Im Falle eines Brandes saugen Turbinen unter dem Dach den Rauch aus dem Atrium. Damit greifen auch beim Brandschutz Architektur und Technik intelligent ineinander.

Anforderungen an den Schallschutz
Ein wichtiges Augenmerk der Architekten lag auf dem Schallschutz – bringen grosse Räume, harte Materialien und die Nutzung als Hochschule mit Hörsälen und Arbeitsräumen
doch grosse schallschutztechnische Herausforderungen mit sich. Gemeistert wurden sie in der FHNW Muttenz durch ganz unterschiedliche Massnahmen: Im Atrium sorgen unter anderem Holzlamellen vor den Hörsälen für mehr Ruhe, in den Lichthöfen sind es Betonelemente, die Schallwellen brechen. Akustikvorhänge waren im dritten Obergeschoss die optimale Lösung gegen Lärm. Explizit von den Architekten gewünscht waren auch die Überströmelemente INDUSILENT von Kiefer Luft- und Klimatechnik, da sie eine hervorragende Schallabsorption aufweisen. Denn durch eine freie Überströmung der Luft von Raum zu Raum verlieren Trennwände einen Grossteil ihrer Schalldämpfung – dieser Problematik wirkt eine in die Luft-Überströmelemente INDUSILENT integrierte, nicht brennbare und hoch wirksame Innenauskleidung entgegen. Weitere Pluspunkte der Überströmelemente sind ihre niedrige Bauhöhe von nur 230 Millimetern sowie die Möglichkeit einer projektspezifischen Gestaltung der Luftauslässe durch die Architekten.

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