Jetzt füllen sich wieder die Stadien, Turnhallen, Schwimmbäder und Sportanlagen. Das betrifft nicht nur die Megaevents wie die vergangene Fussballeuropameisterschaft der Herren oder die Olympischen Spiele in Tokio. Viel wichtiger für unseren Alltag ist die Möglichkeit, jetzt wieder Breitensport zu betreiben. Aus diesem Anlass zeigt das HDA – Haus der Architektur in Graz im Rahmen einer aktuellen Ausstellung ausgewählte Bauten, die unterschiedlichsten Formen der sportlichen Betätigung einen spezifischen Bewegungsraum bieten.
Sportliche Betätigung ist zu einem wichtigen Bestandteil des Alltagslebens unserer Zeit geworden. Ob körperliche Ertüchtigung im Verein, im Fitnessclub oder durch den Jogginglauf im benachbarten Park – Sport wird heute mit Lifestyle, Fun und Gesundheitsbewusstsein verbunden. Bekannt sind die physisch und psychisch positiven Auswirkungen der Bewegung auf das Wohlbefinden – die WHO empfiehlt eine halbe Stunde täglich. Bereits im antiken Griechenland wurde auch die kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung von
Sportveranstaltungen und -wettkämpfen erkannt. Sport verbindet Menschen, fördert Toleranz und Respekt gegenüber Einzelnen und der Gemeinschaft und unterstützt die soziale Inklusion.
Das war und ist nicht immer so. Sport konnte und kann auch eine Machtdemonstration von Diktaturen sein, die sich dann auch in der Architektur widerspiegelt. Die Olympischen Spiele von 1936 in Berlin sind hier ein besonders drastisches Beispiel. Der Gegenpart dazu ist die offene und transparente Architektur der Olympischen Spiele 1972 in München.
VIELFÄLTIGER ALLTAG
Im Wandel der Zeit hat sich auch die Architektur für die unterschiedlichen Sportarten verändert und wird heute nicht mehr nur durch die Typologie der «Turnhalle» repräsentiert. Die räumliche Präsenz der zunehmend anspruchsvollen Sportbauten ist vielfältiger geworden. Skateboarden,
Bouldern oder Schwimmen, Skifahren in der Stadt, Tanzen oder Bogenschiessen –jede Sportart drückt sich durch eine für sie passende, individuelle Bauform aus. Das Umfeld, in dem die Bauten entstehen, spielt dabei eine wichtige Rolle. Bauflächen in den Städten sind knapp, sodass hier oft verdichtete Konzepte nötig sind. Sportflächen erweitern den öffentlichen Raum und werden zu einem wichtigen gemeinschaftlichen Treffpunkt des Quartiers. Bestandsgebäude oder Dachflächen werden auf unkonventionelle Weise umgenutzt, während Sportanlagen in bestehende Grünräume möglichst behutsam und sensibel einzufügen sind.
BAUKÖRPER UND BEWEGUNG
Das Spektrum der in der Ausstellung gezeigten Beispiele aus ganz Europa präsentiert beispielhaft unterschiedliche planerische sowie konstruktive Ansätze und geht auch auf historische und soziale Fragen zu Sport und Bewegung im städtischen und ländlichen Alltag ein. Allen ausgewählten Bauten gelingt ein gehaltvoller und ästhetischer Beitrag nicht nur für die Umgebung in Stadt oder Natur. «Ein gesunder Geist lebt in einem gesunden Körper» ist ein bekanntes
Zitat von Decimus Iunius Iuvenalis aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus. Das gilt in besonderem Masse auch für den «Baukörper», dessen Qualität und architektonische Präsenz auf Psyche und Physis des Umfeldes und der Nutzerinnen und Nutzer wirkt. Durch seine Funktionalität wird die lustvolle und erfolgreiche Ausübung der jeweiligen Sportart gefördert und nach aussen repräsentiert. Die Ausstellung lädt alle Sportlichen und Sportinteressierten zu einer Entdeckungsreise durch diese unkonventionellen Sportstätten ein.
DIE AUSGEZEICHNETEN UNTERNEHMEN
Bauten für Bewegung. Internationale Architekturen für den Sport. Ausstellung im HDA – Haus der Architektur.
Ausstellungsdauer:
15. Juli bis 10. Oktober 2021.
PROJEKTE DER AUSSTELLUNG
• Sprungturm / Diving Tower, Millstatt am See (AT), Walter Benedikt & Rudolf Christof, 1930
• Revitalisierung / Revitalization, Hohengasser Wirnsberger Architekten, 2019
• Fussballstadion für die Forest Green Rovers / Forest Green Rovers Eco Park Stadium, Stroud (GB), Zaha Hadid Architects, 2021
• Dreifachsporthalle Kantonsschule / Sports Hall Canton School, Wettingen (CH), :mlzd Architekten, 2018
• Olympische Sportschiessanlage / Olympic Shooting Venue, London (GB), magma architecture, 2012
• Tennisanlage / Tennis Court Simonne Mathieu, Paris (F), Marc Mimram Architecture & Associés, 2018
• Schwimmhalle / Henri Wallon Swimming Hall, Bagneux (F), Dominique Coulon & associés, 2014
• Sportzentrum / Ciutadella Park Sports Center, Barcelona (ES), Batlle i Roig Arquitectura, 2005
• Leichtathletikanlage / Tossols Basil Athletics Stadium, Olot (ES), RCR Arquitectes, 2000
• Kultur- und Sportzentrum / Cultural and Sports Center, Paris (F), BRUTHER Architects, 2004
• Strassensport- und Jugendkulturzentrum / Street sports and cultural centre «StreetMekka», Viborg (DK), EFFEKT, 2018
• Skisportanlage / Skisport facility «CopenHill», Kopenhagen (DK), BIG – Bjarke Ingels Group, 2019
• Kletterhalle / Climbing Hall, Bruneck (IT), Stifter + Bachmann, 2019
• Turnhalle / Sports Hall, Haiming (D), Almannai Fischer in Zusammenarbeit
mit Harald Fuchshuber, 2016
• Tanzschule / Dance School, Reggiolo (IT), Mario Cucinella Architects, 2018