Die gängigen Bauprodukte der Bauwirtschaft genügen nicht immer baubiologischen Ansprüchen.

Ressourcenknappheit und Klimaziele erfordern alternative Konzepte für eine nachhaltige Zukunft. Es sind Konzepte, die sich der Natur bedienen, sie aber nicht ausbeuten. An vielen Beispielen zeigt uns die Natur, wie Wachstum und Begrenzung, Qualität und Quantität sich durch evolutionäre Mechanismen weiterentwickeln können.

Die Baubiologie vereint grundlegende Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung, nämlich Ökologie, Ökonomie und Soziales. Sie ist die umfassende Lehre ganzheitlicher Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer gebauten Wohn- und Arbeitsumwelt. Nach mehr als 40 Jahren hat sich die Baubiologie neu etabliert und wird heute als selbstverständliches Merkmal unserer gebauten Wohnumwelt gesehen.

ÖKOLOGISCHE BAUSTOFFE FÜR EIN GESUNDES RAUMKLIMA
Eine ökologische Bauweise schont die Ressourcen und berücksichtigt die Belange der Natur. Wie die Energieversorgung, müssen sich Baustoffe an der Erneuerbarkeit orientieren. Der Einsatz natürlicher und unverfälschter Baustoffe war bereits in den 80er-Jahren Forderung der Baubiologie. Schadstoffe, Entsorgungsprobleme, steigende Rohstoff- und Energiekosten verschaffen diesen Baustoffen heute zunehmende Akzeptanz.

Der gesamte Weg der Baustoffe, von der Herstellung über die Verwendung bis zur Entsorgung muss in die Beurteilung mit einbezogen werden. Materialeinsatz, Materialvielfalt und die Anzahl der Bauteilschichten bei energieeffizienten Gebäudehüllen nehmen zu und verursachen bei der Herstellung nicht selten problematischen Abfall. Zu berücksichtigen sind auch Landschaftsverbrauch und die Einträge von Schadstoffen in Luft, Gewässer, Boden und Lebewesen. Nachwachsende und ressourcenschonende Baustoffe wie Holz, Stroh und Lehm sind dem Menschen seit evolutionären Zeiträumen vertraut und strahlen eine hohe Wertigkeit aus. Gebäude aus diesen Baustoffen überdauern oft Jahrhunderte, wie zum Beispiel Lehmbauten aus dem 17. Jahrhundert im Raum Genf oder im Thurgau zeigen. Regionale hochwertige Baustoffe reduzieren den Transportaufwand und stärken die heimische Wirtschaft. Natürliche Baumaterialien besitzen feuchteregulierende Eigenschaften und leisten einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Raumluft.

UMWELTÖKONOMISCHE WERTSCHÖPFUNG
Die Baubiologie betrachtet Gebäude über den gesamten Lebenszyklus. Es müssen alle Nachhaltigkeitsansprüche und alle dafür erforderlichen Ressourcen einbezogen werden. Dort, wo Technik dem Menschen dient, gilt es, sie einzusetzen, jedoch nach dem Grundsatz «So viel Technik wie nötig, so wenig wie möglich». Die Grundlage für einen reduzierten Technik- Einsatz wird bereits in einer integralen Bauplanung gelegt. Was in dieser Phase des Bauens vernachlässigt wird, kann später allenfalls korrigiert oder mit entsprechender Technik kompensiert werden. Die Nutzung von Umweltressourcen wie Sonne, natürliche Verschattung, Wind (Druck- und Sogwirkung auf Gebäudehülle) und Wasser reduzieren laufende Betriebskosten.

Diese Lowtech-Gebäude nutzen das Potenzial der Bausubstanz. Wirksame Dämmungen und Speichermasse verbessern nicht nur den Wärmeschutz, sondern leisten, mit entsprechender Nachtlüftung, passive Kühlmassnahmen. Die Fensterflächen sind im Verhältnis zur Aussenhülle entsprechend dem Klima anzuordnen. In Verbindung mit einem optimalen Verschattungssystem ist damit in unseren Breitengraden bereits ein Gebäude mit minimaler Betriebsenergie möglich.

Zukünftige Gebäude haben einen minimalen Primärenergiebedarf indem sich Gebäudehülle und Haustechnik ergänzen. Durch das Zusammenfügen von optimal gewählten Materialien entstehen einfache, robuste Konstruktionen. Diese Bauweise zeichnet sich durch geringen Energieaufwand in der Herstellung und durch Langlebigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Weitere Vorteile in der Nutzungsphase sind Wartungsfreundlichkeit und ein geringer Reparaturaufwand. Naturbaustoffe verstehen «in Würde zu altern» und gewinnen im Laufe der Jahre an reizvoller Patina.

ASPEKTE SOZIALER NACHHALTIGKEIT
Baubiologische Bauweisen setzen auf Lebensräume. Neben energetischen Gesichtspunkten erfüllen Quartiere Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit. Konzepte, die Wohnen, Arbeiten und Leben verbinden, schaffen Lebensqualität. Wohnformen, die generationsübergreifende Kontakte ermöglichen, sind Voraussetzung für ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben einer älter werdenden Gesellschaft. Gebäude der Zukunft passen sich mit wenig Aufwand ändernden Bedürfnissen der Bewohner an. Ziel ist eine elementare Existenzsicherung für alle und ein gerechter Zugang zu Ressourcen. Durch Effizienzsteigerung, Gewinnung neuer Energien, aber auch mit entsprechender Verhaltensänderung, soll die Versorgungssicherheit aufrechterhalten werden. Dazu gehören die Nahrungs- und Wasserversorgung als eigentliche Lebensgrundlage.

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