Die Ausstellung «Tsuyoshi Tane: The Garden House» in der Vitra Design Museum Gallery ist dem kürzlich errichteten Tane Garden House auf dem Vitra Campus gewidmet. Das Gebäude hat eine Grundfläche von nur knapp 15Quadratmeter und dient als eine Aussichtsplattform für die Besuchenden des Vitra Campus, sowie als Aufenthaltsraum für die GärtnerInnen des Geländes. Trotz des kleinen Umfangs ist das Gebäude ein typisches Beispiel für den Gestaltungsansatz des japanischen Architekten. Tanes Projekten geht stets ein intensiver Rechercheprozess über die ortstypischen Gegebenheiten voraus, vor allem durch die Erforschung der regionalen Handwerkskunst und die Verwendung traditioneller Materialien. In der von Tane konzipierten Ausstellung werden Architekturmodelle und Zeichnungen des Gebäudes sowie die Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern präsentiert.

Den Anstoss zum Bau des Garden House auf dem Vitra Campus gab Rolf Fehlbaum, Chairman Emeritus von Vitra. Im Jahr 2020 schrieb er an Tsuyoshi Tane: Der Oudolf Garten und das Tane Garden House sind die ersten Manifestationen einer stärkeren Sensibilisierung für Nachhaltigkeit auf dem Vitra Campus. Daher ist es wichtig, dass die für den Bau des Gartenhauses verwendeten Materialien sowie die Arbeits- und Nutzungsweisen hohen ökologischen Standards entsprechen.

Tsuyoshi Tane verwendet den Begriff «above ground» (oberirdisch), um die nachwachsenden Materialien dieses Projekts zu beschreiben – im Gegensatz zu «underground materials», also den vielfach übernutzten Bodenrohstoffen. Zu den «aboveground materials» zählt Tane unter anderem Schilf und Holz. Zur Verwendung dieser Materialien wurde Tane durch die historischen Gebäude im Schweizer Freilichtmuseum Ballenberg inspiriert, während die Umsetzung mithilfe von regionalen Produktionstechniken und in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben erfolgte, die der Architekt als «Nachbarn» betrachtet und schätzt.

Wie ein Archäologe begibt sich Tane im Entwicklungsprozess auf eine Entdeckungsreise und auf die Suche nach dem Gedächtnis des Ortes, an dem ein Projekt geplant wird. Tsuyoshi Tane nennt diese Herangehensweise «Archäologie der Zukunft». Die Präsentation in der Vitra Design Museum Gallery zeigt, wie aus solchen Recherchen das Gebäude auf dem Vitra Campus entstanden ist. Anhand von über hundert Modellen und Mockups, die mehrere Versuchsstadien durchlaufen haben, können BesucherInnen die Entwicklung des Gebäudes nachvollziehen. Dabei wird zum einen Tanes Studium einzelner Materialien deutlich – vom traditionellen Reetdach und dem aus einem Baumstamm gefertigten Brunnentrog bis zur Binde- und Knüpftechnik der für die Treppenbalustrade verwendeten Seile. Gleichzeitig veranschaulichen die Modelle Tanes intensive Auseinandersetzung mit der Typologie des Gartenhauses, die er spielerisch erkundet – vom aristokratischen Pavillon bis zum Geräteschuppen. Entstanden ist daraus ein Gebäude, das eine experimentelle Studie für zeitgemässes und ökologisches Bauen darstellt. Diesem Prinzip folgt auch die Ausstellung, welche ausschliesslich Materialien aus dem Entwicklungsprozess verwendet.

Zur Ausstellung erscheint die Begleitpublikation «Tane Garden House». Das Buch zeigt Skizzen, Modelle und andere Materialien aus dem Entwicklungsprozess. Englisch, 304Seiten, 11 mal 15.5Zentimeter, 2023, 25.00Euro (Deutscher Ladenpreis).

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