Landolt_Florian ist Public Affairs Manager bei VELUX Schweiz AG

Tageslicht hat Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden, auf den Energieverbrauch eines Gebäudes und auf die visuelle Wirkung eines Raumes. Doch wie ist sein Stellenwert in modernen Gebäuden?

Das Arbeitsgesetz setzt für Arbeitsplätze eine Helligkeit von 600 Lux voraus. Diese sind primär mit Tageslicht zu erreichen, können aber stets durch Kunstlicht ergänzt werden. Was heisst 600 Lux? Das menschliche Gehirn ist erst ab 1 000 Lux der Meinung, es sei Tag und unterdrückt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Zum Vergleich: An einem bewölkten Tag herrschen in der Schweiz rund 20’000 Lux, an einem sonnigen Tag bis zu 120’000 Lux. In Wohngebäuden gilt in den meisten Kantonen lediglich, dass die Fensterfläche pro Bodenfläche im Verhältnis 1:10 berechnet werden muss. Sprich, in einem Raum mit 20 Quadratmetern Grundfläche müssen zwei Quadratmeter Fensterfläche verbaut werden. Sicht nach aussen, Blendung oder Reflexionsgrad spielen kaum eine Rolle.

An heissen Sommertagen wird schnell die Diskussion der Überhitzung von Gebäuden geführt. Gerade dann zeigt sich, dass voll verglaste Fassaden und nicht zu öffnende Fenster schnell zu Problemen führen können. Nebst dem Lichteinfall müssen bei Fenstern auch der aussenliegende Hitzeschutz und der innenliegende Blendschutz berücksichtigt werden. Mit einem ausserhalb des Fensters liegenden Rollladen können 95 Prozent der Hitze draussen gehalten werden, mit dünneren Markisetten rund 75 Prozent. Diese werden gerade bei Dachfenstern oft nicht eingesetzt.

Das Öffnen von Dachfenstern in der Nacht bringt pro Raum bis zu fünf Grad Abkühlung. Mittlerweile kann die Steuerung der Fenster und Storen auch per App erfolgen. Weilt man in den Ferien, können die Fenster zu Hause so immer noch bedient werden. Werden auch noch die Fassadenfenster geöffnet, kann das ganze Gebäude passiv gekühlt werden.

Richtig eingesetzt kann übers Jahr mit Fenstern eine positive Energiebilanz erreicht werden. Eine Studie der Donau-Universität Krems, durchgeführt am Naturfreundehaus Knofeleben bei Wien, hat aufgezeigt, dass pro Quadratmeter Dachflächenfenster die nutzbaren solaren Erträge die Wärmeverluste in der Ganzjahresbetrachtung um 93 Kilowattstunden übersteigen. Es kommt also auf die Planung an!

Mit der Erfindung der Glühbirne ist das Wissen um Tageslicht mehr und mehr verschwunden. Grund dafür: Tageslicht kann stets mit Kunstlicht substituiert werden. Der gesunkene Stellenwert des Tageslichts zeigt sich an einfachen Beispielen: So haben etwa Häuser der Gründerzeit oberhalb der normalen Fenster oft noch kleinere Oblichter, die Tageslicht in die Tiefe des Raumes bringen. In älteren Kellern sind zu diesem Zweck vielfach die Fenstersimse abgeschrägt. Mit Atrien werden in älteren Gebäuden oft Innenhöfe mit Tageslicht versorgt, so zum Beispiel in der Lobby der Uni Zürich. Herzog & de Meuron hat dies in seinem Siegerprojekt des FORUM UZH Zürich ebenfalls wieder aufgenommen.

Auch in der Politik gibt es Lichtblicke: So hat kürzlich Regula Rytz, Präsidentin der Grünen Partei, im Nationalrat einen Vorstoss eingereicht, in dem sie einen Bericht zur Förderung der Tageslichtzufuhr in Wohngebäuden fordert. Dies ist der richtige Weg, denn Tageslicht in Gebäuden sollte nicht Luxus, sondern eine Selbstverständlichkeit sein.

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