Von oben oder doch lieber erst ab Schulterpartie, damit Haare und Kopf trocken bleiben: Die aktuellen Duschentwürfe denken an alles. (© Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) / © Hansgrohe)

Wie werden wir in Zukunft unser Bad nutzen? Diese Frage beschäftigt nicht nur Einrichtungsexperten und Trendforscher, sondern auch uns selbst. Kein Wunder, denn Duschgewohnheiten und Baderituale zählen zu den persönlichsten Angelegenheiten im Leben. Entsprechend individuell entwickelt sich die Badgestaltung.

Wir halten uns rund um das Waschbecken durchschnittlich 40 Minuten am Tag auf. Männer haben es mit 35 Minuten etwas eiliger als Frauen, die 47 Minuten für die Körperpflege und -reinigung aufwenden. Da soll das Ambiente in jedem Fall einladend sein – egal, ob das Bad in der Grösse über dem Mittel von rund neun Quadratmetern liegt oder aber darunter. Hoch im Kurs liegen zudem Zweckmässigkeit und Funktionalität sowie die Eignung zum Wohlfühlen.

Von welchen Strömungen sich Einrichtungskonzepte im Zuge dessen leiten lassen, zeigte im März die ISH 2019, die Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Klima. Darüber hinaus machte sie auch deutlich, dass in den gegenwärtigen Wellnessoasen Moderne und Hightech weiterhin mit traditionellen Werten und bewährten Wasserwirkungen verknüpft werden. Damit wir es noch bequemer und schöner haben, verschmelzen Raum- und Innenarchitektur zu einer Einheit. Ausreichend Tageslicht und eine grosse Badewanne sind konkrete Wünsche für das Badezimmer als neuer Rückzugsort. Auf der Produktseite stehen das Dusch-WC, LED-Beleuchtung sowie die ebenerdige Dusche im Vordergrund. Farben zum Wohlfühlen

Dabei wird laut der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) mehr denn je experimentiert, und eine positive Einstellung zur Zukunft sowie eine Fülle an Farben prägen das Interieur. Kluge Kombinationen aus Wohlfühlfaktor und Technik finden sich in den Produkten wieder. Gemusterte Fliesen und knallige Dekorationen gehören zu dem lebensbejahenden Ausstattungsstil. Energiegeladenes Gelb, warmes Rosa, lebendiges Korallenorange sowie Grün und Blau in allen verfügbaren natürlichen Nuancen ziehen allenthalben die Blicke auf sich und verbreiten nicht nur an Wänden, sondern auch auf Möbeln, Armaturen und Accessoires gute Laune. Daneben sind aus dem modernen Bad Naturstein und Holz nicht mehr wegzudenken.

Sehr augenfällig ist der Trend zur dunklen Gestaltung. Ein Phänomen, das man schon von der Küche kennt. Ob Schwarz den weissen Bädern, die seit vielen Jahren ungebrochen die Beliebtheitsskala anführen, den Rang ablaufen wird? Fest steht, dass die dunklen Materialien einen hochwertigen und eleganten Eindruck hinterlassen und gut mit anderen Farben kombinierbar sind. Der Trend beschränkt sich nicht nur auf Fliesen oder Möbeloberflächen. Neben Ausstattungsarmaturen präsentieren sich auch Duschflächen, Waschtische und Badewannen in avantgardistischem Schwarz oder Anthrazit, teils zweifarbig mit kontrastierendem Weiss.

Passende und sehr exquisite Farbtupfer zum dramatischen Schwarz-Look sind glänzende oder matte Oberflächen in jedem erdenklichen Finish, sei es für die Armatur oder die Rinnenabdeckung in der bodengleichen Dusche. Wer Wert auf Aussergewöhnliches und Edles legt, darf sich mehr denn je auf gebürstete und polierte Metalltöne wie Rosé- beziehungsweise Rotgold, Messing, Kupfer, Goldoptik oder aber Platin freuen. Auch ein Hauch von Lässigkeit macht so eine Stilwelt in «Dark» aus. Da gehört schwarzes Stahlrohr unbedingt dazu, wie zum Beispiel an Möbelwaschtischen und Badewannen, Spiegeln und Duschabtrennungen.

Liebling Licht
Ob helle oder dunkle Badwelten: Sie alle lieben und brauchen ausgeklügelte Beleuchtungskonzepte zum Beispiel mit indirekten Lichtquellen für gemütliche Akzente. Hierzu gehören beispielsweise Möbel-Griffleisten, die mit einer dimmbaren Beleuchtung auf sich aufmerksam machen – ein Effekt, der nicht nur den Schränken, sondern dem gesamten Raum heimelige Atmosphäre verleiht. Genauso wichtig wie indirektes Licht ist ausreichendes Tageslicht für die Pflege am Waschtisch. Deshalb erfreut atmosphärische Beleuchtung mittlerweile von der Wanne bis zum WC. Allen voran der Spiegel(schrank) am Waschplatz setzt das Bad und den Nutzer perfekt in Szene.

Licht lässt sich zu jeder Tageszeit auf die vorherrschenden Verhältnisse und sogar mentalen Bedürfnisse einstellen. Als Bestandteil einer Smart-Home-Anwendung ist es schon jetzt von jedem Ort abrufbar und somit ein elementarer Faktor für eine gelungene Meditation. Natürlich kann man sich weiterhin einfach an den feinen Proportionen der einzelnen Badelemente, am pulsierenden Wasserstrahl oder an Details wie Schubladen mit Selbsteinzug und praktischer Unterteilung erfreuen – am intelligenten, vernetzten Bad führt trotzdem kein Weg vorbei.

Wohltuendes Bad
Nicht nur im Hinblick auf Produkte, sondern auch ganz generell wird das Bad 2019 neu gedacht. Eher ausgedient hat es laut VDS-Geschäftsführer Jens J. Wischmann als ein reines Statussymbol. Heute soll das Bad so ausgestattet sein, dass es wertvolle Dienste leisten kann und zur Entschleunigung beiträgt. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Wasser zu. Wo es fliesst, wird es perfekt in Szene gesetzt. Badmöbel, Waschbecken und Badewanne überschlagen sich in ihrem Funktionsangebot sowie in Formen- und auch wieder Farbenvielfalt.

Beispielsweise ist die runde Badewanne ein Hingucker, aber auch ein grosses Komfortkriterium mit Platz zum Abtauchen ohne Ecken und Kanten. Sinnlicher Hochgenuss ist ebenfalls bei den Duschen angesagt. Deckenbrausen, unter denen man im niemals enden mögenden Regen stehen kann, sind aus dem Bad nicht mehr wegzudenken. Zudem düst das Wasser überall aus der Wand – neuerdings sogar aus einer praktischen Ablage. So strömt das Wasser erst ab Schulterpartie auf den Körper, damit Haare und Kopf trocken bleiben.

Für Aufsehen trotz oder gerade wegen ihrer minimalistischen Form sorgen nach wie vor Armaturen aus Designerhand. Ausgangspunkt dabei ist eine universelle Optik, die auf funktionaler wie auch ästhetischer Ebene langlebig sein soll. Dafür verordnen die kreativen Köpfe Schlankheitskuren und reduzieren Gewicht und Grösse, wo es geht. Dank innovativer Technik gelingt es, sogar Thermostat, Absperrventil und Schlauchanschluss lediglich in einem kleinen Modul einzubauen. Die Bedienung so einer Duscharmatur ist einfach und erschliesst sich intuitiv: Vorne wird die Wassermenge geregelt und hinten die Temperatur eingestellt.

Stilles Wasser
Gleichermassen sind schmale Silhouetten beim (Dusch-)WC gefragt, hauptsächlich, um ihm die Dominanz im Raum zu nehmen. Durch eine ausgefeilte Befestigungstechnik verschwinden aussen alle Schrauben. Innen setzt man auf spülrandlose Konstruktion, Asymmetrie sowie einen nunmehr spiralförmigen Wasserstrom. Der soll für eine besonders gründliche Ausspülung sorgen und obendrein leise sein. Eine intelligente Verschmelzung ist auch die berührungslose WC-Betätigung: Sie bildet mit der Wand ein ästhetisches Ganzes – nichts stört mehr den Blick.

Das Dusch-WC findet im deutschsprachigen Raum so langsam Anklang. In Asien gehört dieses WC, dessen Besonderheit unter anderem ein beweglicher Duscharm mit Düse ist, längst zur Standardeinrichtung. Diese Toilette punktet mit hygienischem Komfort und den Vorteilen, die eine Intimpflege mit reinem Wasser bringt. Seitdem es sich äusserlich kaum von einem herkömmlichen Modell unterscheidet, stösst das Dusch-WC hierzulande zunehmend auf Interesse.

Zukunft digitales Bad
Die digitale Grundausstattung wird zur Selbstverständlichkeit – wer diesem Gedanken skeptisch gegenübersteht, konnte sich während der ISH 2019 eines Besseren belehren lassen. Alle Lebensumstände der Menschen seien schliesslich einem grossen Wandel ausgesetzt, meint Wischmann. Und: «Wer sagt denn, dass uns Alexa & Co. nicht bald unaufgefordert und ohne unser Zutun das Wasser so darreichen, wie wir es gerade physisch wie psychisch zum Wohlsein benötigen?» Speziell in diesem gesundheitlichen Kontext sehen Experten das Bad unbedingt im grossen gesellschaftlichen Ganzen angesiedelt.

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