MARTIN PALSA ist Area Manager für Deutschland, die Schweiz und Österreich der Grundfos-Gruppe

Unternehmen brüsten sich gerne damit, besonders innovativ zu sein. Schaut man jedoch genauer hin, sind das häufig Weiterentwicklungen bereits bewährter Techniken wie zum Beispiel Mee-too-Produkte. Bei Grundfos hingegen sprechen wir erst dann von einer Innovation, wenn es sich um eine für den Markt komplett neue Produkt- oder Systemlösung handelt.

Gibt es einen Königsweg für Innovationen? Aus unserer Erfahrung muss sich ein Unternehmen dazu organisatorisch, personell wie auch finanziell positionieren. Um mit Letzterem zu beginnen: Unser Haus investiert bis zu fünf Prozent des Umsatzes in die Forschung und Entwicklung, und 2018 lag der bei rund 3,6 Milliarden Euro – da kommt eine beachtliche Summe für die F & E zusammen!

Gespeist werden Innovationen bei uns über mehrere Quellen. Zum einen über das eigene F & E-Team am Hauptsitz in Bjerringbro (Dänemark), mit Experten für die Materialforschung, Produktentwicklung, Produktionstechnologien und Produktionsmethoden. In vielen Entwicklungsprojekten bezieht Grundfos selbstverständlich auch externe Fachleute und Wissenschaftler mit ein. Zudem arbeiten wir intensiv mit Universitäten und öffentlichen Einrichtungen zusammen, sowohl bei der Grundlagenforschung als auch bei der praktischen Anwendung von Technologien. Die zweite Quelle für Innovationen ist nicht minder ertragreich. Es sind die vielen spezifischen Lösungen, die Grundfos zusammen mit Kunden erarbeitet und die anschliessend als «Best Practices» allen Betreibern mit ähnlicher Aufgabenstellung zur Verfügung stehen.

Speziell die aktuell so intensiv diskutierte Frage der digitalen Transformation – Grundfos intern und zwischen Partnern und Kunden – verändert die Herangehensweise zu Innovationen in vielfacher Hinsicht. Dafür haben wir ein «Digital Transformation Office» geschaffen, wo in einer dynamischen Start-up-Umgebung bis zu 150 Software-Entwickler und Business-Developer neue Ideen diskutieren und umsetzen.

Typischerweise läuft die Softwareentwicklung in Sprints – und der längste Sprint endet nach 90 Tagen. Das Team hat die Freiheit, die budgetierten finanziellen Mittel für alles auszugeben, was als notwendig erachtet wird. Es liegt beim Team zu entscheiden, welchen Umfang es liefert. Kreativität braucht Freiräume! Die einzige Einschränkung besteht darin, dass das Ergebnis einen Mehrwert für Kunden schaffen muss.

Weil neuartige digital-basierte Geschäftskonzepte heute oft rasend schnell anzupassen sind, erfordert das hohe Flexibilität und den Mut zu 80-Prozent-Lösungen – was Ingenieuren auch in der Schweiz oft sehr schwerfällt!

Mut gehört auch dazu, über gänzlich neue Geschäftsmodelle nachzudenken. Was will der Kunde wirklich – eine Pumpe oder eine Leistung? Kunden möchten Medien in einer bestimmten Temperatur und einem bestimmten Volumen transportieren – Heizungswasser, Trinkwasser, Schwimmbadwasser. Zwar verkaufen wir faktisch Pumpen, aber eigentlich geht es um die Bewegung des Mediums. Denkbar sind Konzepte, bei denen der Kunde das Fördern eines Mediums von A nach B bezahlt– also nicht mehr in die Pumpe selbst investiert. Dem Lieferanten fällt dann die Aufgabe zu, Förderprozesse so effizient wie möglich zu gestalten. Das wäre dann «Pump as a service» – sicher nicht für den privaten Eigenheimbesitzer, aber sehr wohl interessant für kommerzielle Gebäude.

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