Smart-Living ist heute keine technische Spielerei mehr, sondern bietet echten Mehrwert – zum Beispiel da es das Haus und sein Innenleben sicherer und komfortabler macht. Wir führten ein Interview mit Andreas Breschan, dem CEO der Hörmann Schweiz AG, über weitere Herausforderungen und entsprechende Lösungen, die das Thema bietet.

Noch vor wenigen Jahren war das Thema Smart-Home, sprich, die Digitalisierung unserer Wohnwelten, ein Nischenthema für IT-Freaks. Wo stehen wir heute?
Wir haben inzwischen Produkte auf dem Markt, die einerseits erschwinglich sind und andererseits, vonseiten der Installation und der Usability her betrachtet, im Alltag funktionieren. Daher sind wir über die von Ihnen geschilderte Situation hinausgekommen.
Man muss heute kein Softwarespezialist sein, um mit den Produkten umgehen zu können. Auch bei der Frage der Kompatibilität und der Integrierbarkeit in bestehende Systeme, beispielsweise mit Smartphones, haben wir Fortschritte gemacht.

Lassen Sie uns, bevor wir vertiefter in die Gegenwart und Zukunft schauen, noch einen kurzen Blick zurückwerfen. Wie und wann hat Ihr Haus beim Thema Smart-Home angefangen und welche Schritte gab es da? War es die Zugangskontrolle
via Smartphone und App oder der HCP-Bus-Anschluss für externe Smart-Home-Systeme?
Da würde ich zunächst noch weiter zurückgehen. Unser Kerngeschäft sind Tore und Türen, und da war der Vorläufer ein Handsender. Mit dieser Lösung konnte man ja schon vor Jahrzehnten vom Auto aus sein Garagentor öffnen. Das war der Vorbote beim Thema Smart-Living im Bereich Tore. In den Achtzigerjahren hatten wir noch mit grossen Kästen zu tun,
heute sind es aparte Schlüsselanhänger.

Wie sehen die weiteren Schritte aus?
Beim Thema Haustüren ging es dann um die halbautomatische Tür mit integriertem
Motorenschloss, die mit einem Code, Fingerscan oder Handsender bedient werden konnte. Das war neu vor zehn Jahren und ist heute fast schon Standard. Dann kam das Thema Digitalisierung über das Internet vor vier, fünf Jahren auch bei uns an. Wir präsentierten damals an der BAU in München eine Gateway-Lösung, wo digitale Funktechnologie auf das Handy gebracht wurde. Dazu brauchte man aber ein Modem wie beispielsweise eine Fritz-Box und einen WLAN-Anschluss.

Und wo steht Hörmann heute?
Heute kann man alle Hörmann-Produkte, die mit unserer patentierten BiSecur-Funktechnologie ausgestattet sind, über eine App steuern. Mit dieser von Hörmann entwickelten BlueSecur App können unsere Kunden ihre Garagen- und Einfahrtstor- Antriebe und die Haustür bequem per Smartphone oder Tablet steuern. Die Verbindung erfolgt nun mit Bluetooth, was die Installation weiterer Komponenten überflüssig macht. Die Technologie ist, auch was die Datensicherheit betrifft, auf der Höhe der Zeit. Das BiSecur-Funksignal ist eine nicht knackbare Übertragungsart. Zusätzlich kann auch von unterwegs die Torposition der Garagen- und Einfahrtstores sowie der Verriegelungszustand der Haustüre angezeigt werden.

Gibt es weitere Themen?
Ja. Ein weiteres technologisches Stichwort heisst HCP-Bus. Damit können wir ab diesem
Jahr nun unsere Produkte auch in bestehende Smart-Home-Systeme wie zum Beispiel Homematic, KNX, Delta Dore und Apple-HomeKit integrieren. Die Bedienung
erfolgt auch hier via App mit dem Smartphone oder Tablet. Voraussetzung hierfür ist, dass es sich um Garagen- und Drehtorantriebe der neuesten Generation mit integriertem HCP-Bus-Anschluss handelt.

Was wird sich in den nächsten drei, vier Jahren tun? Es gibt Studien, die davon
ausgehen, dass bis 2025 knapp 90 Prozent aller in Europa verfügbaren neuen Hausgeräte internetfähig sein werden und der Grossteil davon miteinander
oder mit einem Smart-Home-System kommunizieren kann. Ist das für Sie zu optimistisch oder realistisch?
Das ist für mich eine zu optimistische Prognose. Die Technologie ist vorhanden und
nutzbar, aber es gibt viele Hauseigentümer, die Inhaber einer älteren Immobilie sind.
Diese werden nicht von heute auf morgen auf eine digitale Haussteuerung setzen
und in Smart-Home-Lösungen investieren. In Neubauten hingegen liegt der Anteil in
den nächsten vier, fünf Jahren sicher bei 50 Prozent oder mehr.

Wird der nächste qualitative Schritt in einer Audio-Lösung zu finden sein?
Sprechen wir in wenigen Jahren mit unserem Kühlschrank?
Das könnte ja
dann auch für die Silver-Generation als Lösung interessant sein. Ist dann die App schon wieder veraltet?
Mit Hörmann homee springen wir ja schon auf diesen Zug auf. Aber wir sollten doch realistisch sein. Macht es wirklich Sinn, sich während des Autofahrens die E-Mails vorlesen
zu lassen? Da gibt es viele technologische Gadgets, und wir müssen genau hinschauen, wo dies für einen Massenmarkt relevant wird. Es ist ein Unterschied, ob man das Produkt technologisch realisieren kann oder ob es für die entsprechenden Zielgruppen wirklich einen Mehrwert bringt. Es gilt, die Marktsituationen immer wieder zu analysieren. Genau dies tun wir auch.

Springen wir aus der Zukunft in die Probleme der Gegenwart.
Ist nicht die
Vielfalt der alten Steuerungssysteme, die umgerüstet werden muss, eine zentrale Herausforderung?
Die Herausforderung ist hier, dass Anbieter von Smart-Home-Systemen – sprich,
auch wir – heute mit vielen Systemen kompatibel sind, aber eben nicht mit allen.
In manchen Fällen müssen Ansteuerelemente zum Beispiel mit einem zusätzlichen
Relais ausgerüstet werden, damit sie funktionieren. In der Folge ist man mit deutlich höheren Preisen konfrontiert. Der Kunde braucht dann einen Elektriker, um hier weiterzukommen.
Das Preis-Leistungs- Verhältnis sieht dann schlecht aus.

Versuchen wir die Herausforderungen an einem konkreten Beispiel zu verdeutlichen.
Können Sie uns eine verraten?
Aber selbstverständlich. Nehmen wir an, die Storen-Steuerung läuft über eine Somfy-Lösung. Diese soll aber mit einem Z-Wave- Signal kompatibel gemacht werden. In solch einem Fall brauchen Sie als Kunde schon an den Steckdosen einen Switch, der von einem Fachmann angebracht werden muss.

Die Vielfalt der neuen, smarten Systeme auf der Angebotsseite ist zudem
ziemlich unübersichtlich. Braucht es daher nicht neue Schnittstellen, die eine Dolmetscherfunktion zwischen unterschiedlichen und alten und neuen Systemen realisieren können?
Das sind eigentlich realistische Szenarien und gute Forderungen, die nicht nur Sie erkannt haben. Es gibt leider noch zu wenige und auch nicht gerade günstige Systeme auf dem Markt.

Und hier kommt Hörmann homee zum Zug.
Kann man die Philosophie in wenigen
Sätzen zusammenfassen?
Hörmann homee integriert die Hörmann- Bauteile in bestehende Smart-Living-Umgebungen.
Man hat ja beispielsweise Lampen von Osram oder von Ikea, die man heute über das Handy ansteuern kann. Und da will man ja nicht für jeden Hersteller mit einer separaten App arbeiten. Hörmann hat sich hier geöffnet, um bestehende Smart- Living-Umgebungen integrieren zu können, damit alles mit einer einzigen App angesteuert werden kann.

Es gibt einen Basiswürfel mit Funktionen, auf den weitere Würfel modulartig aufgesetzt werden können?
Homee ist ja ein bereits existierendes Start-up. Man kann hier mehrere Produkte
ansteuern. Die unterschiedlichen Würfel stehen für verschiedene Funktechnologien, die von verschiedenen Herstellern genutzt werden. Unsere Kunden können entweder
mit dem Hörmann-Basiswürfel «Brain» starten und das System mit weiteren Würfeln
ergänzen oder umgekehrt. Damit sind dem Nutzer fast keine Grenzen mehr gesetzt,
und diese Lösung ist ausserdem auch vom Preis her sehr attraktiv.

Sind solche Lösungen nicht nur für eine kleinere, wohlhabende Zielgruppe, die sich Neubauten leisten können, zugeschnitten? Für Liegenschaftsbesitzer gibt es ja keinen finanziellen Anreiz, alte Strukturen durch neue digitale Lösungen zu ersetzen, damit zum Beispiel auch Mieter profitieren. Bei dem Thema regenerativer Energien sieht das ja anders aus. Braucht es nicht auch hier auf Gesetzesebene Initiativen, um finanzielle Anreize zu schaffen?
Solange die Systeme nur den Lifestyle des Hausbesitzers bedienen, sehe ich keine
Notwendigkeit einer staatlichen Förderung. Wenn es aber dazu führen kann, dass wirklich Energie eingespart wird, sieht das schon wieder anders aus. Im Moment geht es aber eher um Convenience oder Lifestyle. Da sehe ich die öffentliche Hand nicht an Bord. Beim Thema Versicherungen sieht das etwas anders aus. Smart-Living macht das Haus nicht nur komfortabler, sondern auch sicherer. Das System sorgt ja dann, wenn niemand da ist, dafür, dass das Haus sicher verriegelt ist. Bei Themen wie Hagel oder Sturm gibt es auch automatische Reaktionen. Bei solchen Szenarien, die jetzt besser gelöst sind, gibt es bei Versicherungen sicher noch Luft nach oben. Sie könnten für Kunden einen Anreiz schaffen.

Wie sieht es eigentlich mit dem Thema Sicherheit bei Smart-Home-Geräten aus? Beim Thema Schutz vor Angriffen scheint es noch viel Luft nach oben zu geben. Oft finden Experten Beta-Versionen, die noch nicht einmal die Möglichkeit eines Updates beinhalten. Wie beurteilen Sie diese Situation?
Ich kann diesbezüglich nur für Hörmann sprechen. Sicherheit hat bei uns oberste Priorität. Hörmann bringt nur Systeme auf den Markt, die bezüglich Sicherheit ausgiebig getestet wurden oder eine Technologie nutzen, die von ausgewiesenen Experten als sicher angesehen wird. So haben wir in Zusammenarbeit mit einer deutschen Universität die BiSecur-Funktechnologie entwickelt, deren Signal weder kopiert noch entschlüsselt werden kann. Kein anderer Hersteller verfügt über eine gleichwertige Funktechnik. Bei Smart-Home-Lösungen setzen wir auf Technologien, die sich beispielsweise auch im Bankensektor bewährt haben. Wir verfolgen die Situation sehr genau und reagieren sofort bei auftretenden potenziellen
Sicherheitslücken dieser Technologien.

Noch eine Frage zum Thema Innovationen von Hörmann in Sachen Smart- Home.
Bei den oben erwähnten Lösungen
nutzt Hörmann doch weitgehend bestehende Technologien, die sich im Markt schon etabliert haben. Gibt es diesbezüglich eine wegweisende Innovation aus Ihrem Hause?
Ja, die gibt es. Hörmann lanciert das völlig neu entwickelte Zutrittskontrollsystem «LightAccess». LightAccess ist ein innovatives Zugangssystem, welches als Schlüssel einen Lichtcode verwendet, der mit dem Display eines Smartphones auf einen Leser projiziert wird. Dieses System erlaubt es, jede Tür in einem Objekt einheitlich auszustatten, effiziente Zugangsverwaltung online durchzuführen und Zugänge aus der Ferne zu versenden. Dabei ist es mit der bestehenden Infrastruktur wie Kartensystemen und mechanische Schliessanlagen kompatibel. Kern der Lösung LightAccess sind LightPass-Zugangsrechte – zeitlich begrenzt oder dauerhaft funktionierende digitale Schlüssel. Sie können per SMS oder E-Mail versandt werden und bieten zugleich grösstmöglichen Komfort, Kompatibilität und Sicherheit. Das LightAccess- System kann mit jedem Mobiltelefon mit Farbdisplay verwendet werden, was durch die eigens dazu entwickelte LSA-Technologie möglich wird. Das ist eine echte Innovation, die neue Möglichkeiten in der Zutrittskontrolle eröffnet und die mich persönlich begeistert.

Anmerkung:
Abhängig vom Endgerät und App-Version
In Verbindung mit internem oder externem Hörmann-Bluetooth-Empfänger.

www.hoermann.ch