Was fällt einem auf, wenn man sich in dicht besiedelten Stadtgebieten bewegt? Angesichts des wachsenden Trends der Verstädterung streben wir in unserem Bauwahn sowohl in die Weite als auch in die Höhe. Aber genau hier gilt es innezuhalten und zu überlegen, wie und womit wir unsere Umwelt verbauen. Wollen wir ewig wachsende Stadtgebiete und deren Speckgürtel mit peripheren Wohn-, Einkaufs-, Gewerbeund Industriearealen? Oder wollen wir ein kompaktes, städtisches Umfeld mit guten Erreichbarkeiten und ästhetischen, architektonisch und landschaftlich hochwertigen Qualitäten? Die zunehmende Urbanisierung hat einen substantiellen Einfluss auf den künftigen Flächenbedarf und -verbrauch und somit auf unser
Stadtbild und unsere Lebensqualität. Eine zentrale Frage lautet: Welche Rolle spielt der Raum unter Tage beim Erschaffen neuer Lebensräume in den Städten und urbanen Gebieten der Zukunft?

Der Raum unter Tage hat schon lange eine wichtige Rolle in der Funktionalität und Mobilität unserer Städte inne. Künftig nimmt diese noch weiter zu. Wenn wir dieses Phänomen und
diesen Mehrwert wahrnehmen und die Chancen optimal nutzen, profitieren wir alle davon: Anstatt den Raum an der Oberfläche zu überbeanspruchen, planen wir eine mit dem Untergrund integrierte, harmonisierte, nachhaltige Urbanisierung. Zu diesem Thema habe ich
2018 zusammen mit meinem Co-Autor Han Admiraal ein Buch mit dem Titel «Underground Spaces Unveiled: Planning and Creating the Cities of the Future»1 geschrieben. Das Buch behandelt die Zukunft der Menschheit und unserer Städte. Es geht darum, den Untergrund auf die Art und Weise zu erkunden, wie wir den Weltraum erkunden. Die Motive sind die gleichen; nur dass wir dazu unseren Planeten nicht verlassen müssen. Und wir können die Vorteile viel früher nutzen. Ziel des Buches ist es, mehr Menschen auf die zahlreichen Möglichkeiten des unterirdischen Raums aufmerksam zu machen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Unterirdische Räume bringen zum einen Vorteile für unsere Städte mit sich, andererseits gilt es damit zusammenhängende Herausforderungen und potenzielle Risiken zu beachten.

Die Botschaft geht an Stadt- und Verkehrsplaner, Stadtentwickler, Architekten, Designer, Immobilienentwickler, Landschaftsgestalter, Ingenieure und Entscheidungsträger. Die nachhaltige Zukunft unserer Städte hängt zum Teil davon ab, wie sie die Nutzung unterirdischer Flächen planen. Nur so lässt sich der grösstmögliche Beitrag für unsere Städte leisten. Gleichzeitig werden durch die Planung wertvolle Ökosystemleistungen sichergestellt
und Interventionen vermieden. Eine urbane Zukunft in Einklang mit dem Raum unter Tage bietet noch ungenutzte Potenziale: Er ist lebensnotwendig, indem er Wärme für Energie und Speicher für Wasser liefert, Schutz bietet und es möglich macht, neue Verbindungen zu
schaffen für Telekommunikation, Transport und Logistik. Zudem können wir im Untergrund Hindernisse umgehen, die wir auf der Oberfläche geschaffen haben. Der Untergrund ermöglicht effiziente, geradlinige Netzwerke, minimiert Entfernungen und maximiert Konnektivität. Die Umsetzung erfordert Einfallsreichtum, Kreativität, Innovation und eine Anpassung der Rechtsgrundlagen und Bauvorschriften – möglicherweise auch fortschrittlichere und schnellere Technologien. Ich bin jedoch überzeugt, dass sich die gut durchdachte und gesamtheitliche Nutzung des Raumes unter Tag als ebenso herausfordernd wie erfolgreich entwickeln wird.

Anmerkung:
www.thinkdeep.net

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