Im Rahmen der feierlichen Award-Verleihung am 25. November durften die sieben erfolgreichen Küchenbauer und Architekten den Swiss Kitchen Awards 2021 in Empfang nehmen. Mehr als 300 Gäste wohnten der Award-Verleihung in der TRAFO Baden bei. Wir stellen zwei Preisträger der Fachjury vor und gehen auf das Konzept 16 Diskussionsthemen – 16 Tische des Barcamps ein.

Der 12. Küchenkongress war eine spannende Mischung aus unterschiedlichen Vortrags- und Kommunikationsformaten. Der Zukunftsforscher Georges T. Roos stellte zunächst den Rahmen der gesellschaftlichen Megatrends auf, in denen sich auch Küchenbauer bewegen. Dazu gehören die digitale Transformation, Nachhaltigkeitsthemen und die Veränderung der Altersstruktur in der Gesellschaft. Es wurden aber auch Megatrends thematisiert, die die Küche direkt betreffen, beispielsweise die veränderte Aufstellung der Lebensmittelindustrie. Es gab aber nicht nur die üblichen Key Notes, die wir von klassischen Veranstaltungsformaten
her kennen, sondern modernere und hierarchieärmere Kommunikationskonzepte – womit wir beim Barcamp angelangt sind.

Im inhaltlichen Mittelpunkt stand das Konzept des Barcamps. Es ging dabei um 16 Diskussionsthemen an 16 Tischen. Die zentralen Fragen waren nicht vom Veranstalter oder der Fachjury vorgegeben, sondern ergaben sich aus den Fragestellungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Vorfeld. Folgende Fragestellungen und Antworten haben den Autor dieser Zeilen besonders beeindruckt:
• Welche Folgen ergeben sich aus der Verstädterung beziehungsweise dem verdichteten Bauen für den Küchenbau und -handel?
Antwort: Cluster-Wohnformen beziehungsweise neue Raumstrukturen erfordern andere Küchen (Teeküche bis Gemeinschaftsküche). Zudem braucht es altersgerechte und modulare Küchen.
• Revolutioniert die Nahrungsmittelindustrie das Kochen?
Antwort: Die Herkunft der Lebensmittel wird immer wichtiger.
• Wie sehen die Auswirkungen von COVID-19 auf das Lebensgefühl der Menschen und deren «inneren Lebensraum» aus?
Antwort: Die Küche als Treffpunkt wird noch wichtiger.
• Welche technischen Innovationen beeinflussen den Küchenbau der Zukunft?
Antwort: Es wird mehr Automation in der Küche geben: Licht, Sensoren, Audio und Geräte.
• Was kann die Küchenbranche tun, um die Nachhaltigkeit der Produktion und der eingesetzten Materialien zu optimieren?
Antwort: Die Modularität sollte den Lebenszyklus begleiten.
• Welche grundsätzlichen Änderungen in der internationalen Lieferkette / Beschaffung sind notwendig?
Antwort: Es gilt, reparierfähige Produkte zu entwickeln und zu bauen.

Der Award
Das Highlight am Schluss war die Verleihung der Preise des Swiss Kitchen Awards. Wir stellen die beiden Preisträger der Fachjury und die Bewertung der Verantwortlichen vor. Es geht um die schönste Küche der Schweiz und den gelungensten Umbau (Sommerhaus).

Eine Küche in der Altstadt in Chur
Bei einer Zusammenlegung zweier Wohnungen steht diese Küche als Herzstück im Mittelpunkt. Das Studio O hat mit viel Liebe zum Detail in einem intensiven Prozess zusammen mit dem Möbelmacher Serge Borgmann, der Steinbildhauerin Anna Staudt und der Bauherrschaft konzipiert. Die frei stehende, filigrane Holzstruktur aus geölter Eiche trägt die Küchenmöbel und den Stein und entwickelt sich zu einer ausgreifenden Figur, die mit Regalen, Tablaren und Hängevorrichtungen den vorhandenen Raum bespielt. Die Küche sollte leicht wirken und Durchblicke erlauben. Das Ziel war es, die Küche als ganzheitliches Möbel zu entwickeln und so den Sprung heraus aus dem konventionellen Küchenbau zu schaffen. So finden Leuchten aus Alabaster Platz über der Kochinsel und Kräuter oder Gemüse können zum Trocknen aufgehängt werden. Serge Borgmanns raffinierte Steckverbindungen der Holzstruktur zeigen die Qualität des Handwerks und richten ein Augenmerk auf die Details. Die notwendigen geschlossenen Kästen wurden als schlichte Kuben ausformuliert und sind in die Holzstruktur hineingeschoben. Sie sind aus MDF gefertigt und wurden 2K-spritzlackiert. Die Steinobjekte – Becken mit Tropfteil und Arbeitsplatte – bestehen aus Göflaner Marmor und wurden manuell bearbeitet. Das Becken wurde aus einem Block herausgearbeitet. Die Oberflächen sind geschliffen
und liegen direkt auf der Holzstruktur auf. Der neue Fichtenboden in der Küche wurde in breiten Holzdielen als Anlehnung an den Altbau und Bestand verlegt. Die Wände sind in einem kühlen Weiss mit Blaustich gestrichen und harmonisieren so gut mit den Farben der Küchenmöbel.

Statement
«Die Küche war für uns eine besondere Aufgabe. Zusammen mit der Bauherrschaft, dem Möbelmacher Serge Borgmann und der Steinmetzin Anna Staudt wurde diese Küche bis ins kleinste Detail entwickelt. Das Handwerk stand ganz klar bei dieser Küche im Vordergrund.»

Ein Sommerhaus
Die Späti Innnenausbau AG in Bellach und die Skop AG in Zürich haben ein altes Gemäuer zu neuem Leben erweckt. Das Gebäude, um 1650 erbaut, ist ein Denkmal von nationaler Bedeutung: In diesen Gemäuern arbeiten zu dürfen, ist für einen Küchenbauer/ Architekten fast wie ein Ritterschlag. Und es braucht neben handwerklichem Können auch einiges an gestalterischem Fingerspitzengefühl. Eiche war neben den Marmorelementen das Material der Wahl und verdankt seinen speziellen Look der Behandlung mit Antiklauge. Die vorstehenden Sichtseiten und Griffprofile zeichnen klare Linien und prägen den Charakter der Küche, der bis zu den passenden Stühlen aus der Eigenproduktion durchgezogen wird. Neben den High-End-Einbauapparaten freuen sich leidenschaftliche Köchinnen und Köche über ergonomische Arbeitsflächen und den praktischen Zugang zum üppigen Stauraum dank grosszügiger Schubladen und Auszügen. Ein echter Hingucker ist der drei Meter lange Inselteil, der sowohl als Arbeitsplatz wie auch als Tisch genutzt werden kann.

Statement
«Es war uns eine besondere Ehre, im prunkvollen Sommerhaus eine Küche zu realisieren, die modernste Ausstattung bietet und sich gleichzeitig harmonisch in das Umfeld der altehrwürdigen Räumlichkeiten einfügt.»

Die Gewinner FACHJURY-GOLD-AWARDS
Kategorie SCHÖNSTE KÜCHE DER SCHWEIZ
• Eine Küche in der Churer Altstadt Studio O, Chur Julia Staubach, Max Putzmann Kategorie BESTER KÜCHENUMBAU
• Sommerhaus Späti Innnenausbau AG, Bellach + Skop AG, Zürich Philipp Späti, Yannick Schläpfer, Roland Perrot, Martin Zimmerei + Nicola Frei PUBLIC VOTING Kategorie SCHÖNSTE KÜCHE
• GOLD-Award Piu Grigia Cerimi Interior Design AG, Oberägeri + Blattmann und Odermatt AG, Morgarten Sara, Erich + Chris Meier Edgar Odermatt + Sven Baumann
• SILBER-Award S-62 Artigia GmbH, Bern Numa + Zaira Varley, Xaver Dürig + Ilona Ovenstone
• BRONZE-Award Weisse Tanne Peterhans, Schibli & Co. AG, Fislisbach Michael + Bettina Peterhans Beat + Liselotte Peterhans Kategorie BESTER KÜCHENUMBAU
• GOLD-Award Sommerhaus Späti Innnenausbau AG, Bellach + Skop AG, Zürich Philipp Späti, Yannick Schläpfer, Roland Perrot, Martin Zimmerei + Nicola Frei
• SILBER-Award Since 1962 Bogen Design GmbH, Rieden Adrian Haslimeier Flavia Bertozzi, Annina Künnecke
• BRONZE-Award The Frame muellerweibel ag, Baar Daniela + Stefan Furter Sabine + Andi Studer

www.küche-schweiz.ch